In allen Schulungen, die ich in meinem Berufsleben als Systems Engineer mitmachen durfte gab es einen Aspekt, der immer wieder auftauchte. Nach dem Abschluss eines Projektes führt das Projektteam ein „Lessons Learned“ durch und bespricht was gut oder schlecht gelaufen ist und wie man es beim nächsten Mal besser machen kann. Unter Seglern könnte man auch sagen: Manöverkritik.
Unser Projekt unter dem Motto „Krassy goes Caribbean“ haben wir 2018 erfolgreich abgeschlossen. Es lief nicht alles nach Plan, aber wir haben unsere Atlantikrunde geschlossen und hatten dabei eine wirklich tolle Zeit! Aber was haben wir denn nun konkret für unsere nächste Reise gelernt?
Die erste und wichtigste Erkenntnis vor weg:
WIR WOLLEN MEHR! – Schon bei unserer Rückkehr stand fest: nach der Reise ist vor der Reise!
Das klingt banal, aber bei vielen Crews die wir unterwegs kennengelernt haben sah die Welt anders aus. Viele haben ihre Reisen abgebrochen, ihre Boote verkauft oder zumindest festgestellt, dass Langfahrtsegeln einfach nicht ihr Ding ist.
Natürlich gibt es aber auch praktischere Erkenntnisse, von denen ich einige hier mit euch teilen möchte.
Technische Erkenntnisse
Motor
Wir dachten immer ein Segelboot ist zum Segeln da und der Motor ist nur Unterstützung. Als unser alter Motor am Ende unserer letzten Reise den Geist aufgab, wurden wir eines besseren belehrt. Der Motor ist essentiell wichtig! Früher mag es möglich gewesen sein in den Häfen einfach bis in die Box zu segeln, aber heute sind die Yachthäfen so eng und vor allem so voll geworden, dass das bis auf sehr wenige Ausnahmen unmöglich geworden ist.
Man muss sich einfach auf den Motor verlassen können, das können wir nicht oft genug betonen. Regelmäßige Pflege und Wartung sind unglaublich wichtig und jeder Segler sollte seinen Motor sehr gut kennen.
Radar
Kann, muss aber nicht. Wir unternahmen unsere letzte Reise ohne Radar und wir erlebten nur eine einzige Situation, wo ein Radar eine gut Unterstützung gewesen wäre (ein nebliger Tag in Nordfrankreich). Vielleicht hatten wir einfach Glück, denn allzu viel Nebel erlebten wir sonst nicht. Komischerweise hörten wir von vielen Crews, die zeitglich mit uns unterwegs waren, dass sie zwischen Frankreich und Portugal fast dauerhaft im Nebel unterwegs waren…. Uns scheint vielleicht einfach die Sonne aus dem A…
Unsere nächste Reise könnte uns in nördlichere Gefilde führen, also bauten wir uns in der letzten Saison doch noch eine Radar-Antenne auf der Krassy ein. Nach langem Abwägen entschieden wir uns dabei für eine Radar-Aufhängung im Achterstag. Lest aber gern hier mehr darüber.
Watermaker
Ein Watermaker steht schon lange auf meiner Wunschliste und wir zogen sehr ernsthaft in Betracht einen auf der Krassy einzubauen. Leider finden wir einfach keinen vernünftigen Ort für so ein Teil, wenn wir keine größeren Umbaumaßnahmen in Kauf nehmen wollen.
Auch hier haben wir festgestellt, dass es zwar schön wäre einen Watermaker an Bord zu haben, dass wir aber auch ohne Probleme und mit ein wenig Vorbereitung ganz gut ohne auskommen. Ihr könnt aber auch hierzu mehr lesen in meinem Beitrag zum Thema Watermaker.
Außendusche
Die hat uns wirklich gefehlt auf der letzten Reise! Wir hatten zwar noch vor der Abfahrt eine sehr praktische Wassersteckdose in unserem Cockpit eingebaut, aber die ist mit unserem Frischwassersystem verbunden. Auf langen Etappen kommt es also nicht in Frage, dass wir hiermit ausgiebig duschen, denn dann wäre unser Wassertank ruck-zuck leer. Wir hatten uns auf der letzten Reise eine abenteuerliche Konstruktion gebaut, bei der wir eine kleine Bilgepumpe mit einem sehr langen Kabel und einem sehr langen Schlauch verbanden, das ganze an der Badeleiter befestigten und damit unter Wasser drückten. So konnten wir auf dem Achterdeck mit Seewasser duschen, während das Kabel quer durchs Cockpit verlegt zur Steckdose führte. Eingeseift im Adams-Kostüm hinten auf dem Achterdeck zu sitzen während man versucht sich mit einer Hand festzuhalten (das Boot ruckt ja gern mal in den Wellen hin und her), mit der anderen Hand das Schampoo auszuwaschen oder sich einzuseifen und dabei gleichzeitig den Schlauch nicht über Bord fallen zu lassen ist ein echtes Kunststück. Eigentlich braucht man dafür mindestens drei Hände…
Es muss also für unsere nächste Reise auf jeden Fall noch eine eingebaute Seewasserdusche her!
Solarpaneele
Wie Christian schon zu diesem Thema sagte: größer ist immer besser! So ist es. Wir sind mit der Krassy fast immer autark und legen extrem selten ein Landstromkabel. Wir achten allerdings auch sehr darauf unsere Verbraucher klein zu halten und sind mit unseren Batteriekapazitäten im Vergleich zu den meisten anderen Crews extrem schmal aufgestellt. Unsere beiden Solarpaneele leisteten großartige Arbeit und versorgten uns die meiste Zeit recht zuverlässig. Trotzdem stockten wir hier ein wenig auf, denn in den letzten Jahren hat sich hier technisch einiges getan und wir können mit Paneelen der gleichen Größen deutlich mehr Ertrag schaffen. Zusätzlich haben wir noch das ein oder andere mobile Solarpaneel an Bord, das wir nach Bedarf zum Beispiel an unsere Windschutzscheibe oder auf eine der Luken kleben können.
Wasserfilter
Als uns auf unserer letzten Reise ein paar Freunde aus Deutschland auf den Kanaren besuchten brachten sie uns einen Wasserfilter mit, den wir bestellt hatten. Hiermit können wir das Wasser aus unserem Tank direkt vor dem Wasserhahn in der Pantry so filtern, dass es trinkbar ist. Seit dem trinken wir fast nur noch das Wasser aus unserem Tank und wir hatten während der gesamten Reise nicht ein einziges Mal Probleme damit. Den Filter muss man zwar regelmäßig wechseln, aber dieses kleine Übel nehmen wir sehr gern in Kauf, denn der Wasserfilter war eine der besten Investitionen, die wir an Bord so gemacht haben.
Wir werden für die nächste Reise auch im Badezimmer noch einen Filter einbauen. Der liegt schon bereit, aber wenn wir schon dabei sind, tauschen wir auch gleich den ollen Wasserhahn gegen eine Mischbatterie aus.
Cockpitinstrumente und NMEA 2000
Eines von Christians Lockdown-Projekten war es, das gesamte Bord-System auf NMEA 2000 umzustellen. Hierfür bekam die Krassy völlig neue Instrumente im Cockpit und auch einige neue Sensoren. Da Christian sich auch beruflich mit diesen Themen beschäftigt, hat er sich hier mit vollem Eifer in die Arbeit gestürzt. Die alte Logge stand gern mal wie eine Eins, die Windanzeige funktionierte auch nur, wenn sie da Lust drauf hatte und die Instrumente konnten alle nicht miteinander kommunizieren. Das neue Cockpit sieht dagegen ganz anders aus. Neben den wirklich schönen und übersichtlichen Instrumenten programmierte Christian auch gleich eine neue App (nur für uns), mit der wir vom Tablet oder Handy aus alle Daten in Echtzeit abrufen können. Ein paar Außenlautsprecher gab es übrigens ebenfalls dazu, aber auch wenn das hier nur eine Kleinigkeit ist, nutzen wir diese doch sehr ausgiebig! Auch zu diesem Thema könnt ihr ausführlicheres im Beitrag von Christian lesen.
Kleine Upgrades
Ein paar Kleinigkeiten sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn sie haben unser leben etwas leichter und sicherer gemacht.
Hierzu gehört unser Esstisch im Cockpit. Bisher hatten wir nur so eine komische Holzplatte, die man in die Steuersäule klemmen und mit einem dünnen Hölzchen im Gräting abstützen konnte. Das ganze Konstrukt war total wackelig und jedes Mal wenn sich ein Besucher mit den Ellenbogen aufstützte schrien wir beide entsetzt auf. Der Tisch war außerdem viel zu groß, sodass man kaum daran vorbei kam, wenn man doch mal aufstehen musste.
Ich hatte schon lange von einem Tisch geträumt, der an der Steuersäule befestigt wäre und bei Bedarf einfach hochgeklappt werden konnte. Diese Tische hatten wir auf vielen Booten gesehen und da man sie seitlich ausklappen kann sind sie wirklich praktisch. Nach der Reise kaufte ich so einen Tisch und bestellt ein paar günstige Klappscharniere dazu. Christian war zuerst ein bisschen skeptisch aber mittlerweile lieben wir beide unseren neuen Tisch. Den alten hatten wir zwar auf Christians Wunsch noch aufbewahrt (falls man mal mehr Besuch bekommt), aber wir haben ihn seit dem nie wieder aus der Backskiste geholt.
Eine richtig tolle Ergänzung, die ich täglich mit Freuden nutze ist mein Schneidebrett. Klingt banal, ist aber für mich eine kleine Offenbarung. Die Hallberg-Rassy 352 ist auch bekannt als das Boot in das man über den Salat einsteigt. Es gibt nämlich in der Pantry keine wirkliche Arbeitsfläche. Man kann zwar den Herd mit einer Platte abdecken, aber sobald man was kochen will nützt einem das nicht mehr viel. Die einzige Fläche auf der man halbwegs arbeiten kann ist die Fußmatte im Niedergang und ich glaube ich brauch nicht weiter ins Detail zu gehen um klarzumachen, dass das für die Zubereitung von Essen ein denkbar ungeeigneter Ort ist.
Wir haben aber 2 Waschbecken in der Pantry und es ist ein wenig erschreckend, wie lange wir gebraucht haben um auf die Idee zu kommen, eins davon mit einer Platte abzudecken um diese als Arbeitsfläche zu nutzen. Mein erster Versuch aus einem Akazienholzbrettchen eine passgenaue Abdeckung zuzuschneiden und in die richtige Form zu fräsen war nicht unbedingt eine Glanzleistung. Das Brettchen war viel zu weich, beim Fräsen war die Kantenfräse abgerutscht, ich musste ewig nacharbeiten und nach kürzester Zeit verzog sich das Holz durch die Feuchtigkeit darunter und bekam auch noch Stockflecken. Toll. War wohl nichts.
Als ich dann irgendwann mal wieder spät abends von einer Dienstreise nach Hause kam überraschte mich Christian mit einem neuen und viel schöneren Brettchen. Er hatte im Baumarkt eine wunderschöne, dicke Baumscheibe gekauft, sie liebevoll in Form geschnitten und gefräst und anschließend richtig ordentlich eingeölt. Diese Platte passt genau auf das kleine Waschbecken und bietet die perfekte Arbeitsfläche. Damit das Holz nicht verkratzt habe ich noch ein paar dünne Kunststoff-Schneidematten, die ich darauf legen kann und schon macht das Kochen an Bord noch mehr Spaß als vorher.
Unsere dritte kleine Verbesserung ist sehr simpel und entstand schon während der Reise. In unseren Salonschränken haben wir unsere ganzen Vorräte verstaut. Hier sind jede Menge Konservendosen, Marmeladengläser und auch die ein oder andere Tafel Schokolade untergebracht. Sehr schnell mussten wir feststellen, dass es lebensgefährlich sein kann, eins dieser Fächer bei Lage auf dem falschen Bug zu öffnen. Wenn 10-15 Konservendosen und Gläser auf einen herabregnen kann das ordentlich weh tun, ganz abgesehen davon, dass man die blöden Dinger anschließend alle wieder einsammeln und in den Schrank zurück verfrachten muss. Hier war die Abhilfe ganz einfach. Ich nähte uns Netze, die genau in unsere Schränke passten und die wir einfach mit Druckknöpfen befestigten. Jetzt fliegt der Inhalt des Schranks höchstens noch in das Netz, man kann also gefahrlos die Schranktür öffnen ohne die Ecke einer Schokoladentafel ins Auge zu kriegen.



Seglerische Erkenntnisse
Die Krassy
Unsere wichtigste Erkenntnis ist wohl, dass die Krassy absolut langfahrttauglich ist! Sie ist zwar im Vergleich zu vielen anderen Booten nicht besonders groß und nicht besonders schnell, aber sie ist stabil und sehr sicher. Wir haben uns zu jederzeit wohl gefühlt an Bord und haben immer wieder festgestellt, dass bei wirklich rauen Bedingungen wahrscheinlich eher die Crew versagen würde als das Boot selbst. Natürlich geht hier und da mal was kaputt, aber in Summe ist die Krassy mittlerweile für lange Reisen super ausgestattet.
Langkieler
Die Krassy ist ein sogenannter gemäßigter Langkieler. Heutzutage baut man Boote so nicht mehr, aber Anfang der 1980er Jahre war das die gängige Rumpfform. Aber was bedeutet das eigentlich? Der Kiel ist bei der Krassy nicht wie bei modernen Booten in der Mitte des Rumpfes angeflanscht, sondern erstreckt sich über einen großen Teil der Bootslänge gleichmäßig ausgeformt nach hinten. Der Kiel ist sozusagen Teil des Rumpfs.

Diese Form hat den großen Nachteil, dass sich die Schiffe nur sehr schwer rückwärts manövrieren lassen. In engen Häfen müssen wir also manchmal etwas genauer hinschauen, bevor wir uns in eine Boxengasse bewegen in der wir das Boot nicht mehr drehen könnten. Zudem ist das Boot durch diese Form natürlich ziemlich schwer, denn für so einen langen Kiel wird viel Material eingesetzt.
Aber es gibt auch große Vorteile. Zum einen die Stabilität, was in mehrfacher Hinsicht zutrifft. Wir brauchen wenig Angst davor zu haben den Kiel zu verlieren, sollten wir mal eine knackigere Grundberührung oder eine Kollision mit einem Hindernis unter Wasser erleben. Es gibt keine Kielbolzen, die undicht werden und das Boot auf Tiefe gehen lassen könnten, denn es ist alles aus einem Guss. Stabilität bezieht sich aber auch auf die Stabilität beim Segeln. Der schwere Kiel ist ein Gegengewicht zum Mast und verhindert, dass man am Wind allzu stark auf der Backe liegt (dann sollte man eh mal ans Reffen denken…). Leichte Boote mit kleinerem Kiel stampfen sich leicht mal in den Wellen fest, wenn diese in kurzen Abständen von vorn anrollen. Die Krassy pflügt hier einfach durch wie ein alter Trecker.
Segelgarnitur
Unsere Segel haben sehr hart gelitten auf unserer letzten Reise. Wir waren größtenteils mit unseren „alten“ Segeln unterwegs, die wir noch durch ein neues Trisegel und eine Sturmfock ergänzt hatten. Wir hatten eine sehr große Genua, eine kleine Arbeitsfock und eine auf Stagreiter umgerüstete Fock, sowie unseren Blister und ein sehr altes Ersatz-Großsegel dabei.
Das Tri und die Sturmfock haben wir zum Glück nicht gebraucht. Es ist aber gut zu wissen, dass man sie dabei hat. Die große Genua ist toll als Leichtwindsegel und wir nutzten sie vor allem auf Vorwindkursen sehr gerne. Leider bekam die große Genua zum Ende der Reise ein paar Risse und musste vom Segelmacher geflickt werden. Die kleine Fock ist unser Lieblingssegel, denn sie lässt sich super handeln, ist schnell ein- und ausgerollt und lässt sich sehr einfach wenden. Wenn der Wind mal etwas wilder ist, sind wir mit der kleinen Fock immer gut betankt.
Die Stagreiterfock können wir an unserem wegnehmbaren Dyneema-Vorstag setzen und sie erwies uns treue Dienste bei unserer Passatbesegelung. Der Blister blieb die ganze Reise über in seinem etwas muffigen Segelsack verstaut. Er sieht zwar sehr hübsch aus, ist aber recht aufwändig zu setzen und fällt sehr schnell ein, wenn der Wind leicht dreht. Sobald doch mal eine Bö vorbeikommt droht das dünne Material zu reißen oder sich elendig zu verknoten. Das Segeln mit Blister ist also nie so richtig entspannt. Dazu kommt, dass unsere große Genua sogar noch ein wenig mehr Segelfläche hat als der Blister und diesen damit eigentlich überflüssig macht. Auf der nächsten Reise bleibt das gute Stück also wahrscheinlich zuhause.
Das Ersatz-Großsegel haben wir tatsächlich gebraucht, denn unser Groß hatte sich einen UV-Schaden in der karibischen Sonne geholt. Zwar hatten wir immer sorgfältig darauf geachtet, das Segelkleid als Schutz aufzuziehen, aber das Achterliek riss trotzdem ein und auch hier musste irgendwann ein Segelmacher ran. Das Ersatz-Segel war allerdings schon so alt, dass der Wind quasi durch das Material pfiff und wir uns wunderten, warum wir plötzlich so langsam unterwegs waren.
Für unsere Nächste Reise haben wir einige Upgrades an der Segelgarnitur vorgenommen:
Wir haben ein neues Großsegel aus stabilerem Tuch mit 2 Reffreihen. Aufgrund des Aufbaus unseres Riggs können wir das Groß sehr weit auffieren, wobei wir an der hinteren Unterwant anliegen, deshalb ist unser Segel nicht ganz durchgelattet. Da das neue Segel etwas größere Mastrutscher hat tauschten wir auch gleich die alte Wippe im Mast durch einen neuen Einfädler aus. Jetzt sind wir bei der Größe der Mastrutschen nicht mehr so stark eingeschränkt.
Um nicht wieder einen UV-Schaden zu riskieren haben wir einerseits ein UV-stabileres Material für das Segel ausgesucht und außerdem (auf ausdrücklichen Wunsch einer einzelnen Dame) ein Maindrop-System mitbestellt. So können wir das Segel einfach fallen lassen, den Reißverschluss zuziehen und müssen nicht ewig mit dem blöden Segelkleid rumhantieren.
Unsere kleine Arbeitsfock ist noch in sehr gutem Zustand, hab aber einen UV-Schutzstreifen im Achter- und Unterliek bekommen. Das ist eine großartige Erweiterung, denn so ist das Segel beim Einrollen geschützt und wir brauchen auch hier kein Segelkleid mehr hochzuziehen.
Die große Genua war ziemlich beschädigt, also haben wir auch hier ein neues Segel bestellt. Die alte Genau war super, also haben wir sie mehr oder weniger 1:1 nachbauen lassen, aber auch hier haben wir einen UV-Schutzstreifen aufnähen lassen.
Stagreiterfock, Sturmfock und Tri bleiben wie sie sind, der Blister bleibt wie gesagt wahrscheinlich zuhause.
Selbstholende Winschen
Ein lang gehegter Traum wird endlich wahr! Wir hatten immer gesagt, wenn wir mal heiraten, dann schenken wir uns zur Hochzeit gegenseitig eine Andersen-Winsch. Tja, das mit dem Heiraten haben wir noch nicht hinbekommen, aber ich wollte dann auch nicht ewig auf meine Winschen warten 😉
Christian, der alte Sparfuchs fand ein sehr gutes Angebot und bestellte die neuen Winschen bei einem Bootsausrüster auf Mallorca. Hier gibt’s eigentlich nicht viel zu zu sagen, wir bauten die alten Winschen aus und die neuen ein.
Bei unseren alten Winschen musste man immer mit einer Hand die Leine festhalten, konnte also nur mit einer Hand kurbeln. Da ich nicht so viel Kraft habe wie Christian, kam es öfter mal vor, dass ich die Genua einfach nicht dicht geholt bekam. Mit der Selbstholefunktion kann ich jetzt mit beiden Händen winschen, was einen riesigen Unterschied macht! Nur Christian kann sich einfach nicht dran gewöhnen und hält immer noch die Leine fest beim Kurbeln…
Autopilot
Ohne Autopilot ist eine Langfahrt absolut unmöglich! Niemand, wirklich niemand, will die ganze Nacht lang am Steuer sitzen um den Kurs zu halten. Was wir gelernt haben ist, dass Redundanz hier extrem wichtig ist. Der Windpilot leistete tolle Arbeit, kam aber mit manchen Kursen nicht so gut zurecht, hatte ein paar Schwierigkeiten bei Leichtwind oder stark veränderlichen Winden und bei dem allgegenwärtigen Saragossa-Gras auf dem Atlantik war er völlig unbrauchbar, da sich die blöden Wasserpflanzen ständig im Pendelruder sammelten und alles blockierten.
Unser elektrischer Autohelm 3000 war aber auch nicht immer das Gelbe vom Ei, weil er gelegentlich mal rumzickte und den Dienst verweigerte. Beides zu haben war also wichtig, denn unsere beiden Einäugigen konnten zusammen sehr gut sehen, wie man hier sagen könnte. Warum wir uns letzten Endes doch noch gegen einen Einbau-Autopiloten entschieden könnt ihr hier nachlesen.
Sicherheit
Wir sind, wie ihr vielleicht wisst, sicherheitstechnisch ganz gut aufgestellt. Auf unserer letzten Reise testeten wir das Produkt eines kleinen französischen Startups, die Sea Bands. Diese konnte man wie eine extrem hässliche Armbanduhr am Handgelenk tragen. Die orangen Gummiarmbänder waren dabei per Bluetooth mit unseren Handys verbunden. Die Idee war, dass wenn einer von uns über Bord fiele, dadurch die Bluetooth-Verbindung abreißen und der andere automatisch alarmiert würde. Das mit dem Alarmieren funktionierte auch, allerdings auch dann, wenn noch alle an Bord waren. Wir hatten ständig Fehlalarme. War man gerade in seiner Freiwache eingeschlafen und bekam dann so einen Alarm war es natürlich vorbei mit Nachtruhe. Wir schickten die Armbänder sogar von Unterwegs beim Hersteller ein, aber das Problem blieb leider bestehen, sodass wir es irgendwann aufgaben und die Dinger im Schrank verschwanden.
Eine Alarmierungsmöglichkeit ist uns aber weiterhin wichtig, auch wenn immer noch die erste Regel gilt: Niemand darf über Bord gehen! Für unsere nächste Reise haben wir Personal MOBs angeschafft. Die werden in die Rettungswesten eingebaut und senden im MOB (Man over Board)-Fall ein AIS-Signal aus. Hoffentlich werden wir sie nie brauchen.
Organisatorische Erkenntnisse
Kassensturz
Als wir 2017/18 unterwegs waren, war das ganze Leben noch ein weniger günstiger als heutzutage. Nichtsdestotrotz haben wir festgestellt, dass uns die Reise in Summe deutlich weniger gekostet hatte als erwartet.
Zuhause hatten wir unsere Wohnung untervermietet, ein Auto hatten wir nicht, alle unnötigen Ausgaben fuhren wir herunter. So blieben eigentlich nur noch unsere Lebenshaltungskosten unterwegs, sprich Lebensmittel, Hafengebühren, Diesel und die ein oder andere Vergnügung oder Reparatur. Wir hatten natürlich vor der Reise einiges gespart und Christian bekam durch seine Sabbatical-Vereinbarung sogar weiter ein kleines Gehalt.
Wir gingen viel Essen, lagen in Häfen wann immer wir Lust dazu hatten, mieteten hier und da ein Auto und gönnten uns auch die ein oder andere Vergnügung, neue Klamotten oder andere Ausrüstungsteile. Am Ende hatten wir pro Person, pro Monat im Schnitt ca. 1000€ ausgegeben, alles eingerechnet. Ganz ok also. Dieser Wert wurde übrigens später zu unserem Benchmark für alle Investitionen. Wir rechneten immer in „Monaten Auszeit“ statt in Euro. Ist eigentlich eine ganz gute Währung, wie ich finde.
Übrigens führen wir sowohl für unsere Reisen, in Urlauben als auch für alle Krassy-Projekte immer eine Reisekasse. In einer einfachen App tragen wir dabei ein wer was ausgegeben hat. So können wir einerseits steuern, dass unsere Kosten immer etwa gleich verteilt sind und außerdem lässt sich später sehr genau nachvollziehen was uns ein Projekt wirklich gekostet hat. Auch wenn man das manchmal selbst lieber gar nicht so genau wissen möchte…
Zeit
Beim letzten Mal haben wir uns ziemlich genau 12 Monate freigenommen. Wir hatten vorher ausgerechnet, dass wir mit diesem Zeitrahmen für die Atlantikrunde ganz gut auskommen würden und uns dabei nicht allzu sehr hetzen müssten. Am Ende wurde es aber doch noch ein wenig stressig, da uns ja unser Motor im Stich ließ und die letzten Meilen sich ewig hinzogen.
Schon damals stellten wir fest: 2 Monate mehr würden unsere Reise deutlich entspannter machen. Diesmal haben wir uns also etwas mehr Zeit herausgenommen, sodass wir in Summe 14 Monate unterwegs sein werden. Unsere Route wird ähnlich aussehen wie beim letzten Mal, so bleibt auch unsere Zeitplanung sehr ähnlich, denn hier hat das Wetter ein Wörtchen mitzureden. Wir werden wieder nach dem Ende der Hurricane-Saison und bei stabilem Passatwind auf Höhe der Kapverden über den Atlantik starten, den Winter in der Karibik und den USA verbringen und dann rechtzeitig vor der nächsten Hurricane-Saison den Rückweg Richtung Osten antreten. Wenn möglich, möchten wir gern ein paar Wochen früher in die Karibik starten als beim letzten Mal, aber wir werden sehen, ob das klappt.
Besuch an Bord
Mit Besuch an Bord ist es immer so eine Sache. Wie Christian gern sagt freut man sich über Besuch ja immer zweimal. Auf unserer letzten Reise hatten wir ein paar Mal Gäste an Bord. Natürlich freuen wir uns sehr Familie und Freunde während unserer Auszeit zu sehen, aber diese Besuche bereiten uns einige organisatorische Herausforderungen. Anders als bei einem vorgeplanten Pauschalurlaub oder einer Kreuzfahrt ist es für uns überhaupt nicht möglich zu planen, wann wir wo sind. Es gibt zwar eine grobe Planung, aber hier kann immer viel schief gehen und für einen Besuch müssen unsere Gäste bereit sein sehr kurzfristig zu buchen. Was wir bei aller Liebe auf jeden Fall vermeiden wollen, ist das wir gezwungen sind bei schlechten Wetterbedingungen loszufahren um es zu einem festgelegten Zeitpunkt zu einem bestimmten Ort zu schaffen. Das kann im Zweifelsfall sehr gefährlich werden und ist Besuchern manchmal sehr schwer zu erklären.
Ein paar unserer Besucher schliefen auch bei uns an Bord. Auch das ist so eine Sache, denn die Krassy hat zwar eine geräumige Achterkabine, ist aber mit uns beiden schon bis zum Anschlag vollgestopft. Unsere Besucher lösten in Sekundenschnelle nach ihrer Ankunft an Bord ein unvergleichliches Chaos aus. Das lässt sich gar nicht vermeiden wenn jeder mit einer großen Reisetasche ankommt (oder im schlimmsten Fall sogar mit Rollkoffern!) und sich dann in Achterkabine und Salon ausbreitet. Wesentlich entspannter ist es, wenn unsere Gäste sich ein nettes Hotel in Hafennähe nehmen und zur Not auch ein paar Tage Urlaub machen können falls wir durch Wetter oder Technik aufgehalten werden und etwas später kommen. So kann man gemütliche Tagestörns machen anstatt gezwungen zu sein mit wenig seeerprobten Gästen lange, anstrengende Seestück zu überwinden. Beim letzten Mal hingen 3 von 5 unserer Besucher irgendwann über der Reling und fütterten die Fische… Das muss nicht sein.
Vorkochen
Vielleicht könnt ihr euch erinnern, dass ich vor unserer letzten Reise sehr viel Zeit damit verbrachte Suppen einzukochen, Gemüse und Kräuter für Fertigmischungen zu trocknen und Wege zu finden, wie man das Kochen an Bord reduzieren könnte. Wie sich herausstellte war das völlig unnötig, denn gerade an langen Segeltagen ist es eigentlich ganz schön sich mit Kochen beschäftigen zu können. Unsere eingekochten Suppen haben wir zwar gegessen, aber wir wären auch gut ohne sie klargekommen. Die gesamte Reise über hatten wir übrigens nur 2 Raviolidosen an Bord, die wir ein Jahr lang durch die Gegend fuhren und erst an dem Tag öffneten, als uns der Motor abrauchte… Klassisches Frustessen und nicht mal besonders lecker…
Frisches Obst und Gemüse bekommt man fast überall und wir haben einen gut sortierten Vorrat an Konserven mit Tomaten, Bohnen, Mais etc. und natürlich jede Menge trockene Lebensmittel wie Reis, Nudeln und Mehl dabei. Hieraus lässt sich immer auch mit wenig Aufwand ein leckeres Essen zaubern. Wenn ihr Lust habt schaut auch gern mal in Smutje’s Logbuch vorbei für ein paar Rezepte.
Visitenkarten
Fast jede Crew die wir unterwegs trafen drückte uns erst mal eine Visitenkarte in die Hand. Die meisten schreiben schöne Blogs, pflegen Instagram- oder Facebook-Kanäle oder sind zumindest per E-Mail erreichbar um in Kontakt zu bleiben. Bei aller Vorbereitung hatten wir nicht bedacht, dass wir vielleicht auch Visitenkarten brauchen könnten. Für die nächste Reise sind wir besser vorbereitet. Auch wir haben jetzt liebevoll gestaltete Karten mit der Adresse unserer Website, einer eigens eingerichteten E-Mail-Adresse, unserem Insta-Namen und natürlich unserer MMSI. Ich freu mich drauf, wieder viele nette Leute kennenzulernen und Kontaktdaten auszutauschen. Wenn wir etwas gelernt haben, dann, dass Seglerfreundschaften etwas ganz besonderes sind. Man kann sich jahrelang aus den Augen verlieren, aber sobald man sich wieder sieht ist es, als hätten sich erst gestern die Wege getrennt. Zum Glück sind wir mit vielen lieben Menschen, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften immer noch in Kontakt und freuen uns jedes Mal, wenn sich eine Gelegenheit für ein Treffen bietet.