Sevilla, Spanien und Lagos, Portugal
Vielleicht ist es euch schon aufgefallen, aber wir frühstücken gern sehr ausgiebig. Oder besser gesagt Christian frühstück gern sehr ausgiebig. Ohne ein anständiges Frühstück ist meine bessere Hälfte nicht zu gebrauchen, also nehmen wir uns diese Zeit. Und in Hotels macht das natürlich immer besonders viel Spaß, so auch in Jerez de la Frontera.
Da ja leider unsere Bodega-Besichtigung mit Sherry-Tasting ausfallen musste, gingen wir zumindest noch mal schnell in einer nahegelegen Bodega vorbei und kauften uns zwei Sherry-Sorten, die wir am Vorabend bei der Flamenco-Show probiert hatten. Sherry gehört nicht nur zu Andalusien, sondern eben auch zum Segeln, denn normalerweise sollte man immer eine Flasche dieses Weins an Bord haben. Wir sind jetzt also wieder gut ausgestattet und der nächste Anleger kann kommen!
Von Jerez de la Frontera war es nicht allzu weit in die Provinzhauptstadt Sevilla. Wie auch Cádiz wurde Sevilla der Legende nach von Herakles gegründet und ist heute die viertgrößte Stadt Spaniens. Zusammen mit Venedig und Genua hat Sevilla eine der größten Altstädte Europas.
Wir waren letztes Jahr zum Finale des Ocean Race in Genua und tatsächlich erinnerte uns Sevilla stark an die italienische Hafenstadt.
Dank des im Rahmen der Weltausstellung von 1992 stattgefundenen Infrastrukturausbaus ist Sevilla über die Autobahnen nach Cádiz und Huelva gut angebunden und schnell erreichbar. Das verlassene Expo-Gelände passiert man bei der Einfahrt in die Stadt und leider zeugt es von den traurigen finanziellen Nachwirkungen der Weltausstellung auf den Ort. Die Expo wurde zwar gut besucht, die teuren Baumaßnahmen, die für dieses Großereignis notwendig waren, rissen aber ein großes Loch in die Finanzen von Sevilla und wie so oft liegt das riesige Gelände seit dem Ende der Expo ungenutzt brach und verfällt langsam aber sicher…
Unser Ziel war allerdings nicht die Expo, sondern die berühmte Altstadt. Auch hier parkten wir unser Auto wieder in einer Tiefgarage und liefen von dort aus los. Die andalusische Sonne brannte heute gnadenlos vom Himmel und bei über 30°C fühlte sich der Herbst wie ein ausgewachsener Sommer an.
Sevilla ist ähnlich wie andere große, alte Städte ein Magnet für Touristen. Und wie in anderen Städten ist das leider nicht immer gut für die Stadt. Die vorherrschenden Sprachen, die wir hörten waren mal wieder amerikanisches Englisch, Französisch, Niederländisch und natürlich Deutsch. In manchen Straßen fand man nichts als Souveniershops, die scheinbar alle den gleichen Kram verkauften und die zahllosen Restaurants, die die kleinen Straßen mit gut gefüllten Sitzgelegenheiten füllten, lockten mit Speisekarten in allen Sprachen. Es herrschte mal wieder buntes Treiben, da die Altstadt aber eben so riesig ist, war es diesmal nicht schwer, den ganz troubeligen Ecken zu entfliehen.
Wir ließen uns mal wieder einfach treiben und spazierten ohne echten Plan umher. Auch hier kann man, besonders wenn man historisch interessiert ist, sicher Wochen verbringen ohne alles gesehen zu haben. Allein die Kathedrale, für die die Bezeichnung „bombastisch“ kaum ausreicht, ist sicher nicht in ein paar Stündchen komplett besichtigt. Wir sparten uns allerdings die 15 € Eintritt pro Person, denn wir wollten lieber die Stadt sehen. Sevilla hat übrigens auch noch eine Stierkampfarena, in der in den Sommermonaten noch immer Kämpfe ausgetragen werden. Auch hier sparten wir uns eine Besichtigung.
Für ausschweifende Geschichte hatten wir allerdings heute keinen Sinn. Sicher könnte ich euch an dieser Stelle einige interessante, historische Informationen bieten, aber Sevilla war für uns einfach mal ein Ausflug in eine Stadt mit einer schönen, großen Altstadt.
So liefen wir den ganzen Tag herum, bogen hier und da ab, stöberten auch mal in den Geschäften und fanden zum Mittagessen eine winzig kleine Bar in der ausschließlich Spanisch gesprochen wurde und die uns die für die Gegend berühmte Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) und butterweichen iberischen Schinken servierte.
Gegen Nachmittag taten uns die Füße weh, denn wir waren schließlich auch schon in den Tagen vorher einige Kilometer weit gelaufen. Unser letztes Ziel war also noch die bekannte Plaza de España. Auch hier trifft es das Wort „bombastisch“ nur bedingt, wobei vielleicht „absurd“ die bessere Beschreibung wäre…
Angrenzend an einen großen Park öffnet sich hier ein unvergleichlicher Prunkbau mit einem riesigen (und ich meine RIESIGEN) vorgelagerten Platz. Alles ist hier mit handbemalten Kacheln geschmückt und das bunt angemalte und reichlich verzierte Gebäude windet sich in einem weiten Bogen um die gigantische Plaza. Eine Art künstlich angelegter Teich säumt den großen Platz. Hier sitzen Touristen in kleinen Ruderbooten und paddeln unbeholfen umher, während in der Mitte des Platzes Pferdekutschen im Kreis herum fahren. Dieser Kitsch zieht scheinbar vor allem Asiaten an, die hier an jeder freien Stelle für Fotos posieren und dem ganzen Bild noch ein bisschen mehr Absurdität verleihen.
Wir wunderten uns hauptsächlich, wofür dieser verschwenderische Bau mit dem quasi ungenutzten Platz eigentlich gut sein sollte und fanden heraus, dass dieser Platz erst 1924 für die iberoamerikanische Ausstellung erbaut wurde. Mit einer Fläche von unfassbaren 50.000 Quadratmetern ist das Areal gespickt von Symbolik. Ehrlich gesagt fand ich dabei die Info am interessantesten, dass hier Teile der Dreharbeiten für die Filme Lawrence von Arabien (einer meiner Lieblingsfilme) und Star Wars Episode II stattfanden. In letzterem dient der Platz als Kulisse für den königlichen Palast auf Naboo, die Aufnahmen wurden allerdings stark nachbearbeitet.

















Am Fluss entlang schlurften wir nun müde zurück zu unserem Auto. Es war noch recht früh, aber wir wollten auf dem Rückweg nach Lagos noch in Huelva Halt machen um dort zu Abend zu essen. Tja, das taten wir auch, allerdings hatten wir mal wieder nicht an die spanischen Gepflogenheiten gedacht, die außerhalb der touristischen Gefilde üblich sind. Um 18 Uhr ein Restaurant mit geöffneter Küche zu finden ist praktisch unmöglich! Wir stapften also in Huelva umher und langsam schlug die Stimmung zu hangry um. Hier war nichts zu Essen zu bekommen und so gaben wir nach ein paar tausend weiteren Schritten endlich auf, knabberten im Auto noch ein paar Bananenchips und fuhren zurück nach Lagos.
Manchmal meint es das Universum aber auch gut mit einem. Mit knurrendem Magen suchte ich unterwegs nach einem Restaurant möglichst in Hafennähe (meine Füße taten wirklich doll weh) und fand so einen unscheinbar wirkenden Laden auf dem Gelände der hiesigen Werft. Ich reservierte einen Tisch und wir bekamen eines der leckersten Abendessen dieser Reise serviert! Solltet ihr euch mal nach Lagos verlaufen, dann geht also unbedingt zu Tasca do Kiko und probiert dort das Tuna Pica-Pau. Die scharf angebratenen Thunfischstück in einer Marinade aus Sesam und Sojasauce sind eine echte Offenbarung!
Das phantastische Abendessen war unser perfekter Abschluss für einen tollen kleinen Roadtrip.
Und falls ihr euch jetzt fragt, wie es bei uns eigentlich weitergeht, dann will ich euch nicht länger zappeln lassen. Christian hat heute unserem Motor eine kleine Wohlfühlbehandlung zukommen lassen, Motoröl, Ölfilter und Dieselfilter wurden gewechselt und alles noch mal durchgecheckt. Wir gehen gleich noch ein paar Vorräte einkaufen, während wir gerade im Waschsalon auf eine Ladung Wäsche warten, laden wir die Blogbeiträge hoch und heute Abend verabschieden wir uns von den Finnen, die auch noch hier im Hafen sind. Morgen geht es dann – sofern die Wettervorhersage sich nicht noch mal ändert – für uns weiter nach Marokko. Unser Ziel ist Agadir im Süden des Landes und dort hin sind wir voraussichtlich 3-4 Tage unterwegs. Es bleibt also spannend, denn jetzt geht es auf in ein uns noch gänzlich unbekanntes Land.
Mast und Schotbruch! Wasser werdet ihr genug unter’m Kiel haben. Wir erwarten sehnsüchtig auf den Bericht aus Agadir. Beste Grüße und bye, bye aus good ol‘ Europe!
Vielen lieben Dank! Den Bericht gibt‘s in wenigen Minuten 🙂 viel Spaß beim Lesen! Grüße aus Marokko!