Was Selbststeuerung angeht sind war ganz gut aufgestellt. Harald, unser Windpilot leistet nach wie vor großartige Arbeit. Das Einstellen des Kurses ist zwar manchmal, vor allem bei Dunkelheit ein wenig nervig und ein paar der Leinen quietschen ganz furchtbar, aber das System ist toll.
Zusätzlich haben wir ja noch seit Urzeiten einen alten Autohelm 3000 an Bord. Ein sehr einfaches System, bei dem ein kleiner Elektromotor einen Keilriemen antreibt, der direkt am Steuerrad befestigt ist. Etwas altertümlich, aber sehr schmal im Aufbau. Leider hat dieser kleine Elektromotor so ein fieses Geräusch von sich gegeben, dass wir ihn eigentlich immer nur dann nutzten, wenn das laute Dröhnen des Motors das Geräusch überdeckte. Unser neuer Motor ist deutlich leiser, also trat das fiese Geräusch des Autopiloten wieder in den Vordergrund…
Immer mal wieder zickte das gute Stück auch ein wenig rum, wollte mal funktionieren und mal nicht. Als unsere erste Biskaya-Querung anstand war platzte uns der Kragen und wir waren drauf und dran in Brest ein neues Modell zu kaufen. Einzig und allein der Umstand, dass der Ausrüster geschlossen hatte als wir dort ankamen, hielt uns auf. Der Autopilot schien allerdings mitgehört zu haben und benahm sich wunderbarer Weise seit dem. Auf der gesamten Reise fiel er nicht ein einziges Mal mehr aus. Wunderheilung.



Nach unserer Rückkehr ging es aber wieder los und jetzt überlegten wir uns einen Einbau-Autopiloten zuzulegen. Nach vielen Stunden der Beratung, des Messens und Rechnens kamen wir zu dem Schluss, dass wir eigentlich keine Lust auf den komplizierten Einbau hätten. Ziemlich entnervt gab ich die Worte „Autohelm 3000“ in die Suchmaske von Kleinanzeigen ein und siehe da: jemand bot exakt unser Modell an, original-verpackt und quasi unbenutzt. Nur die Aufhängung für die Motor-Einheit und der Radadapter fehlten, aber beide haben wir ja bereits. Für einen Spott-Preis bestellte ich sofort und wenige Tage später kam der neue Autohelm bei uns an.
Wir machten uns also auf der Krassy ans Werk. Zuerst testeten wir mit einem Labornetzteil, ob der neue Autopilot auch funktionierte. Lief wie geschmiert, wenn auch erstaunlicherweise noch lauter quietschend also unser alter. Also bauten wir alles um. Der Stecker musste umgelötet werden, dann konnte der neue Autopilot loslegen. Denkste. Der tat nix mehr! Mit dem Labornetzteil hatte doch alles super funktioniert! Christian hatte die Steckdose durchgemessen, wir prüften die Anschlüsse am Stecker rauf und runter und schraubten schließlich das ganze Teil auf um es auch mal von innen zu prüfen. Oha, musste mal gereinigt werden. Ich putzte und fettete also etliche kleine Zahnrädchen und versuchte sie anschließend wieder richtig zusammenzusetzen. Ach, wenn ich schon mal dabei war, zerlegte ich den alten Autopiloten auch gleich noch und reinigte die Zahnrädchen. Man weiß ja nie wofür’s gut ist.
Mal wieder ging der Nachmittag schneller in den Abend über als wir dachten. Es wurde langsam dunkel draußen und am Nachbarboot hatte es sich eine Crew aus älteren Herren schon mit einem Bierchen im Cockpit gemütlich gemacht. Die wunderten sich wahrscheinlich schon, was wir da so spät abends und mit Stirnlampen noch rumwerkelten.
Langsam machte sich bei uns der Frust breit, denn wir konnten den Fehler einfach nicht finden! Irgendwann steckte ich einfach mal die Litzen des alten Autopilot ohne Stecker in die Buchse, keine Ahnung warum ich das tat, aber es war der Stein der Weisen. Mit einem vornehmen, leisen Surren (die Zahnrädchen waren ja frisch geschmiert) erwachte der alte Autohelm zum Leben. Als bei uns beiden gleichzeitig der Groschen fiel stießen wir einen lauten Schrei der Erkenntnis aus „Die Steckverbindung!“ Die Crew am Nachbarboot schreckte dabei fürchterlich zusammen und verkrümelte sich in Windeseile ins Bett.
Wir hatten zwar den Stecker selbst und auch die Buchse mehrfach durchgemessen, aber nie die Kombination (wie auch?!). Die Kontakte in der Buchse waren total ausgeleiert und so bekam der Stecker nur sporadisch Kontakt. Das erklärte alle unsere Probleme bisher, denn manchmal lief der Autopilot und manchmal nicht. Mittlerweile war alles so ausgenudelt, dass hier gar nichts mehr ging und wir hatten dabei die ganze Zeit den Autopiloten selbst unter Verdacht. Auf sowas musste man erst mal kommen!
Am nächsten Tag kauften wir also einen neuen Stecker und eine neue Buchse, die beide fix eingebaut waren. Jetzt haben wir 2 Autohelme an Bord, die beide schnurren wie Kätzchen.