Port Ellen, Islay, Schottland
Nordirland ist ein kleines Land, aber es gibt hier eine Sehenswürdigkeit, die schon seit vielen Jahren auf meiner Bucketlist steht: der Giant‘s Causeway.
Um diesen ungewöhnlichen Küstenabschnitt, der aus zigtausenden Basaltsäulen mit einem sechseckigen Querschnitt besteht, windet sich eine herrlich absurde Legende und die geht in etwa so:
Der irische Riese Finn McCool (bester Name aller Zeiten, wie wir ja schon in Portsmouth, Virginia feststellen konnten) wurde von seinem schottischen Widersacher Benandonner eines Tages fürchterlich beleidigt. Welcher Art die Beleidigung genau war, erzählt die Geschichte leider nicht, doch Finn beschloss daraufhin Benandonner zum Duell fordern. Wütend riss er Steine aus den Felsen und stemmte diese ins Meer um einen Damm bis zur Insel Staffa in den schottischen Hebriden aufzutürmen. Auch dort, im Fingal‘s Cave kann man heute noch Reste des Damms aus der Legende finden. Benandonner konnte sich vor dem Duell nicht drücken ohne seinen guten Ruf zu riskieren, also stapfte er mal eben über den Damm rüber nach Irland. Dummerweise war Finn McCool durch das Auftürmen der schweren Felsen nun so erschöpft, dass er selbst nach einer Möglichkeit suchte, sich vor dem eigens angezettelten Kampf zu drücken. Duckmäuser, der er trotz seines großartigen Namens war, verkleidete sich der Riese also kurzerhand als – festhalten – Baby! Falls ihr jetzt ein ähnlich lächerliches Bild im Kopf habt wie ich, dann hab ich die Geschichte wohl richtig wiedergegeben.
Als Benandonner kampfbereit in Irland eintraf empfing ihn McCools Frau mit dem Riesen-Baby an ihrer Seite. Wie in diesen Gefilden so üblich kochte sie erst mal Tee für den Besucher, der, als er das gigantische Baby erblickte, ins Grübeln kam. Wenn schon das Baby so riesig ist, wie sähe dann erst der Vater aus?! Benandonner nahm also die Beine in die Hand und flüchtete zurück nach Schottland, wobei er hinter sich den Damm zerstörte, damit Finn McCool ihm nicht würde folgen können. McCool ging dank seiner undurchschaubaren List also als Sieger aus dem Duell hervor und der Giant‘s Causeway erhielt seinen Namen. Im Gälischen heißt Finn McCool übrigens Fionn McCumhaill, aber die Übersetzung seines Namens gefällt mir eindeutig besser.
Im Land der Riesen und Feen ist diese kleine Anekdote natürlich herrlich passend, in Wahrheit wurden die beeindruckenden Felsformationen aber wohl vor ca. 60 Millionen Jahren durch einen Vulkanausbruch geformt. Durch eine ganz langsame Abkühlung bildeten sich in der Lava senkrechte Spannungsrisse, die zu den einzeln aufsteigenden Basaltsäulen führten. Von dem Vulkan ist übrigens mittlerweile nichts mehr übrig, der Giant’s Causeway ist dafür heute eine der größten – wenn nicht so DIE größte – Sehenswürdigkeit in Nordirland.



Von Ballycastle aus kommt man sehr einfach mit einem Linienbus dort hin. Ganz in der Nähe von Bushmills liegt ein Besucherzentrum, in dem man für einen stabilen Betrag einen Audioguide und einen Parkplatz erwerben kann. Zu den Felsen kann man aber auch so spazieren, also schenkten wir uns den Eintrittspreis und folgten den Menschenmassen einen Küstenweg entlang zu den Felsen.
Ein bisschen schockiert waren wir schon, als wir sahen, wie viele Menschen an diesem Tag unterwegs waren. Zum ersten Mal seit Wochen war es sommerlich heiß und die Sonne schien mit so viel Kraft vom Himmel, dass wir uns schon fast an unsere Zeit in der Karibik erinnert fühlten. Auf den Felsen Fotos ohne fremd Leute darin zu machen würde gar nicht so einfach werden…
Kurz nach unserer Ankunft kam uns jedoch die Natur zu Hilfe um die Leute in die Flucht zu schlagen. Und zwar ausnahmsweise mal nicht mit Regen, sondern mit der uns schon bekannten biblischen Fliegenplagen. Wie aus dem Nichts tauchte von einer Sekunde auf die nächste ein riesiger Schwarm der lästigen schwarzen Fliegen auf, die uns schon auf der Überfahrt nach Ballycastle an Bord attackiert hatten. Gleichzeitig hörten wir plötzlich um uns herum alle Kleinkinder plärren und sahen, wie die Leute fluchtartig von den Felsen weg rannten. Ein paar wenige, wie wir, sahen ihre Chance die lästigen Insekten zu ertragen, dafür aber endlich schöne Fotos machen zu können. Zugegeben, die Fliegen waren ausgesprochen nervig, aber der Schwarm zog irgendwann zum Glück weiter und so verbrachten wir eine ganze Weile auf der einmaligen Landzunge mit den steinernen Säulen. Falls ihr mal das Glück habt den Giant‘s Causeway zu besuchen, dann kann ich euch zumindest den Tipp mitgeben keine weiße Kleidung zu tragen. Da stehen die Fliegen offenbar ganz besonders drauf… Blonde Haare sind auch ganz schlecht.

















Trotz der Fliegen – oder vielleicht gerade wegen der Fliegen – war es ein toller Ausflug, der unseren Besuch in Nordirland um ein weiteres Highlight ergänzte. Wir sind uns sicher, dass unsere kurze Zeit in Irland nur ein Teaser war, denn hier gibt es so viel zu sehen, dass man wahrscheinlich wochenlang durch die Republik und den Norden reisen kann ohne sich zu langweilen. Allein die Nordküste mal mit dem Auto abzuklappern füllt wahrscheinlich schon einen 2-wöchigen Urlaub.
Unsere Zeit bei den Iren war nun aber zu Ende, denn am folgenden Morgen wollten wir die Leinen loswerfen um nach Schottland rüber zu segeln. Uns standen dafür, dank der Gezeiten, entweder ein Abfahrtszeitfenster gegen 7 Uhr früh oder 13 Uhr am Mittag zur Auswahl. Normalerweise würden wir uns bei so einer Frage immer für die spätere Zeit entscheiden, aber da wir fürchteten in Port Ellen keinen Platz mehr zu bekommen, quälten wir uns tatsächlich früh morgens aus dem Bett. Im dunstigen Tagesanbruch segelten wir an Rathlin Island vorbei und setzten dann Kurs auf Islay in Schottland.





Die Überfahrt war ein echter Traum, denn wir konnten bei herrlichstem Wetter endlich mal wieder Badewannen-Segeln ohne Wellen genießen und erreichten Port Ellen am frühen Nachmittag. Eine weise Entscheidung, denn im Laufe des Abends füllte sich der Hafen rasant schnell und wir beobachteten fünf oder sechs Boote, die keinen Platz mehr bekamen und in der Dämmerung den Anker werfen mussten. Port Ellen ist ein kleines Nest, aber vielleicht ist ja der ein oder andere von euch schon darauf gekommen, was wir hier auf der Insel unternehmen wollen. Dazu lest ihr mehr im nächsten Beitrag!