Puerto Real, Puerto Rico
Nun haben wir wieder ein paar Tage lang nichts von uns hören lassen. Und tatsächlich ist auch gar nicht so viel passiert. Trotzdem hatten wir insgesamt eine schöne Zeit. Aber von Anfang an.
Am Dienstag, den fünften und vorerst letzten Tag mit Auto stellte sich uns tatsächlich die Frage, wo wir überhaupt noch hinfahren sollten. Auf super-weit entfernte Ziele hatten wir keine Lust, also beschlossen wir, uns die Innenstadt von Ponce anzusehen. Ponce ist die zweitgrößte Stadt Puerto Ricos, liegt in etwa 50km westlich von Salinas und im Selbstverständnis der Einwohner der Stadt ist das der „place to be“. Man sagt hier wohl, auf Puerto Rico gebe es nur Ponce, der Rest sei Parkplatz. Es ist also an der Zeit, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Ganz untypisch für amerikanische Städte gibt es hier tatsächlich einen Innenstadtbereich mit ein paar zentralen Plazas, geprägt vom Kolonialstil des 19. Jahrhunderts, der zum Schlendern einlädt. Wir ließen uns etwas durch die Straßen treiben, kehrten für ein Käffchen und ein Mittagessen in ein paar netten Lokalen ein, und tingelten durch ein paar Souvenirläden. Insgesamt war das ganz nett, aber richtige Begeisterung konnte bei uns nicht geweckt werden.
Das, was Ponce wohl ausmacht, ist die reiche kulturelle Szene der Stadt, von der wir bei unserem Spaziergang aber nicht viel mitbekommen haben. Es gibt hier viele Museen, Galerien und Parks, sowie eine ganze Reihe von Gebäuden mit historischer Bedeutung. Der Karneval von Ponce ist wohl eine sehr große Nummer (haben wir leider verpasst), dann gibt es große Jazz- und Tanz-Festivals. Ponce sollte also eher aus kulturellen als aus ästhetischen Gesichtspunkten bewertet werden. Machen wir nächstes Mal. 🙂




















Am Mittwoch ließen wir es entspannt angehen. Der Wassertank der Krassy sollte wieder aufgefüllt werden, bevor es weiter geht. Das lief diesmal mit Kanistern und dem Dinghy. Mit einer Fuhre können wir knapp 70l Wasser transportieren. Zwei Fuhren waren nötig, und der Tank war wieder voll.
Der zweite Tagesordnungspunkt war Manati- (bzw. Seekuh-) Watching. Im Süden Puerto Ricos gibt es eine recht große Population der geschützten, freundlichen und behäbigen Meeressäuger. Die Tiere halten sich vor allem in den seichten Mangroven-Gewässern auf und werden wohl in der Regel bis zu drei Meter lang und 500kg schwer. Einzelne Kaventsmänner sollen wohl bei 4m Körperlänge rund 1.500kg Lebendgewicht auf die Waage gebracht haben. Diese faszinierenden Tiere wollten wir mal besuchen! Wir juckelten also mit dem Dinghy die Bucht ab, schlängelten uns an den Mangroven entlang, drehten eine echt große Runde und sahen: Nüscht.
Am Abend zuvor sind wir allerdings schon einem Manati begegnet, allerdings haben wir es in der Nähe der Krassy nur schnaufen gehört, aber nicht gesehen. Es war halt dunkel. Insofern waren wir schon voller Hoffnung, die Tiere bei Helligkeit beobachten zu können, aber so etwas lässt sich leider nicht erzwingen. Immerhin sahen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit in der Entfernung noch ein Manati, das erst seine Nase, dann seinen Rücken und zuletzt seine Schwanzflosse aus dem Wasser gereckt hat. Fotographisch einfangen konnten wir es aber leider nicht.
Donnerstag, Freitag und Samstag war wieder Segeln angesagt. Bei bestem Wetter machten wir ein paar entspannte Tagesetappen, um an die Westseite Puerto Ricos zu gelangen. Ein kleines Juwel war dabei die mittlerweile verlassene Insel Isla Caja de Muertos, die ihren Namen wohl ihrer Sarg-Form zu verdanken hat. Der sehr geschützte Ankerplatz lädt zum Schnorcheln und Genießen ein. Ein kleiner Bonito, den wir unterwegs angelten – der erste auf dieser Tour – bescherte uns noch dazu ein ultra-leckeres Abendessen.





Samstag haben wir Puerto Real erreicht, eine kleine kreisrunde Bucht mit einer sehr freundlichen Marina. Obwohl wir keine Gäste der Marina sind, dürfen wir kostenlos die Duschen und Toiletten nutzen, sehr preisgünstig Wäsche waschen oder ein Auto der Marina mieten. Außerdem sind sie sehr hilfsbereit, wenn es um die Ausklarierung für die Weiterfahrt geht.
Am Abend stand für mich noch ein abenteuerlicher Friseur-Besuch auf der Agenda. Mein letzter Haarschnitt ist inzwischen gut 5 Monate her, also musste die Matte mal wieder runter. Beim Spaziergang durch den Ort kamen wir an einem Barber Shop vorbei, die Gelegenheit war also günstig. Ein Termin war nicht nötig, es konnte sofort losgehen. Normalerweise vermeide ich es, zu Friseuren zu gehen, die selbst eine Kack-Frisur haben. So auch dieser Friseur. Insgesamt ist die Quote von Kack-Frisen gerade bei den Herren hier auf der Insel überdurchschnittlich hoch, was mich bisher von einem Gang zum Friseur abgehalten hat. Aber die Not war mittlerweile groß. Selbst die Musterfrisuren, die hier aushingen, alle mit den berühmt-berüchtigten „Seiten auf Null“, und die Tatsache, dass der Meister kaum Englisch sprach und ich mein rudimentäres Spanisch bemühen musste, konnten mich nicht mehr stoppen. Wenig später arbeitete sich die schwere Scher-Maschine durch mein wallendes Haar. Und man muss sagen: Es ist gar nicht schlecht geworden!






Sonntag nahmen wir dann auch die Möglichkeit in Anspruch, einen Wagen zu mieten. Wir schauten uns die drittgrößte Stadt Puerto Ricos an, Mayagüez, und nutzten die Gelegenheit, um noch einmal ein paar Vorräte einzukaufen. Außerdem kamen wir noch einmal in den Genuss eines Lechón Asado, des puertoricanischen Spanferkels.




Wie geht es nun für uns weiter? Tja, hier haben wir unsere ursprünglichen Pläne wieder über den Haufen geworfen. Eigentlich hatten wir vor, von hier aus direkt auf die Turks und Caicos-Inseln zu fahren. Für die ca. dreitägige Überfahrt war das Wetter letzte Woche auch optimal. Wir waren zu der Zeit aber noch auf Entdeckungstour. Nun, wo wir so weit sind, dass wir uns von Puerto Rico losreißen können, ist es doch recht unbeständig geworden auf der Strecke. Die Winde sind sehr veränderlich, es droht auf dem Weg eine großflächige Flaute, und die Gewitterneigung ist recht hoch. Nichts also für drei Tage auf See.
Wir tüftelten also einen Plan B aus: Wir fahren zunächst in die Dominikanische Republik, und zwar nach Samaná. Die Bucht von Samaná ist wohl sehr schön, touristisch recht erschlossen, und sie soll eine Kinderstube für Buckelwale sein. Das sind doch ein paar gute Gründe für einen Zwischenstopp. Und bei einer Reisedauer von ca. 30 Stunden gar nicht mal so weit weg. Eigentlich wollten wir die Dominikanische Republik aus Zeitgründen überspringen, nun werden dafür wohl die Turks und Caicos-Inseln gestrichen werden müssen. Wir haben eine Zusage für einen Liegeplatz in einer top-bewerteten Marina, was unseren Aufenthalt noch etwas entspannter und angenehmer machen sollte. Vor allem bei den wohl etwas aufwändigeren Einklarierungsprozeduren soll die Marina wohl sehr hilfreich sein. Wir werden sehen!
So geht das morgen für uns also weiter. Zumindest der Wind sieht für die Überfahrt ganz gut aus. Ansonsten wird das schon ein wenig spannend, denn die Mona-Passage, das Seestück zwischen Puerto Rico und der Dominikanischen Republik kann wohl echt eklig sein, was Wellen und Strömung angeht. Nördlich der Engstelle verläuft der Puerto Rico-Graben mit Wassertiefen bis über 8000 Meter, und in der Mona Passage liegen Sandbänke mit Wassertiefen um 50m. Man kann sich leicht vorstellen, was passiert, wenn Wassermassen aus der großen Tiefe durch die Engstelle drücken.
Sorgen machen müssen wir uns aber nicht, Wind und Strömung sollen von hinten kommen, und wir fahren in einem großen Bogen um die Flachstellen herum. Höchstens die hohe Schauer-Neigung könnte etwas nerven. Nun haben wir mit freundlicher Hilfe einer Marina-Mitarbeiterin bei den Behörden hier ausklariert und unser „Zarpe“ in der Hand, das Dokument, das wir im nächsten Hafen bei der Einklarierung vorzeigen müssen. Alles steht auf „Go“. Hoffen wir auf eine angenehme Überfahrt!
Christian, du hast die Haare schön und außerdem: einen schönen Menschen entstellt nichts 😜. Wie hast du es nur solange ohne Friseur ausgehalten? Mast- und Schotbruch bis zur DomRep.
Liebe Grüße von Armin und Anja
Hey Anja,
haha, da sagst du was! Außerdem ist es ja Steffi, die mich am Ende jeden Tag angucken muss. Mir kann’s ja egal sein. 😂
Tatsächlich sehe ich zu Hause meine Friseurin auch nur ungefähr alle drei Monate. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Haare nerven, dann müssen sie ab. ☺️
Liebe Grüße aus der DomRep (sind wohlbehalten angekommen)!