Fuerteventura, Spanien
Auch der zweite Tag mit Auto auf Fuerteventura wollte gut genutzt sein. Wir fragten Philip und Martina von der Nebula, ob sie uns bei unserem Ausflug Gesellschaft leisten wollen. Sie kamen sehr gerne mit, und hatten Jimmy dabei, ihren schon etwas älteren Yorkshire Terrier mit Kurzhaarschnitt. Obwohl er es wohl schafft, 20 Stunden am Tag zu schlafen, sollte er auch mal etwas Action geboten bekommen.
Wir juckelten also los, und fuhren in Richtung Nordwesten, das erste Ziel war Tetir. Der aufmerksame Leser wird nun eine Augenbraue hochgezogen haben. Richtig, aus Tetir kamen die Luchadores, die uns beim kanarischen Ringkampf vom vorherigen Wochenende so beeindruckt hatten. Der Ort war allerdings echt klein und wenig beeindruckend. Die Tatsache, dass so ein Nest wie Tetir eine doch recht große Ringer-Mannschaft auf die Beine stellen konnte, spricht dafür, dass dieser Sport hier wohl wirklich eine große Nummer ist.
Tetir hat allerdings eine kleine Käserei zu bieten, die offen für Besucher ist. Leider hieß es dann aber: „No hay queso“. Käse gab es keinen, der wurde wohl von einem Großabnehmer komplett aufgekauft. Aber die Ziegen durften wir besuchen. So konnte Steffi immerhin noch einen wichtigen Punkt von ihrer Liste der zu fotografierenden niedlichen Tiere streichen.





Weiter ging es durch La Oliva. Jimmy brauchte etwas Auslauf und wir einen Kaffee. Das ließ sich doch gut kombinieren. Hier ist touristisch so einiges geboten, es gibt ein paar Sehenswürdigkeiten und ein paar Museen, die ganze Busladungen von Menschen angezogen haben. Von denen war im Ort selbst aber nicht viel zu sehen. Wir ließen die Hotspots aus und nur den Ort und den in Teilen alkoholisierten Kaffee auf uns wirken.
Der nächste Stopp war El Cotillo, ein netter Küstenort im Nordwesten, in dem das Surfen die dominante Freizeitbeschäftigung war. Es gibt hier in der Nähe ein paar Sandstrände, am Ort selbst aber eher schroffe Felsen, an denen das Meer kräftig anbrandet. Nach einer kurzen Rundfahrt und einem kleinen Nachmittags-Snack in Corralejo im Norden erreichten wir das eigentliche Ziel und gleichzeitig das Highlight des Tages: Die Strände und Dünen von Corralejo.
An der Nordost-Spitze der Insel befindet sich der Naturpark „Parque Natural Dunas de Corralejo“. Er ist in etwa 10km lang und 2km breit und besteht vor allem aus einer ausgedehnten Dünenlandschaft, die hier schon etwas Sahara-Feeling aufkommen lässt. Ganz ähnlich wie die Dünen von Maspalomas auf Gran Canaria, nur ohne Nackedeis, die in den Dünen rummachen oder Boule spielen, und natürlich viel größer.










Wir nahmen uns etwas Zeit, um über die Dünen zu stromern und liefen etwas an den wirklich sehr schönen Stränden lang. Den ursprünglichen Plan hier etwas zu schwimmen haben wir verworfen, weil es dann doch schon spät und auch etwas frisch geworden ist. Nur Jimmy wurde das zweifelhafte Vergnügen zuteil, hier etwas zu planschen, damit er sich, immerhin ein segelnder Hund, ans Wasser gewöhnt. Witzigerweise fing er schon mit Schwimmbewegungen an, bevor er ins Wasser gesetzt wurde, und noch gut einen Meter über ihm schwebte. Er wusste schon, wofür es gut war. Wenig später war er dann drin im Bach und machte nicht gerade den Eindruck, besonders viel Spaß zu haben. Vor allem wurde er von den zwar kleinen, aber dennoch unerbittlichen Wellen ständig komplett überspült.
Nach fünf Minuten war die Schwimmstunde vorbei, und der zitternde Jimmy war nicht nur nass, sondern auch komplett mit Sand paniert. Trockengerubbelt und eingewickelt in eine Decke fing er gerade wieder an, sich zu entspannen, da kam auch schon die nächste Dusche, diesmal allerdings aus Süßwasser. Das Salzwasser und vor allem der Sand mussten aus dem Fell gespült werden. Armer Jimmy, nicht gerade sein Tag heute. Er hatte ohnehin den ganzen Tag schon Stress, weil er Autofahren nicht mehr gewohnt war, und das, obwohl ich doch extra für ihn (und um Hundekotze im Mietwagen zu vermeiden) besonders sanft gefahren bin. Da hat er auf seine alten Tage noch richtig was erlebt, der Jimmy.






Der Donnerstag tröpfelte mit ein paar Boots-Arbeiten und Einkäufen vor sich hin, und Freitag ging es dann weiter. Wir hatten noch keinen richtigen Plan, wie es weiter gehen sollte. Wir wollten mittelfristig einen Hafen mit etwas Infrastruktur anlaufen, von dem aus wir uns dann in Richtung der Kapverden aufmachen wollen. So standen Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas, Gran Canaria zur Auswahl. Wir liebäugelten mit Santa Cruz, allerdings müssten wir, was den Wind angeht, eher direkt dorthin fahren, das würde wieder eine Nachtfahrt bedeuten. Das würden wir aber nur machen, wenn wir auch eine Liegeplatzzusage hätten. Eine Reservierungsanfrage hatten wir bereits gemacht.
Las Palmas hätten wir in zwei Tagesetappen erreichen können, mit einem Ankerstopp bei Morro Jable im Süden Fuerteventuras. Allerdings würden wir in Las Palmas dann auch vor Anker gehen müssen. Die Atlantic Rally for Cruisers (ARC), die größte Transatlantik-Spaß-Regatta für Fahrtensegler schlechthin, startet nämlich in Las Palmas. Entsprechend ausgebucht sind die Häfen. Wir würden Samstag eintreffen, und Sonntag startet die ARC. Nun lauern allerdings schon wahnsinnig viele ankernde Boote auf einen Liegeplatz, und es gibt eine Warteliste. Man sollte meinen, dass die Liste, sobald die 140 ARC-Boote den Hafen verlassen haben, schnell abgearbeitet ist und alle Boote von der Liste im Hafen liegen. Aber dem ist mitnichten so. Es kann tagelang dauern, bis man dann endlich im Hafen drin ist.
Unsere favorisierte Variante war also Santa Cruz, allerdings bekamen wir keine Bestätigung für unsere Liegeplatzanfrage. Auch ein kurzes Telefonat sorgte nicht für Klarheit: Schickt eure Anfrage noch einmal per mail, dann werden wir sehen. Wir entschieden uns also erstmal für die Las Palmas-Variante und machten die Leinen los, mit dem Ziel Morro Jable. Zum Nachmittag kam dann allerdings die Liegeplatz-Zusage von Santa Cruz. Da hatten wir wohl eine Nachtfahrt gewonnen.
Seglerisch lief es dann auch recht gut, wir hatten zwar wenig Wind, konnten aber bis hinter die Südspitze von Fuerteventura segeln. In der Nacht wurde es dann etwas dünn, so dass der Motor für ein paar Stunden mitschieben musste, vor allem im Windschatten von Gran Canaria, den wir bei dem südlichen Wind, den wir gerade hatten, durchqueren mussten. Wir sahen unterwegs ein paar größere Wale, für mich war es die erste Nachtfahrt auf dieser Reise, die ich komplett in kurzer Hose und barfuß bestritten habe und für Steffi war es die erste Nachtfahrt ganz ohne Seekrankheits-Medikamente. Es kann also alles schlimmer sein.