🇬🇧 Blue Stilton

Bei KĂ€se scheiden sich bekanntlich die Geister. Manche Menschen mögen am liebsten krĂ€ftige, nussige KĂ€sesorten wĂ€hrend andere eher auf der milden Seite unterwegs sind. Ich gehöre eindeutig zu letzterer Gruppe, intensiver als Mozzarella muss es fĂŒr mich nicht sein. 

Christian hingegen ist am gegengesetzten Ende dieses Spektrums angesiedelt. FĂŒr ihn kann ein KĂ€se gar nicht intensiv genug stinken. Je krasser der Geruch und Geschmack, desto besser. Ich verspĂŒre dabei gelegentlich den Drang Christian sein Brot mit einem besonders vergammelten StĂŒck KĂ€se aus der Hand zu schlagen und laut zu rufen “Iss das nicht, dass ist schon mehrmals gestorben und verrottet!” 

Es ist mir ein RĂ€tsel wie man es ĂŒber sich bringen kann sich einen derart verschimmelten KĂ€se in den Mund zu stecken
 

Die Krönung des Genusses ist fĂŒr Christian seit vielen Jahren der englische Blue Stilton. Wann immer ich im Supermarkt ein StĂŒck zu einem halbwegs vernĂŒnftigen Preis finde bringe ich es Christian mit. Andere Kinder bekommen Ü-Eier, Christian kriegt schimmeligen KĂ€se


Blue Stilton ist wohl nach dem Cheddar der bekannteste englische KĂ€se, anders als Cheddar handelt es sich hier aber um einen gereiften BlauschimmelkĂ€se, also nix fĂŒr jedermann. 

Auch bezeichnet als der „King of Cheeses“, der König der KĂ€se, hat dieser KĂ€se natĂŒrlich eine besondere Geschichte. 

Der Legende nach entdeckte der Inhaber der Pension „Bell Inn“ in Stilton, ein Mann mit dem schönen Namen Cooper Thornhill, Anfang des 18. Jahrhunderts einen BlauschimmelkĂ€se, der ihm so gut schmeckte, dass er mit der KĂ€se-Herstellerin Frances Pawlett aus Leicestershire einen Vertrag schloss. Er erhielt das alleinige Vertriebsrecht fĂŒr diesen KĂ€se. Die gĂŒnstige Lage des Ortes Stilton in der Mitte von England und praktisch direkt an der Haupthandelsroute zwischen London und dem Norden des Landes gelegen, machte den KĂ€se zum großen Erfolg. Schon bald wurden ĂŒber das Bell Inn ganze Wagenladungen des Stilton Cheese ins ganze Land gebracht. Thornhill hatte schon damals ein GespĂŒr fĂŒr gutes Marketing und so wurde der Blue Stilton zu einer echten Marke, nach der die Nachfrage bis heute groß ist. 

Der berĂŒhmte englische Schriftsteller Daniel Defoe, dessen Roman Robinson Crusoe bis heute weltbekannt ist, bezeichnete den Blue Stilton als „Englisch Parmesan“. 

Nicht nur sind die Zutaten, die zur Herstellung des Stilton verwendet werden dĂŒrfen gesetzlicht geregelt, es gibt auch nur 6 KĂ€sereien, die diesen KĂ€se ĂŒberhaupt herstellen dĂŒrfen. Der Herstellungsprozess wird auf der Internetseite der „Stilton Cheesemaker‘s Association“, von der auch die Informationen fĂŒr diesen Beitrag stammen, genau erklĂ€rt. 

Die wichtigsten Schritte bei der Herstellung sind das Pikieren, also das Einstechen der KĂ€selaiber mit langen Nadeln, und die abschließende QualitĂ€tskontrolle. Durch das Pikieren gelangt Luft in den KĂ€se, die die enthaltenen Blauschimmelkulturen anregt und fĂŒr die ausgeprĂ€gte Marmorierung des KĂ€ses sorgt. Die Einstichlöcher kann man in der Rinde gut erkennen. In der Endkontrolle wird entschieden, ob die KĂ€selaiber gut genug sind um das „Blue Stilton Label“ zu erhalten, oder ob sie als einfach BlauschimmelkĂ€se verkauft werden. Seit 1996 ist die Bezeichnung „Stilton Cheese“ eine geschĂŒtzte Ursprungsbezeichnung. 

Übrigens liegt keine der 6 zugelassenen KĂ€sereien in Stilton selbst, denn die Zulassung und der Schutz erlauben die Herstellung des KĂ€ses nur in den Grafschaften Leicestershire, Derbyshire und Nottinghamshire. Der Ort Stilton gehört jedoch zur Grafschaft Cambridgeshire. 

Heutzutage werden jedes Jahr ca. eine Million Laibe Stilton hergestellt und in ĂŒber 40 LĂ€nder exportiert. Wie gesagt ist dieser KĂ€se absolute Geschmackssache, fĂŒr Liebhaber ist er aber offenbar ein echter Genuss. 

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