Agadir, Marokko
Wie Steffi in ihrem letzten Beitrag bereits hat durchblicken lassen, stand am Mittwoch vor allem Pflege an, sowohl für die Krassy als auch für unsere nicht mehr ganz so frühlingsfrischen Körper. Die erste Dusche nach einer längeren Überfahrt ist ein ähnlich wohltuendes Erlebnis wie die erste Nacht ununterbrochenen Schlafs. Die Duschen und Toiletten sind hier eher rustikal, und man sollte sich tunlichst am Reinigungszyklus orientieren und die Einrichtungen nicht unbedingt abends frequentieren. Für uns passte das, ungefähr zur Mittagszeit, als wir mit Ausschlafen und Frühstücken durch waren, war alles frisch gefeudelt und wir konnten sehr entspannt duschen.
Als wir in Portugal losgesegelt sind, deutete sich schon wieder wechselhafteres Wetter an. Tatsächlich hat auch ein kleines Tiefdruckgebiet, das in der Bucht von Gibraltar entstanden ist, dort und auch im Norden Marokkos ordentlich Regen gebracht. Wir sind zum Glück südlich genug, so dass wir davon fast nichts mitbekommen haben. Es stand an den letzen Tagen kaum eine Wolke am Himmel, einzig die Temperaturen waren wohl ein paar Grad niedriger als normal. Beste Voraussetzungen also, um die nasse Achterkabine trocken zu legen (dort hatte sich ja ein 8l-Wasserkanister ergossen). Wir räumten die vollgesogene Matratze also an Deck, sowie ein paar nasse Seekarten, die unter der Matratze lagen und ließen die Sonne ihren Job tun.
Abends verließen wir dann tatsächlich mal das Boot, um die nahegelegene Strandpromenade zu erkunden und uns ein Abendessen einzufangen. Agadir ist ein touristischer Hotspot. Die weitläufige Strandpromenade ist in etwa fünf Kilometer lang und gesäumt von Hotels aller möglichen großen Ketten, Restaurants und Läden. Hier herrscht ein buntes Treiben, man hört alle möglichen Sprachen und es herrscht eine ganz angenehme, entspannte Atmosphäre. Es wirkt auch nicht überfüllt, was an der Tatsache liegen kann, dass wir uns hier in der Nebensaison befinden.
Steffi hatte schon ein Restaurant an der Promenade ausgesucht, denn wir wollten eine Tajine essen, das marokkanische Nationalgericht. Dabei handelt es sich um ein Gericht, das in einem typischen Tongefäß auf glühenden Kohlen langsam gegart wird. Es wird hier in allen möglichen Varianten angeboten. Vegetarisch, mit Lamm- oder Hähnchenfleisch, Fisch oder Oktopus. In dem Pott befindet sich dann neben dem Fleisch jede Menge Gemüse, und das Ganze ist pikant gewürzt. Tajine eher eine Zubereitungsart ist als ein feststehendes Rezept. Wir haben mittlerweile eine Lamm- eine Hähnchen- und eine vegetarische Tajine probiert, und sie schmeckten doch völlig unterschiedlich und waren auch völlig unterschiedlich gewürzt. Uns schmeckt‘s jedenfalls sehr gut, und wir empfehlen jedem, den es mal nach Marokko verschlägt, dieses Gericht einmal auszuprobieren.











Donnerstag machten wir uns in der Mittagshitze auf den Weg in die Stadt, zum gut eine Stunde Fußmarsch entfernten Souk El Had. Souks sind im arabischen Raum Märkte bzw. Basare, auf denen man fast alles kaufen kann. Der Souk El Had ist der größte städtische Markt in Afrika, und absolutes Pflichtprogramm bei einem Besuch in Agadir. Hier gibt es wirklich alles, von Möbeln und Teppichen über Elektrogeräte und Kleidung bis hin zu Lebensmitteln, Gewürzen, Kosmetika und sogar Haustiere. Auf einer Fläche von gut 13 Hektar sind hier wohl rund 3.000 Stände bzw. Händler anzufinden. Der Markt ist von einer hohen Mauer umgeben und weitgehend überdacht.
Das charmante an diesem Markt ist, dass hier vor allem Einheimische einkaufen. Anders als bei uns geht man für bestimmte Dinge eben nicht in den Supermarkt, sondern zum Händler seines Vertrauens auf dem lokalen Souk. Durch die Überdachung ist die Temperatur sehr angenehm und es war auch überhaupt nicht überfüllt. Natürlich sind hier auch viele Touristen unterwegs, aber die bleiben weitgehend unbehelligt, außer sie zeigen konkretes Interesse an etwas. Man wird hier weder belagert, noch bedrängt und wenn man kein Interesse an einem Stand oder einer bestimmten Ware hat, dann reicht es freundlich abzuwinken. Hier und da nahmen wir uns Zeit, ließen uns auch mal an einen Stand heranwinken und uns von den freundlichen Händlern zeigen, was sie so zu bieten hatten. Einige sprachen erstaunlich gut Deutsch und auf unsere verwunderte Frage hin, wo sie diese Sprache so gut gelernt hatten, bekamen wir die Antwort: Hier auf dem Markt. Früher gab es wohl so viele deutsche Touristen, dass es sich für die Händler lohnte, Deutsch zu lernen. Ob das stimmt können wir nicht beurteilen, aber falls ja, dann ist es zutiefst beeindruckend!












Wir nahmen uns sehr viel Zeit auf dem Markt und kauften natürlich auch fleißig ein. Bepackt mit großen Tüten voller Oliven, Nüssen, frisch gebackenem Brot, Granatäpfeln und den ausgesprochen leckeren marokkanischen Mandarinen, aber natürlich auch ein paar Gewürzen, frisch gepresstem Mandelmus, Süßigkeiten und sogar einer neuen, leichten Sommerhose für Christian packte uns irgendwann der Hunger. Wir hatten zwar an allen möglichen Ständen immer mal was probiert, das ist hier so üblich, aber satt hatte uns das natürlich nicht gemacht.
Zum Thema Essen sind wir in Marokko ein bisschen vorsichtig. Wir haben wenig Lust uns den Magen zu verderben, besonders da wir wissen, dass man hier mit Leitungswasser und bestimmten Lebensmitteln sehr vorsichtig sein muss. Vielleicht sind wir übervorsichtig, aber wie man so schön sagt: better safe than sorry! Wasser trinken wir nur aus Flaschen und auch da lohnt sich oft ein zweiter Blick auf die Verschlüsse, damit man nicht versehentlich mal an umgefülltes Leitungswasser gerät. Grünen Salat, Obst- oder Gemüsesorten, die nicht geschält oder gekocht wurden, vermeiden wir vorsichtshalber. Gleiches gilt für Eis, rohe Eier oder nicht durchgegartes Fleisch.
Auf dem Souk fanden wir aber schnell einen kleinen Imbiss, der draußen auf einem Grill lecker duftende Fleischspieße und Tajine grillte. Wir bestellten Köfte und vegetarische Tajine mit Brot und fanden uns schnell inmitten der Einheimischen vor unserem leckeren Mittagessen. Traditionell isst man in muslimischen Ländern übrigens mit Brot und benutzt zum Essen nur Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. Die linke Hand wird nicht zum Essen benutzt, denn damit wäscht man sich und so gilt die linke Hand als unrein. Zwar bekommt man überall Besteck und besonders in den touristischen Restaurants wird auch nicht mit den Händen gegessen, aber hier auf dem Markt zerteilten die Einheimischen an den Nachbartischen ihr Essen mit Brotstücken. Nach dem Essen trinkt man hier frischen Minztee, der aus einer Handvoll Minzblätter mit heißem Wasser frisch aufgegossen wird. Das Aufbrühen gleicht einer kleinen Zeremonie und der brütend heiße Tee wird mit viel Zucker gesüßt aus kleinen Gläsern ohne Henkel getrunken. Da haben wir uns noch nicht ran getraut, aber marokkanischer Minztee steht auf jeden Fall noch auf unserer To Do Liste.
Wir waren mit unseren Einkäufen so schwer beladen und die Zeit auf dem Souk war so schnell vergangen, dass wir nicht noch mal eine Stunde zurück zum Hafen laufen wollten. Wir winkten uns also ein Taxi heran und ließen uns zur Marina zurück fahren. Für umgerechnet ca. 1,50€ legten wir die Strecke zurück und begannen am Boot erst mal damit unser Gemüse und Obst gründlich abzuwaschen. Unsere Kakerlaken-Prävention nehmen wir sehr ernst, auch wenn wir feststellen mussten, dass wir hier nur extrem selten mal eine Kakerlake sehen. Ein oder zweimal haben wir ein plattgedrücktes Insekt gesehen, ansonsten sind weder in den Sanitäranlagen, noch auf dem Markt oder an der Promenade Kakerlaken sichtbar gewesen. Vielleicht liegt es an den vielen Katzen, die hier wild leben. Buchstäblich ganz Agadir ist bevölkert von Katzenkindern!
Ich liebe Katzen und zuhause lasse ich mir kaum eine Gelegenheit entgehen ein Kätzchen auf der Straße zu begrüßen, denn die gehören in der Regel zu einem Haushalt, sind sauber und gesund, aber hier würde ich keins der Tiere anfassen, so niedlich sie auch sind. Besonders die ganz kleinen Katzenkinder sind wirklich süß, aber hier kann man fast sicher sein, dass diese Tiere nicht nur Würmer, sondern auch Flöhe haben… Umso erstaunlicher, wie viele Touristen mit den wild lebenden Katzen und vor allem auch Hunden kuscheln. Man sieht ganze Familien mit kleinen Kindern, die sich um die streunenden Hunde herum auf den Boden setzen und gruppenkuscheln… Bei aller Tierliebe, das wäre eher nichts für uns.






Wir ließen den Tag mit einem leckeren Essen aus unseren erstandenen Köstlichkeiten an Bord enden. Abends wird es hier schon deutlich kühler und nach dem langen Tag auf den Beinen mit vielen Eindrücken und dem quirligen Treiben des Marktes, waren wir froh es uns auf der Krassy gemütlich machen zu können.
Aus der gnadenlosen Mittagshitze vom Vortag hatten wir gelernt, die Tage hier etwas ruhiger anzugehen. Am nächsten Tag warteten wir die heißesten Stunden also ab, bevor wir uns auf den Weg zu einer weiteren Erkundung des Ortes machten. Leider hatte das Boot mit dem offenen Starklink abgelegt und so kamen wir jetzt nur noch gelegentlich in das kriechend langsame Hafen-Wifi. Wir beschlossen also uns doch noch eine SIM-Karte zu besorgen, das macht das Leben einfacher. Zusätzlich wollten wir auch noch einen kleinen Ausflug buchen, in die Küstenstadt Essaouira oder vielleicht eine kleine Wüstentour.
Zuerst kauften wir in einem kleinen Shop bei einem sehr freundlichen jungen Mann eine SIM-Karte mit etwas Datenguthaben. Naja, und wie es immer so ist, funktionierte das blöde Ding natürlich nicht. Der junge Herr wurde im Laufe des Gesprächs immer nervöser und bat uns schließlich einfach eine Stunde abzuwarten und falls es dann noch immer nicht ging, noch mal in seinen Laden zu kommen. Dass das nichts bringen würde war zwar irgendwie klar, aber wir machten uns trotzdem erst mal mit der widerspenstigen SIM-Karte auf den Weg. Vielleicht lag es einfach an Christian‘s altem Handy…
Auf unserem Weg kamen wir an einem der Touren-Anbieter für Ausflüge vorbei und ließen uns dort ein paar Optionen zeigen. Wir entschieden uns für einen Tagesausflug nach Essaouira am Montag, allerdings müssen wir noch mal schauen, wie sich der Wind so entwickelt. Könnte sein, dass wir unsere Tour noch canceln müssen…
Da wir auch noch zum Supermarkt wollten um ein paar Dinge einzukaufen, die wir auf dem Souk nicht bekommen hatten, liefen wir noch ein Stück weiter und fanden unterwegs eine Niederlassung des hiesigen Mobilfunkanbieters. Wir fragten die nette junge Dame in dem Laden, ob sie uns mit unserer SIM-Karte helfen könnte. Sie legte direkt los, probierte alle möglichen Einstellungen aus und rief dann für uns bei der Hotline an. Ganz wie zuhause hängt man auch hier ewig in der Warteschleife, aber mit einer Engelsgeduld ließ sie sich immer wieder weiterverbinden und schaffte es schließlich unsere Karte ans Laufen zu kriegen. Unsere Heldin des Tages!
Auch heute warten wir noch die Mittagshitze ab und dann schauen wir mal, wohin es uns heute so verschlägt. Agadir gefällt uns jedenfalls richtig gut! Die Menschen sind allesamt freundlich und zuvorkommend, das Essen ist unschlagbar gut und gegen die sommerlichen Temperaturen haben wir auch absolut nichts einzuwenden.
P.S.: Vielleicht ist es euch unterwegs aufgefallen: Christian hatte irgendwann keine Lust mehr zu schreiben, dann hat Steffi übernommen. 🙂
Christian und Steffi
Moin an die beiden Orientsegler,
ok: der Wochenmarkt in Cuxhaven kann da nicht ganz mithalten … aber interessant zu Wissen, was dort abgeht. Vielen Dank für die sehr plastische Schilderung samt der tollen Bilder.
BTW: wieso nur ein „Hauch“ von Orient? Nach dem Bericht zu schließen seid ihr komplett dort eingetaucht!
Hoffe, ihr könnt den geplanten Ausflug wahrnehmen …
Ansonsten: Susanne und ich sind vom 27.11. – 12.12. im Süden Fuerteventuras anzutreffen. Sollte Euch also noch etwas aus D fehlen, …
Moin Jürgen,
vielen Dank fürs Angebot, das halten wir mal im Hinterkopf. Kann aber sein, dass wir Ende November schon auf dem Weg auf die Kapverden sind. Wenn wir aber doch gleichzeitig auf Fuerte sein sollten, seid ihr natürlich herzlich auf einen Drink an Bord eingeladen!