Bremen, Deutschland
Der Nord-Ostsee-Kanal ist nicht sonderlich spannend, es sei denn, man durchquert ihn zum ersten Mal. Dann ist es aufregend, so dicht an riesigen Containerschiffen vorbei zu fahren, aber für uns ist der NOK eher eine Pflichterfüllung.
Wir nahmen uns zwei Tage Zeit und legten in Rendsburg einen kleinen Stop ein, kauften schon mal ein paar Getränke für unsere Ankunft in Cuxhaven ein und schauten uns im örtlichen Kino einen Blödel-Film an, bevor wir die letzte Etappe im Kanal nach Brunsbüttel hinter uns brachten.





Von Brunsbüttel trennten uns nur noch die letzte Schleuse und einige wenige Seemeilen von unserem Heimathafen. Da wir uns ja für den Nachmittag angekündigt hatten mussten wir ausnahmsweise etwas antizyklisch fahren und bekamen hinter der Schleuse zunächst eine kräftige Gegenströmung auf die Nase. Hält man sich hier am Rand der Elbe ist das nicht so schlimm. Unsere Lieben, die in Cuxhaven bereits auf uns warteten bekamen allerdings einen kleinen Schreck, als sie im AIS entdeckten, dass wir bereits am Mittag die Schleuse passiert hatten. Aber unsere Berechnungen passten, denn wir bekamen nicht nur exzellenten Segelwind und Sonnenschein auf der Elbe, es setzte auch irgendwann die Strömung zu unseren Gunsten ein, sodass wir mit unserer Ankunftszeit gar nicht so schlecht lagen. Einen perfekten letzten Segeltag gab‘s gratis dazu.
Einige Meilen vor Cuxhaven, als wir unsere letzten Segelstunden genossen, steuerte ein anderer Segler direkt auf uns zu. Christian unkte schon, dass das doch bestimmt jemand aus unserer SVC war und als das Boot direkt hinter uns wendete erkannten wir Jürgen mit seiner Reliance. Er nutzte nicht nur den tollen Segeltag, sondern empfing uns auch mit einem riesigen Vereinsstander in der Heimat. Was für ein toller Empfang! Lieber Jürgen, damit und mit deiner unverbrüchlichen Treue zu unserem Blog hast du uns eine riesige Freude bereitet!

Kurz vor der Hafeneinfahrt holten wir unsere Segel ein, kreuzten das Elbfahrwasser und zogen nun unsere Flaggenparade hoch. Am Vortag hatten wir alle Gastlandflaggen der Länder, die wir auf unserer Reise besucht hatten, aneinander geknotet. Die Flaggen reichten bis hoch in den Mast und flatterten fröhlich am Vorschiff. Auch unseren eigenen SVC-Stander holten wir wieder hervor. Wind und Wetter hatten dem kleinen Wimpel so zugesetzt, dass wir ihn vor einigen Wochen in Sicherheit bringen mussten. Es bestand akute Gefahr, dass der größte Teil des Stoffes in einer kräftigen Böe abgerissen und davon geflogen wäre, aber wir wollten natürlich nicht ohne Wimpel in unseren Heimathafen einfahren. Versteht sich von selbst, als SVCler!
Schon auf der Elbe hörten wir lautes Getröte von der Seebrücke und entdeckten schnell in der Menge unsere lieben Freunde Anja und Armin, die wild winkend unter den Elbtouristen standen. Auch euch beiden an dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön für eure Treue, den tollen Empfang und natürlich die unschätzbare Hilfe mit unserer Wohnung! Ohne euch wären wir ganz schön aufgeschmissen gewesen!
Als wir in den Hafen einfuhren hob das Tröten erst richtig an. Am Steg standen unsere lieben Freunde aus der SVC mit einem riesigen selbst gemalten Plakat, das uns willkommen hieß, winkten und tröteten und selbst jetzt, wo ich darüber schreibe, habe ich schon wieder einen Kloß im Hals. Was für ein toller Empfang! Als wir die Boxengasse hinunter fuhren, wo wir von weiterer Deko und unseren Familien und Freunden erwartet wurden, konnte ich vor lauter Tränen kaum sehen, wo ich hin fuhr. Unsere Leinen waren kaum richtig fest, da lagen wir unseren Familien schon in den Armen. Unglaublich, wie herzlich wir empfangen wurden! Ich kann gar nicht oft genug betonen wie sehr wir uns darüber freuen, dass uns so viele tolle Menschen nach unserer langen Reise zuhause begrüßten! Ganz besonders, nachdem wir am Ende unserer letzten Reise mitten in der Nacht, frustriert über unseren damals kaputten Motor und ganz allein angekommen waren. Ein größeres Kontrastprogramm hätten wir diesmal kaum bekommen können.






Nachdem wir alle ausgiebig gedrückt und mit einem Sekt angestoßen hatten, bekamen wir von unserem lieben Segelwart Dierk noch einen Blumenstrauß mit neuem Stander überreicht, wurden offiziell in der SVC zurück empfangen und bekamen das obligatorische, dreifache „HIP-HIP-HURRA“ der SVC. Lieben Dank an dieser Stelle an Dierk und Ingrid, die mal wieder alles organisatorische regelten und die Gäste mit Sekt versorgten. Mein Papa hatte zudem noch ausgesprochen leckere Minikuchen für alle mitgebracht, die wir im Laufe des Nachmittags alle auffutterten.



Wir plauderten den ganzen Nachmittag am Steg und an Bord und strahlten dabei wie die Honigkuchenpferde! Ein ganz dickes Dankeschön an alle die da waren, ganz besonders an unsere lieben Freunde Silke und Elke, die das tolle Plakat für uns gemalt haben, sowie Pascal, der wunderschöne Fotos von unserer Ankunft gemacht hat. Die Bilder, die ihr von unserer Ankunft seht sind fast alle von Pascal. Vielen Dank, dass wir sie hier veröffentlichen dürfen!














Und natürlich Danke an meinen Papa und Christians Eltern, die alle nicht nur die lange Anreise nach Cuxhaven auf sich genommen haben, sondern auch kräftig mit anpackten, als wir am nächsten Tag unsere ganzen Sachen vom Boot zurück nach Bremen brachten. Aber nicht nur das: unsere Familien haben uns aus der Ferne während unserer ganzen Reise unterstützt, auch wenn es sicher manchmal nicht leicht war, wenn wir wochenlang auf See waren und uns nur mit kurzen Textnachrichten melden konnten. Wir haben euch einiges zugemutet, aber ihr wart während unserer ganzen Reise bei uns. Hoffentlich konnten wir euch mit unserem Blog ein bisschen etwas zurück geben!
Inzwischen sind wir zurück in unserer Wohnung in Bremen, wo wir die unglaublichen Platzverhältnisse und den Komfort von Spül- und Waschmaschine, einer eigenen Dusche und einer Toilette ohne Handpumpe durchaus genießen. Der Alltag hat uns noch nicht ganz zurück, denn die Arbeit geht erst nächste Woche wieder los. Zumindest für Christian, auf mich wartet im November eine neue berufliche Herausforderung auf die ich mich schon sehr freue! Bis dahin wollen aber noch einige Kartons aus dem Keller geholt und ausgepackt werden…
Und natürlich haben wir auch einiges nachzuholen, was Freunde und Familie betrifft. Die ein oder andere Verabredung zum Abendessen ist schon geschlossen. Besonders gefreut haben wir uns gestern, als uns unser lieber Freund Ludger ganz spontan in Bremen besuchte. Ihr erinnert euch bestimmt, dass wir zusammen mit Ludger durch die spanischen Rías gesegelt sind. Dementsprechend nutzte ich gleich die Gelegenheit um ein großes Tapas-Essen vorzubereiten und mal wieder verbrachten wir zusammen einen tollen Abend.


Eine Gelegenheit wie diese führt einem mal wieder vor Augen von welch tollen Menschen wir umgeben sind und dass Freundschaft auch Abwesenheiten aushalten kann. Ich habe ein paar Leute namentlich genannt, aber unsere tief empfundene Freundschaft und Dankbarkeit geht auch an alle, die ich hier nicht erwähnt habe, die uns aber während unserer Reise begleitet, verabschiedet und in Cuxhaven wieder empfangen haben. Wir freuen uns riesig darauf jeden einzelnen wiederzusehen. Und nachdem wir unsere Geschichte hier nun ausführlich erzählt haben freuen wir uns ganz besonders darauf bald auch zu hören, was bei euch allen im vergangenen Jahr so los war!
So, und bevor wir uns nun wieder in den Alltag verabschieden bekommt ihr von uns noch ein paar Zahlen:
- Wir waren 410 Tage unterwegs
- Sind 13.300 Seemeilen (durchs Wasser) gesegelt
- Haben 30 Länder besucht (inkl. Überseegebiete)
- Haben 645 Motorstunden gebraucht
- Waren 83 Nächte auf See
- Die Krassy stand 4 Nächte an Land
- Wir haben 136 Orte besucht und
- 125 Blogbeiträge geschrieben
Und was haben wir gelernt? Am schönsten ist es immer dort, wo man vorher noch nicht war. Und wenn man ehrlich ist, dann muss man nicht immer weit reisen um tolle Orte zu entdecken, denn Europa hat unglaublich viel zu bieten.
Ein letztes Dankeschön hab jetzt noch und zwar an den wichtigsten Menschen in dieser Geschichte: Christian. Ohne dich wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Ich habe 2018 unseren ersten Blog mit einer Liebeserklärung beendet und das gleiche tue ich auch jetzt. Du bist meine große Liebe und ich würde mit dir bis ans Ende der Welt segeln!
Krassy out.