Keine Hose – kein Problem

14°47,5‘N, 034°28,1‘W
Man, was haben wir hier für eine tolle Überfahrt! Die See ist so ruhig, dass wir schon den Eindruck hatten in so manchem Hafen hätte es mehr gerollt. Wir segeln, wie schon auf unserer Überfahrt zu den Kapverden ständig in Sichtweite mit der Carinya und auch wenn wir bisher etwas weniger Wind hatten als erhofft, kommen wir doch immer noch super voran. Ein Tiefdruckgebiet schiebt uns eine kleine Flautenzone in den Weg, deshalb haben wir gestern abgesprochen unseren Kurs erst mal etwas nach Süden zu korrigieren, bis wir schließlich auf Höhe von Barbados auf Westkurs gehen. So umgehen wir die Schwachwindzone und sind auch etwas sicherer im Passat-Wind. Der kleine Umweg, den wir dabei machen fällt auf der Gesamtlänge der Strecke kaum ins Gewicht.
Vorgestern war es langsam mal Zeit für uns zu Duschen. Das ist ein kleiner Luxus, den wir uns leider nicht jeden Tag gönnen können, denn wir müssen mit unserem Frischwasser haushalten. Da wir keinen Wassermacher eingebaut haben, habe ich darauf bestanden, zumindest eine Seewasserpumpe zum Duschen mitzunehmen. Die kleine Pumpe hat Christian daraufhin in eine dicht verschließbare Clipbox eingebaut. Hier führt ein Kabel mit 12V-Stecker raus, sowie ein Zulaufschlauch, den wir möglichst tief im Speigatt unseres Cockpits versenken um Seewasser anzusaugen und ein Anschluss, an den wir unseren Wasserschlauch mit Duschbrause anschließen können. Mit Salzwasser zu duschen ist zwar nicht ideal, denn durch die Brause schäumt es wie verrückt, aber so sparen wir nun mal sehr viel Wasser und spülen anschließend nur noch mit einer kleinen Menge Frischwasser das Salz ab. Duschen ist trotzdem immer wieder ein Erlebnis auf See, denn man muss sich gut festhalten um nicht zum ultra-peinlichen Seenotfall zu werden und gleichzeitig versuchen nicht auf dem eigenen Schampoo wegzuflutschen. Aber wir sind natürlich super vorsichtig dabei! Im Übrigen dauert auf See auch alles, was man so macht etwa doppelt so lange wie im normalen Leben. Die See ist zwar angenehm ruhig, aber übersetzt bedeutet das immer noch ca. einen Meter Welle und wenn die mal nicht genau von hinten kommt, dann schüttelt sich die Krassy wie ein bockiges Jungpferd.
Da wir die Carinya beim Leichtwind in den letzten Tag immer mal wieder etwas abgehängt haben, packten Gerrit und Nicole gestern ihren schicken Gennaker aus, ein großes, buntes Leichtwindsegel in den Farben der niederländischen Flagge (ist ja schließlich ein niederländisches Boot). Damit sieht die Carinya nicht nur total cool aus, sie ist auch ziemlich flott! Jetzt waren wir es, die etwas hinterher hechelten, aber so ist das nun mal. Aktuell sind wir beide wieder auf eine klassische Kombi aus Groß- und Vorsegel gewechselt, denn so können wir den südlicheren Kurs etwas besser halten.
Ein Thema, das uns natürlich immer unterwegs beschäftigt ist die Energieversorgung. Wir haben ja auf den Kanaren unsere Solarkapazität noch mal durch ein fliegendes Panel um weitere 100 Watt aufgestockt, hatten aber auf der Überfahrt zu den Kapverden gelegentlich ein bisschen Mühe um unsere Batterien tagsüber wieder richtig voll zu bekommen. Das ist nicht schlimm, denn unsere Lithium-Bänke können wir deutlich mehr entladen als noch die alten Blei-Batterien, aber trotzdem ist es schön zu wissen, dass wir mit unserer Solar-Kapazität auskommen. Da uns in diesen Breiten jetzt auch schön die Sonne auf den Pelz scheint, haben wir aktuell keine Probleme mehr. Den Plotter schalten wir nur gelegentlich ein, der Windpilot steuert stromlos und die Batterien sind bis zum späten Nachmittag wieder voll. Gut zu wissen!
Nachts begleitet uns hier auf See ein Sternenhimmel, der so spektakulär ist, dass man sich das kaum vorstellen kann, wenn man es noch nie gesehen hat. Wir sind hier weit entfernt von jeglicher Lichtverschmutzung und so faltet sich jeden Abend eine dichte Decke aus funkelnden Sternen über uns aus. Falls ihr euch noch an euren letzten Besuch in einem Planetarium erinnern könnt, so ähnlich sieht es bei uns jede Nacht aus. Teilweise sind die Sterne so hell, dass sie sich im Wasser spiegeln und was das abgefahrenste ist, ist dass sogar knapp über dem Horizont noch einzelne Sterne funkeln. Ich kann mir leider nie merken, was welches Sternbild ist, auch wenn ich es schon etliche Male versucht habe zu lernen. Die einzigen, die ich benennen und am Himmel wiederfinden kann, sind Kassiopeia, der große Wagen und natürlich Orion. Letzterer begleitet uns sehr zuverlässig und man erkennt ihn sofort an seinem feschen Gürtel. Hier auf See sieht man aber nicht nur den Gürtel, Arme und Beine, sondern auch sein Schwert (ja, Christian, das ist das Schwert, nicht das Gemächt!), den Kopf und sogar seinen großen Bogen. Die Sterne sind einfach immer wieder faszinierend, egal wie oft man in den Himmel schaut. Kaum zu glauben, dass da draußen niemand sonst sein soll…
Nach unserem leckeren Mahi Mahi, den wir gefangen hatten, mussten wir einen Tag Angelpause einlegen, denn der große Fisch reichte locker für zwei große Mahlzeiten. Vorgestern Abend ließen wir uns die zweite Portion mit einem leckeren Ofengemüse schmecken und ich machte innerlich schon Pläne für die nächsten Essen ohne Fisch. Gestern packte Christian aber wieder das Jagdfieber und so rollte er die Angelschnur doch wieder aus. Wir hatten uns gerade einen kleinen Mittagssnack gemacht als nicht einmal eine halbe Stunde nachdem der Köder ausgebracht war, schon wieder ein Fisch am Haken hing. Wir aßen blitzschnell auf, Christian zog sich Schuhe und Handschuhe an und fing an die Angel einzuholen, während ich Totschläger, Filetiermesser, Schneidebrett (das letzte hat Christian leider beim vorigen Fisch versenkt), Zipper-Beutel und Papiertücher zusammensuchte. Diesmal waren wir schlau und nutzten einfach unsere noch bereit liegende Dusch-Pumpe um das Achterdeck nass zu machen, bevor wir den Fisch massakrierten. So geht das Blut besser ab… Überhaupt war es deutlich einfacher mit der Dusche immer wieder alles spülen zu können anstatt ständig Eimer hochzuholen. Wasser braucht man nämlich jede Menge, wenn man so einen Fisch fängt. Zum Glück dauerte das alles ein Weilchen und so war unser Fang schon reichlich müde, als wir ihn an Deck zogen. Was für ein Oschi!!!! Der Fisch, wieder ein Mahi Mahi, war diesmal fast 95 cm lang! Als Christian den Fisch filetiert hatte, verstaute ich zwei große Zipperbeutel mit je ca. 1 kg feinstem Fischfilet in unserem Kühlschrank. Christian ist übrigens mittlerweile so geschickt mit dem Filetiermesser, dass wir so gut wie nie Gräten im Essen haben. Das muss man erst mal können.
Tja, jetzt haben wir also wieder für mindestens 3 Tage Fisch und müssen langsam etwas kreativ werden beim Kochen, damit uns der leckere Mahi nicht anschließend zum Hals raushängt. Gestern wanderte die erste Portion statt in die Pfanne in den Backofen, zusammen mit einem mediterranen Gemüse in Tomatensauce und für heute Abend planen wir eine Art Fish & Chips indem wir die Filets in Bierteig ausbacken. Und eine Variante, die wir gerade als kleinen Mittagssnack getestet haben, wird definitiv jetzt öfter auf unserem Speiseplan landen: Mahi Pica-Pau nach Krassy-Art. Dafür haben wir die Filets klein geschnitten und mit Ingwer, Knoblauch, Chili, Limette und Sesamöl mariniert und dann beim Braten mit Soja-Sauce abgelöscht. Großartig!
Wenn wir nicht gerade angeln oder kochen, dann versuchen wir unsere weißen Trikots wegzubräunen. Die Sonne ballert hier ordentlich und so hoffen wir zumindest nicht mehr mit kalkweißen Oberarmen zu unseren gut gebräunten Unterarmen in der Karibik anzukommen. Christian wirft dabei auch immer wieder gern das Stichwort „Textilfreie Überfahrt“ in den Ring (danke Pascal!). Bisher geht‘s aber auf der Krassy noch ganz gesittet zu, wir sind ja schließlich nicht allein unterwegs!
Steffi

Written by 

6 thoughts on “Keine Hose – kein Problem

  1. Moin an die Fischersleute,

    freut mich, daß Ihr bislang eine entspannte Überfahrt habt. Die Grib-Daten bei mir sehen da auch gut aus: keine Stürme in Sicht, weniger Wind im Norden, etwas mehr im Süden, könnte im letzten Drittel oder Viertel dort etwas zunehmen. Aber das seht Ihr vermutlich auch.

    Weiterhin guten Wind. Sofern Ihr es noch im alten Jahr lest: gtuten Rutsch, ansonsten ein gutes neues Jahr 2025,

    Jürgen

  2. Hallo ihr beiden, frohes neues Jahr erstmal aus Bremen. Wir hatten zum Essen an Silvester zumindest eine Fischplatte mit matitimer Deko. Hier habe ich noch ein Rezept für eine Fischsuppe:
    Zutaten für 4 Portionen:
    1 Zwiebel
    1 Knoblauchzehe
    250 g Kartoffeln
    250 gMöhren
    1 rote Paprika
    200 g Lauch
    1 El Rapsöl
    1 El Tomatenmark
    1 LGemüsebrühe (am besten selbst gekocht, alternativ Bio-Instant-Brühe)
    1 Lorbeerblatt
    ½ Bd. Dill
    1 Bio- Zitrone
    400 g. Fischfilet (gemischt oder eine Sorte, z. B. Seelachs/Köhler, Seeteufel, Pangasius, Kabeljau/Dorsch)
    Salz, Pfeffer
    Rapsöl in einem Topf erhitzen. Zuerst Zwiebel 2-3 Minuten darin andünsten, dann Knoblauch, Kartoffeln, Möhren, Paprika und Lauch zusammen mit Tomatenmark untermischen, kurz mitbraten. Gemüsebrühe angießen, Lorbeerblatt zufügen und Suppe zugedeckt 15 Minuten köcheln lassen. In der Zwischenzeit Dill abbrausen, trockenschütteln und alles bis auf die harten Stiele sowie einige Dillspitzen für die Deko fein hacken. Zitrone heiß abwaschen und trocknen, dann die Schale fein abreiben und den Saft auspressen. Fischfilets in mundgerechte Stücke schneiden, salzen, pfeffern und mit wenig Zitronensaft beträufeln. Nach Ende der Garzeit, Fisch, 1 TL Zitronenschale sowie gehackten Dill zur Suppe fügen, Hitze reduzieren und in 7 Minuten garziehen lassen. Abschmecken mit Dill, Salz und Pfeffer, essen.
    Liebe Grüße von Anja und Armin

    1. Hallo ihr lieben,
      na das hört sich mal lecker an! Das Rezept werden wir bei Gelegenheit gerne mal ausprobieren! Wir haben unsere Fische schon in allen erdenklichen Varianten zubereitet, aber Suppe hatten wir bisher noch nicht.
      Ganz viele sonnige Grüße von uns beiden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.