Erfolgsmeldung vom Normalfisch e.V.

16°34.0’N, 028°33.9’W
Jetzt sind wir schon den dritten Tag auf See und was soll ich sagen? – Es läuft gut! In Mindelo wurden von wir von einer ganzen Traube netter Menschen verabschiedet, denn dort hatte sich ein ganzes Grüppchen deutscher Segler versammelt, das jeden Tag etwas größer wurde. Die Crews der Nebula, Olle Pinelle, Waves, Paloma Grande und Rosy Jane standen am Steg, hupten und winkten als wir gegen 16:30 Uhr endlich die Leinen los machten. Kurz zuvor hatte Gilson noch mal den Propeller gecheckt und als Gerrit die Rechnung beglichen hatte, wurde er mit Applaus am Steg empfangen. Das Gute daran, dass sich das Reparatur-Thema so hingezogen hatte, war, dass bei uns kaum Nervosität über die anstehende Überfahrt aufkommen konnte. Erst kurz vor Abfahrt stellte sich ein kleines Kribbeln im Bauch ein…
Mit nicht nennenswerter Welle und sehr ruhigen Bedingung starteten wir also in den ersten Abend. Perfekte Voraussetzungen für unser pompöses Weihnachtsessen aus Rotkohl, Knödeln und frischen Thunfischsteaks. Lecker!
In der Nacht schlief der Wind langsam immer mehr ein, denn wir waren doch irgendwie in den Windschatten von Santo Antão geraten und so musste der Motor kurz ran, bis wir am Morgen wieder ein bisschen mehr Wind bekamen. Der relativ ruhige Seegang bei Leichtwind ist zwar schön, aber trotzdem schlagen die Segel wie verrückt und das kann richtig nervig werden! Zudem läuft die Carinya bei wenig Wind nicht so gut wie die leichtere Krassy, aber selbstverständlich passten wir unsere Geschwindigkeit an und waren am nächsten Morgen wieder gleich auf.
Als Christian sich in seiner ersten Freiwache schlafen legte, hörte er neben der geöffneten Luke plötzlich ein lautes Klatschen und dann ein rhythmisches Klopfen auf dem Deck. Er schaute schnell raus und fand einen riesigen fliegenden Fisch an Deck, genau neben der Luke. Der wurde schnell wieder in seinen natürlich Lebensraum geworfen und wir waren froh, dass das Fluggenie nicht 10 cm weiter und ins Bett geflogen ist! Diese Viecher stinken erbärmlich nach Fisch, die will man sicher nicht auf dem Kopfkissen liegen haben.
Gestern war der Tag angenehm ruhig und langsam drehte auch der Wind wieder etwas auf. Wir wechselten von Großsegel und Genua zu klassischer Passat-Besegelung mit ausgebaumter Genua und frei fliegender Stagreiterfock am zweiten Vorstag und sind jetzt gut gerefft unterwegs um die Carinya nicht abzuhängen. Gerrit und Nicole hatten im Laufe des Tages einen kleinen Motto-Slogan gedichtet, den sie uns abends über Funk vorsangen:
Heeey, ab nach Barbados Wir fahren nach Barbados Der Krassy hinterher Hey-ho was geht Der Krassy hinterher Hey-ho was geht
Vielleicht erkennt ihr ja auch ohne Noten die Melodie…
Selbstverständlich hatte Christian gestern auch mal wieder die Angel ausgebracht. Wir hatten noch mal eine Portion Rotkohl übrig und ein paar alte Brötchen wurden schnell zu Semmelknödeln verknetet, da wäre ein schönes Stück Fisch die perfekte Ergänzung. Als ich mich am Nachmittag noch mal für zwei Stündchen schlafen legte, biss dann tatsächlich ein kleiner Mahi Mahi an, eine Goldmakrele. Christian zog den Fisch an Bord und briet ihm mit dem kleinen Totschläger-Knüppel eins über und band sich im Geiste schon mal das Lätzchen um. Der Schlag mit dem Knüppel hatte allerdings nicht ganz den gewünschten Effekt, denn statt bewusstlos zu werden weckte der Schlag den Fisch wieder auf und der fing wie wild an zu zappeln. Christian, ohne Handschuhe, konnte nicht richtig fest zupacken um nicht in den Haken zu greifen und so flutschte der Fische vom Deck und ergriff die Flucht. Falls euch also irgendwo eine Goldmakrele mit Piercing in der Lippe und einer Beule am Kopf begegnet, das war unsere…
Heute früh ging die Angel dann wieder raus, unser zerkauter Köder lief ja schließlich wie geschnitten Brot. Es dauerte auch gar nicht allzu lange, bis hinter dem Boot wieder ein Fisch am Haken zappelte. Der muss riesig gewesen sein, denn nach kurzem Kampf riss das blöde Vieh unser gesamtes Vorfach ab und machte sich von dannen. Die 1 mm Dicke Filamentschnur war einfach abgerissen und unser magischer Köder war futsch. Mist!
Naja, aber es ist ja nicht so, als hätten wir nicht noch ein paar andere gute Köder in der Hinterhand. Pünktlich zu Weihnachten lag nämlich am 24. Dezember ein schicker neuer Angelköder in Christian’s Adventskalender. Den baute er also an unsere Angel an und raus damit. Fische waren ja da, das wussten wir schon.
Ca. 10 Minuten nachdem die Leine ausgebracht war, kam unser Schwimmer hoch. Wir verdrehten beide die Augen, denn wir nahmen an, dass der neue Köder schon wieder zu leicht war und die Montage mit dem kleinen Surfbrett, das den Köder unter Wasser ziehen soll, nicht richtig austariert war. Christian wollte also die Leine noch mal ein Stückchen einholen und dann wieder raus lassen, das hilft meistens. Schnell stellte er aber fest, dass hier ordentlich Zunder auf der Leine war. Da hing doch ein Fisch dran! Diesmal waren wir vorbereitet und schafften es den ca. 70 cm langen Mahi Mahi an Deck zu holen und auch dort zu behalten. Nach einer riesigen Schweinerei am Achterdeck liegen nun zwei sehr große Filets in unserem Kühlschrank und wir freuen uns auf gleich zwei leckere Abendessen! So darf es gern bis Barbados weitergehen.
Steffi

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