Mitunter die erste Frage, die uns die meisten Leute stellen, wenn sie von unserer Reise erfahren zielt auf unsere geplante Route ab.
Grundsätzlich kann man beim Segeln nur sehr bedingt eine Route vorausplanen. Bekanntlich lässt sich der Wind nicht ändern, man kann nur die Segel anpassen. Aber natürlich gibt es vorherrschende Winde, die eine grobe Planung ermöglichen. Der Passatwind beispielsweise ist einigermaßen vorhersehbar und erlaubt die Überfahrt über den Atlantischen Ozean etwa auf Höhe der Kapverdischen Inseln oder Kanaren in Richtung Karibik.
Auch die Hurricane-Saison ist einigermaßen planbar, auch wenn sich diese von Jahr zu Jahr und ganz besonders durch den immer stärker spürbaren Klimawandel leicht verschiebt. In der Regel kann man weiterhin von den alten Eselsbrücken zur Hurricane-Saison ausgehen:
June
July
August
September
October
Too soon
Stand-by
Look out you must
Remember
All over
Da wir dieses Mal ein wenig mehr Zeit haben (14 statt 12 Monate), können wir es ein wenig gemütlicher angehen. Für eine grundsätzlich andere Route haben wir aber trotzdem nicht genug Zeit, denn wir wollen auf jeden Fall wieder über den Atlantik und für eine Weltumsegelung fehlen uns mehr als nur ein paar Monate.
Es wird also wieder eine Atlantikrunde.
Als wir das erste Mal ernsthaft über eine weitere Reise sprachen, steckte die Welt gerade mitten im Lockdown. Die Krassy ruhte sich in ihrer Trockensaison auf Fehmarn vom Segeln aus und wir unternahmen einen seltenen Ausflug nach Bremerhaven um mal wieder ein wenig Meeresluft zu schnuppern. Unsere neue Heimat Bremen hatten wir bisher kaum erkundet und auch Bremerhaven kannten wir noch nicht. Durch den Lockdown gab es allerdings auch nicht viel zu sehen. Mit einem Coffee To-Go an der Mole zu sitzen und die Sonne zu genießen war alles, was man dort zu dieser Zeit unternehmen konnte.
Vielleicht war es der Anblick des Wassers oder der leicht salzige Geruch in der Luft, die unser Gespräch auf unsere letzte Reise lenkten. Wäre schon cool, sowas noch mal zu machen… Wir bauten also ein paar Luftschlösser: so 3-4 Monate sollten doch kein Problem sein für eine weitere Auszeit, oder?! Wir nehmen einfach unseren Jahresurlaub im Sommer und hängen vorne und hinten noch unbezahlten Urlaub dran. Dann könnten wir in der Saison davor die Krassy schon mal ein Stück weiter Richtung Süden bringen, dort überwintern und dann eine Runde durchs Mittelmeer drehen…
Klang gut. Wenn 3 Monate gehen würden, dann gingen aber doch sicher auch 6 Monate, oder? Naja, und das eigentliche Highlight unserer Reise war schon irgendwie die Atlantiküberquerung. Also vielleicht doch ein ganzes Jahr?
Dieser letzte Gedanke setzte sich irgendwie fest und in den nächsten Wochen und Monaten kamen wir immer wieder auf diese Idee zurück. Die Voraussetzungen waren gut. Wir arbeiten beide in großen Firmen, die uns nicht allzu sehr vermissen würden. Im schlimmsten Fall würden wir aber auch andere Jobs finden und da Christians Firma ja schon einmal einem Sabbatical zugestimmt hatte standen hier die Chancen nicht schlecht, dass das noch mal klappen könnte.
Wir entschieden uns schließlich dafür unsere Chefs mal vorsichtig vorzubereiten. Bei knapp 3 Jahren Vorlauf gab es wenig Argumente, die gegen unser Vorhaben sprechen könnten. Tatsächlich ging ab jetzt alles seinen Gang. Wir reduzierten beide unsere Gehälter, sodass wir zwar weiterhin 40 Stunden die Woche arbeiteten, aber nur 35 Stunden ausgezahlt bekamen. Die übrigen 5 Stunden pro Woche wurden in einem Langzeitkonto gesammelt. Da diese Konten leider gedeckelt sind trafen wir je eine Vereinbarung die Arbeitszeit für das Auszeitjahr entsprechend zu reduzieren, sodass wir während unserer Abwesenheiten einfach unser Langzeitkonto abschmelzen würden. Das hat mehrere Vorteile, denn so sind wir weiterhin mehr oder weniger normal angestellt (mit geringerer Arbeitszeit) und bekommen zum einen ein kleines Gehalt ausgezahlt und wären zum anderen weiterhin sozial- und krankenversichert. Auch die Einzahlungen in die Rentenkasse würden nicht vollständig ausgesetzt. Zusätzlich haben wir dadurch für beide Jahre einen vollen Urlaubsanspruch, der es uns erlaubt unsere Reise um insgesamt 2 Monate zu verlängern und trotzdem noch Urlaubstage für den Rest des Jahres übrig zu behalten.
Aber zurück zur Routenplanung. Was haben wir also vor?
Wir planen noch mal eine ganz ähnliche Runde zu machen wie beim letzten Mal: von unserem Heimathafen aus erst mal in Richtung Südeuropa, dann von dort aus über die Kap Verden in die Karibik, den Inselbogen hoch über Puerto Rico und die Bahamas in die USA und von dort aus wieder zurück Richtung Europa.
Da wir beim letzten Mal die Englische Küste komplett auslassen mussten möchten wir diesmal zunächst Richtung Großbritannien. London steht schon lange auf unserer Bucket List, denn dort gibt es einen kleinen Yachthafen direkt unter der Tower Bridge.
Galizien hat uns so gut gefallen, dass wir dort unbedingt noch mal hin möchten um vielleicht die Rias ein wenig ausgiebiger zu erkunden. Südportugal kennen wir ebenfalls noch nicht, da wir beim letzten Mal von Lissabon aus nach Madeira abgebogen sind. Marokko wäre auch ein interessantes Ziel.
Ich bin kein allzu großer Fan der Kanaren, aber auch hier haben wir beim letzten Mal nicht alle Inseln gesehen. Die Kapverden würden wir uns auch gern etwas ausgiebiger ansehen.
Bei unserer letzten Atlantikquerung wählten wir die kürzeste Strecke und segelten von Mindelo auf den Kapverden direkt nach Barbados, das etwas vorgelagert liegt. Wir könnten uns gut vorstellen auch mal das Südamerikanische Festland zu besuchen und möglicherweise Suriname oder Guyana anzulaufen. Hier müssen wir aber schauen, wie die Lage in Venezuela sich entwickelt, denn hier kann es ein wenig gefährlich werden.
Auch in der Karibik hatten wir ein paar Highlights, die wir auf jeden Fall wieder besuchen wollen, allen voran das wunderschöne Grenada. Ein paar Inseln mussten wir wegen der kurz vorher durchgezogenen Hurricanes beim letzten Mal auslassen. Hierzu gehörten besonders die nördlicheren Karibikinseln wie St.Martin, Barbuda etc.
Für Puerto Rico planen wir etwas mehr Zeit, denn auch hier hat es uns extrem gut gefallen. Die Dominikanische Republik müssen wir wahrscheinlich auslassen, da unsere Versicherung dieses Land ausgeschlossen hat. Ähnliches gilt natürlich für Haiti (muss eh nicht sein) und Kuba (schade). Jamaika ist zu weit ab vom Schuss, denn wir wollen ja weiter nach Norden.
Natürlich nehmen wir auch wieder die Bahamas mit, diesmal vielleicht mit einem Zwischenstopp in St. Kitts & Nevis.
In den U.S.A. wollen wir uns ebenfalls diesmal etwas länger aufhalten, denn auch New York steht unbedingt noch auf unserer Bucket List! Einmal mit der Krassy um die Freiheitsstatue zu segeln ist ein Traum, den wir uns beide unbedingt noch erfüllen möchten.
Ab hier wird es mit der Planung interessant, denn jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Plan A
Wir segeln weiter Richtung Norden, über Labrador nach Halifax. Von dort aus können wir mit einem relativ kurzen Schlag von ca. 5-6 Tagen Grönland erreichen. Hier ginge es über den Prins Christian Sund um die Südspitze herum und dann mit einem weiteren kurzen Seestück nach Island und über die Faroer Inseln weiter nach Schottland. Hier stünde für uns noch der Caledonian Canal auf dem Plan bevor es zurück zum europäischen Festland geht.
Dieser Plan ist ein wenig verrückt, aber dadurch, dass wir im Sommer in Grönland wären, ist er nicht ganz unrealistisch. Wir hätten sehr viel kürzere Seeetappen, die allerdings seglerisch sehr anspruchsvoll wären. Grönland zu besegeln reizt uns ungemein, aber natürlich ist uns auch bewusst, dass dieser Plan sehr gut vorbereitet sein will. Das Wetter kann einem hier schnell einen Strich durch die Rechnung machen und falls absehbar ist, dass der Prins Christian Sund wegen Eisgang nicht befahrbar ist, dann müssen wir den Plan leider aufgeben. Ein bisschen Schiss haben wir natürlich auch, aber trotzdem bleibt dieser Plan erst mal unser Plan A.

Plan B
Wir verlängern unseren Aufenthalt im Westen und bleiben dort bis zum Ende unserer Auszeit. So könnten wir uns in der Karibik und in den U.S.A. deutlich mehr Zeit nehmen und müssten bloß rechtzeitig der Hurricane-Saison aus dem Weg gehen. Die Krassy würden wir dann huckepack auf einem Transportschiff nach Europa zurückbringen lassen. Das würde uns ein bisschen was kosten, wäre aber nicht allzu unrealistisch. Wir würden uns dann Ende September 2025 einfach in den Flieger setzen und ein paar Wochen später unsere Krassy wieder in Empfang nehmen.
Das Abenteuer Atlantikquerung West-Ost haben wir bereits hinter uns und müssen uns nichts mehr beweisen. Da wir letztes Mal etwas über 3 Wochen am Stück auf See waren wissen wir, dass das zwar problemlos möglich ist, aber ehrlich gesagt macht besonders die letzte Woche dabei nur wenig Spaß… Den Rücktransport müssten wir vor Ort organisieren, aber auch dies ist durchaus eine realistische Option.
Plan C
Wir segeln wieder ganz klassisch über die Azoren zurück Richtung Osten. Wie gesagt sind die Etappen hierbei ziemlich lang, aber wir würden diesmal sicher einen Zwischenstopp auf Bermuda einlegen und so die Strecke ein wenig verkürzen. Die Azoren waren durchaus reizvoll und auch hier hätten wir noch einiges zu entdecken. Diese Option wäre auf jeden Fall mit dem geringsten Aufwand möglich.
Plan D
Wir verkaufen die Krassy in den U.S.A.. Das ist natürlich nur eine sehr theoretische Möglichkeit, denn eigentlich wollen wir uns nicht von unserem wunderschönen Boot trennen. Aber wer weiß was passiert. Manchmal ändern sich die Dinge und auch solche Optionen werden plötzlich möglich. Rassys sind in Amerika sehr beliebt und die Chancen stünden nicht schlecht, dass wir hier einen sehr guten Preis für uns Boot bekämen. Aber wir müssten uns erstens sehr intensiv mit der dazu gehörenden Bürokratie (Steuern, Zoll etc.) beschäftigen und überhaupt erst mal einen potentiellen Käufer finden. Dieser Plan ist also wie gesagt rein theoretisch und für uns gedanklich schon seit einiger Zeit vom Tisch.
Welche Wege wir schließlich einschlagen wird weiterhin spannend bleiben. Für die Grönland-Option sind wir ganz gut vorbereitet und haben der Krassy besonders in diesem Hinblick das ein oder andere Ausrüstungsteil gegönnt (wie z.B. ein modernere Dieselheizung). So oder so ist Planung hier eben nur genau das: Planung. Wenn ihr wissen wollt, wie wir uns am Ende entscheiden, dann bleibt unbedingt dran und folgt uns hier auf dem Blog oder auf Instagram oder Facebook!