Ich habe es im Beitrag Lessons Learned schon mal erwähnt, aber dieses kleine Gadget hat mein Leben an Bord so sehr verbessert, dass ich euch noch mal etwas ausführlicher davon berichten möchte.
Die Krassy ist ausgestattet mit einem Doppelwaschbecken in der Pantry. Zuhause wünsche ich mir das auch gelegentlich, denn ein zweites Spülbecken ist wirklich praktisch. Leider haben wir dadurch in unserer Pantry so gut wie keine Arbeitsfläche.
Für unseren Herd mit 2 Gasflammen gibt es eine Abdeckung, die als Arbeitsfläche dienen soll, das hat aber einen Haken: sobald man den Herd zum Kochen benötigt ist diese Fläche nicht mehr nutzbar. Bei uns ist die Abdeckung also die meiste Zeit platzsparend hinter dem Herd verstaut und wird nur selten hervorgeholt.
Zum Arbeiten in der Küche bleibt also nur noch die mit einer Fußmatte bedeckte Trittfläche des Niedergangs. Klingt eklig, ist es auch! Will man zum Schnibbeln nicht hinter dem riesigen Tische auf der Salonbank sitzen gibt es aber keine Alternative. Mit einem großen Schneidebrett liegt das Essen natürlich nicht direkt auf der Fußmatte, aber trotzdem ist dieses Arrangement gelinde gesagt suboptimal.
Es dauerte erschreckend lange bis wir darauf kamen eines der Waschbecken mit einer Platte abzudecken. Erst der YouTube-Kanal von Sail Life brachte uns die geniale Erkenntnis. Mads, der in seinem wirklich tollen Kanal ein altes Boot restauriert hat, baute sich aus einem einfachen Schneidebrett von IKEA genau so eine Abdeckung für sein Spülbecken. Das wollte ich auch!
Christian fand mein kleines Projekt glaube ich erst mal nur anstrengend. Wir steckten gerade mitten in der Restaurierung des Teak Decks und ich versuchte nebenbei noch diese kleine Bastelei zu bewerkstelligen. Man sollte ja meinen es ist nicht so schwer ein Brett in der richtigen Größe zuzuschneiden und die Kanten abzufräsen, aber ihr täuscht euch gewaltig!
Zuerst musste ich ein Holzbrett finden, das groß genug war, aber gleichzeitig nicht zu dick. Große Holzschneidebretter sind meist auch gleich 5-6 cm dick und wären natürlich viel zu schwer gewesen.
Löcher oder Griffe durfte das Brett natürlich auch nicht haben. Nach langem Suchen wurde ich endlich fündig und kaufte ein sehr weiches, günstiges Akazienholzbrett. Ein weiches Holz sollte doch leicht zu bearbeiten sein, dachte ich mir. Aber auch hier: falsch gedacht!
Die Stichsäge sauber zu führen war schon schwierig, die Fräse war auch nicht leichter. Da die Ecken des Waschbeckens abgerundet waren, musste ich für das Brettchen den richtigen Eckenradius finden. Ich sägte, schleifte und fräste also mein Brettchen und es sah tatsächlich gar nicht schlecht aus.
Das erste Auflegen auf das Becken brachte aber gleich die Ernüchterung: es passte hinten und vorne nicht! Ich musste also noch mal ran, schleifte noch mehr und fräste bevor ich es erneut versuchte. Naja, es kostete mich endlos viele Iterationen bis das Brettchen auch nur halbwegs passen wollte und ich verlor so langsam die Geduld.
Beim letzten Fräsen passierte dann das Unglück: der Fräskopfsaß nicht richtig und mein schönes Brettchen war direkt verhunzt! Jetzt warf ich erst mal alles in die Ecke und gab auf. Wie ärgerlich!
Christian bekam langsam Mitleid (gepaart mit einer leichten Gereiztheit) und schnitt kurzerhand die Ecke ab. Eigentlich war das eh eine gute Idee, denn so könnte man das Brettchen viel leichter anheben.
Endlich waren wir fertig und es sah ganz ok aus, erfüllte aber auf jeden Fall seinen Zweck! Wir hatten eine richtig gute Arbeitsfläche dazugewonnen. Das Brettchen blieb auch beim Segeln wo es sein sollte und im Becken unter dem Brett konnte ich sogar noch den blöden Spüllappen verstecken.

Das war wohl der Fehler: nach kürzester Zeit fing unser Brettchen an zu wackeln und irgendwie passte es auch gar nicht mehr so gut auf die Kanten des Spülbeckens. Ich raffte erst nach einer Weile, dass es wohl der Lappen war, der feucht in der Spüle lag und so dafür sorgte, dass das Holz meines weichen Schneidebretts aufquoll und sich verzog. Nicht nur das, es bekam noch dazu ein paar Stockflecken auf der Unterseite.
Wir reinigten das Brett sorgfältig, schliffen es noch mal in Form und achteten nun peinlich darauf, dass unten drunter alles trocken blieb. Wenn möglich drehten wir das Brett, damit es sich wieder glatt zieht, aber es half am Ende alles nicht.
Wir hakten das Projekt als ersten Versuch ab, nutzten das Brettchen aber weiter, weil es einfach so praktisch war. Ich verknotete mir das Hirn nach anderen Möglichkeiten, vielleicht was aus Kunststoff oder ein Gitter? Irgendwie auch egal, das Brettchen funktionierte ja halbwegs…
Als ich dann irgendwann mal wieder für ein paar Tage auf Dienstreise geschickt wurde fuhr Christian zum Baumarkt und fand ein perfektes, dickes Eichenholzbrett. Oder besser gesagt: eine Baumscheibe inklusive Rinde. Er schichtete den gesamten Stapel dieser Baumscheiben um und prüfte jede einzelne auf Astlöcher oder andere Fehler, bis er das perfekte Brett fand.
Zuhause machte er sich dann direkt an die Arbeit und schnitt aus der dicken Platte ein neues Brett zu. Wieder musste er einige Runde schleifen und fräsen und schleifen und fräsen, bis alles perfekt passte. Damit uns nicht wieder der Schimmel heimsuchen konnte ölte Christian das Brettchen zusätzlich noch richtig dick ein und überraschte mich dann bei meiner Rückkehr mit einem richtig tollen neuen Brettchen. Das versehentliche Design mit der abgeschnittenen Ecke behielt er übrigens bei. Das Material ist richtig schwer und dick und verzieht sich nicht annähernd so leicht wie das weiche, dünne Akazienholz. Ich lege das Brettchen auch gern quer auf die Spüle, so ist es von unten immer gut durchlüftet und ich kann super arbeiten.

Mein Christian ist einfach der Beste!