Gibraltar und Jerez de la Frontera, Spanien
Nach einem großartigen Frühstück in unserem Hotel in Cádiz ging es für uns weiter. Wir wollten Gibraltar erkunden und vor allem die berühmten Affen oben auf dem Fels sehen. Egal, mit wem wir vorher gesprochen hatten, alle Leute gaben uns den selben Hinweis: Oh, da müsst ihr aber aufpassen, dass die Affen euch nicht ausrauben!
Okay, danke! Wir würden aufpassen…
Von Cádiz aus fuhren wir ca. eine Stunde mit dem Auto, bis Gibraltar in Sicht kam. Oder besser gesagt, eine riesige Wolke, aus der unten noch der Sockel eines großen Felsens herauslukte. Von weitem sah es aus, als stünde der Fels in Flammen. Eine dicke Nebelwolke hatte sich um den großen Stein gelegt und der Wind, der aus Richtung des Mittelmeers wehte, zog die Wolke zu einer Dunstfahne lang.
Da unsere Autovermietung uns ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass wir in Gibraltar keinen Versicherungsschutz hätten, parkten wir unser Auto auf der spanischen Seite der Grenze auf einem großen Parkplatz. Wir nahmen eine kleine Tasche und meine Kamera mit dem Teleobjektiv mit und stiefelten los zur Grenze. Der Übergang nach Gibraltar ist einfach. Man zeigt einmal seinen Personalausweis vor um Spanien zu verlassen und dann noch einmal um Gibraltar zu betreten. Vom Brexit ist hier nichts zu spüren.
Direkt hinter dem Grenzposten stand schon ein Linienbus, der zur Talstation der Seilbahn fahren sollte, also entschieden wir ganz spontan hier direkt einzusteigen. Das ginge sicher schneller als zu laufen. Naja, sagen wir mal so, zu Fuß wären wir wahrscheinlich schneller gewesen, aber dafür sahen wir unterwegs ein bisschen was von Gibraltar…
Wie üblich in touristischen Gegenden wird auch am Affenfelsen fleißig die Hand aufgehalten. Die Seilbahnfahrt, die einen laut der Eigenwerbung in nur 6 Minuten auf den Gipfel des Felsens bringen sollte, war nicht nur unverschämt teuer, sondern rechnete die Stunde Wartezeit nicht mit in die 6 Minuten Fahrzeit ein… Es ist Nebensaison, ich will mir gar nicht vorstellen, was hier im Sommer los ist. Die Alternative wäre allerdings die 426 Höhenmeter zu Fuß zu überwinden und dazu hatte besonders ich wenig Lust.
Oben angekommen kam uns direkt unser üblicher Ausspruch in den Kopf: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Der Nebel war so dicht, dass wir nicht mal erkennen konnten, dass wir an einem Abgrund standen. Von Mittelmeer oder Afrika keine Spur… Wir hatten uns darauf gefreut, einen Blick auf die Straße von Gibraltar, das hier nur einen Steinwurf entfernte Afrika und natürlich das Mittelmeer werfen zu können, aber daran war heute nicht zu denken. Der Nebel brachte eine feuchte Kälte mit sich und auch von den Affen fehlte zunächst jede Spur, also machte sich ein wenig Enttäuschung breit.
Wir erkundeten erst mal die alten Festungsanlagen, deren Reste noch oben auf dem Fels zu finden sind und wollten dann das teuer bezahlte Naturreservat finden, in der Hoffnung, dort auch ein paar Äffchen zu begegnen.
Mit fest umklammerten Taschen liefen wir los und es dauerte nicht lange, bis wir einen flauschigen und leicht übergewichtigen Berberaffen mit grimmigem Blick entdeckten. Den bösen Blick kann man ihm nicht verübeln, denn das arme Tier war belagert von Touristen, die offenbar alle sofort wieder vergessen hatten, was ihnen in der Talstation noch gebetsmühlenartig immer wieder eingeschärft worden war: die Affen auf keinen Fall füttern oder anfassen und bitte Abstand zu den Tieren handeln. Gibraltar ist kein Zoo oder Zirkus, in dem die süße Äffchen dressiert sind, sondern die hier lebenden Tiere sind wild. Wenn sie sich bedroht fühlen, dann greifen sie an und auch wenn die Affen hier an Menschen gewöhnt sind wird man ausführlich aufgeklärt, dass bestimmte Verhaltensweisen dazu führen können, dass einzelne Tiere auch mal zubeißen.
Schon nach kurzer Zeit, als deutlich mehr Affen und auch deutlich mehr Menschen auftauchten, wurde meine Zündschnur immer kürzer. Hier waren Leute dabei, die vor allem die Jungtiere nicht nur ganz offen mit Futter lockten, sondern auch versuchten diese hochzuheben. Andere ließen ihre Kinder so nah an die Affen heran, dass man sich fragen musste, ob sie hier vielleicht versuchten eins ihrer Kinder loszuwerden… Dem ein oder anderen wünschte man hier eine Notfall-Tetanus-Impfung an den Hals! Wer hier die Primaten waren, war nicht immer sofort zu erkennen…
Die schlimmsten von allen waren die Taxi-Fahrer. Schon unten an der Talstation waren ein paar recht aufdringliche Fahrer auf uns zugekommen um uns statt der Seilbahnfahrt eine Fahrt mit ihrem Kleinbus auf den Fels anzubieten. Oben am Fels wurde uns erst das Ausmaß dieses Angebots bewusst. Die kleinen Busse ballerten hier mit Vollgas die enge Straße entlang, ohne Rücksicht darauf, dass die Leute hier zur eigenen Rettung rechts und links aus dem Weg springen mussten. Aber damit nicht genug. Die Fahrer fütterten die Affen mit allerlei Müll um sie anzulocken und die Tiere wussten natürlich genau, dass sie hier etwas zu Essen bekommen und sprangen sogar durch die geöffneten Fenster in die Autos hinein. Wir sahen Affen aus Chipstüten essen und wunderten uns die ganze Zeit, warum das in diesem „Naturreservat“ niemand unterbinden konnte. Dass hier Kleinbusse bis ins Reservat hineinfuhren und sich dann so offensichtlich und dreist einen Dreck um die sinnvollen und wichtigen Regeln scherten ging uns gehörig gegen den Strich!
Die Affen hier in Gibraltar gehören übrigens zu der Gattung Berberaffen, einer Makakenart und gelten als die einzigen freilebenden Affen in Europa. Die Berberaffen sind die einzigen, nicht in Asien vorkommenden Makaken und leben ausschließlich in Algerien, Marokko und Gibraltar, wobei die Population in Gibraltar wahrscheinlich von Menschen hier eingeführt wurde. Insgesamt schätzt man die Anzahl der noch lebenden Berberaffen auf unter 7000, wobei ca. 70% der Tiere in Marokko vorkommen, in Gibraltar gibt es ca. 240 dieser Affen. Die Berberaffensind somit als „stark gefährdete Art“ klassifiziert, was den Umgang, den wir auf Gibraltar gesehen haben noch schwerer erträglich macht.
Ganz unbestreitbar sind besonders die Jungtiere wirklich niedlich. Berberaffen sind gute Kletterer und wenn man ihren Umgang miteinander beobachtet, stellt man schnell fest, was für liebenswerte Tiere das sind. Uns ist klar, dass auch wir mit unserem Besuch auf dem Felsen ein Teil des Problems sind, aber zumindest haben wir versucht so gut es geht Abstand zu halten und keinen der Affen zu bedrängen oder gar anzufassen. Ich war froh mit meinem Teleobjektiv aus einer gewissen Distanz schöne Bilder machen zu können und wenn wir mal einem oder mehreren frech im Weg sitzenden Äffchen vorbei mussten, dann hatten wir schon immer ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch. Für diejenigen, die verstohlen Kekse aus ihren Taschen zogen um sie einem Affen zuzustecken habe ich nur wenig übrig.



































Auf dem Weg den Fels hinunter kommt man noch an einer Tropfsteinhöhle vorbei, die wir natürlich auch kurz besuchten. Die geräumige Höhle ist mit bunten Lichtern angestrahlt und man wird bei seinem Besuch mit esoterischen Klängen beschallt. Das Herzstück dieser Höhle ist eine Tropfsteinformation, die aussieht wie ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Bunt angestrahlt ist das schon ziemlich beeindruckend, aber allzu viel gibt es hier sonst nicht zu sehen.
Wir beschlossen den Weg nach unten zu Fuß anzutreten. Auch hier mussten wir immer wieder den rücksichtslosen Taxifahrern ausweichen, die an uns vorbeidonnerten. Wir beeilten uns mit dem Abstieg um eine größere Gruppe von Leuten zu überholen und sorgten so für einen ordentlichen Muskelkater am nächsten Tag…
Unser Weg führte uns noch durch die kleine Innenstadt Gibraltars, die ein wenig britischer anmutet als der Rest des Landes. Gibraltar ist übrigens eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt, denn auf den gerade mal 6,5 Quadratkilometern Fläche leben ca. 32.500 Menschen. Gibraltar ist ein britisches Überseegebiet, was den Spaniern natürlich gehörig gegen den Strich geht. Die strategisch unschätzbare Lage des Felsens macht diesen kleinen Fleck Erde besonders wertvoll, denn mit Gibraltar lässt sich mehr oder weniger der gesamte Zugang zum Mittelmeer kontrollieren.
Seit die englische Krone 1704 die Hoheit über Gibraltar erlangte versuchen die Spanier dieses Gebiet zurückzubekommen, zunächst militärisch, später mit Verhandlungen und immer wieder kommt es hier zu kleineren diplomatischen Zwischenfällen. Da die Spanier allerdings dummerweise über die Jahre die Bevölkerung Gibraltars gegen sich aufgebracht hatten, unter anderem indem sie für knapp 15 Jahre die Grenze komplett abgeriegelt hatten, Gibraltar von internationalen Sportveranstaltungen auszuschließen versuchten und das Telekommunikationsnetz blockierten, stimmten die Bewohner Gibraltars in zwei Volksabstimmungen 1967 und 2002 mit überwältigender Mehrheit gegen einen Wechsel zu Spanien.
Wir hatten genug gesehen und machten uns zu Fuß auf den Weg über die Rollbahn des Flughafens zurück zur Grenze. Der Ausflug nach Gibraltar hat Spaß gemacht, aber wirklich schön ist es dort nicht. Alles ist ein wenig oll und die dichte Bebauung des winzigen Landes wirkt ein wenig erdrückend. Es ist nett, Gibraltar mal gesehen zu haben, aber anders als am Vortag in Cádiz verspürten wir nicht unbedingt den Drang noch mal hier her zu kommen. Dafür gibt es genug andere schöne Orte, die noch entdeckt werden wollen.
Eigentlich wollten wir von Gibraltar aus direkt nach Sevilla weiterfahren, dort übernachten und am nächsten Tag auch diese Stadt entdecken. Ein Blick auf die Hotelpreise änderte diesen Plan allerdings sehr schnell. Ab 300 € aufwärts wären hier Zimmer zu bekommen… Nee, danke!
In Jerez de la Frontera sah die Sache schon anders aus, also buchten wir dort ein Hotelzimmer. So könnten wir uns diesen Ort auch noch ansehen, bevor wir nach Sevilla weiterfuhren.
Auch in Jerez war unser Hotel wieder spektakulär schön und auch hier bekamen wir ein Upgrade, sodass wir uns am Abend in einer kleinen Suite wiederfanden. Nobel geht die Welt zugrunde…
Die außerordentlich nette Dame an der Rezeption zeichnete uns zudem noch mit einer Engelsgeduld und in sehr langsamem und deutlich gesprochenen Spanisch erklärt, eine Route durch den Ort auf einem Stadtplan auf. Jerez ist hauptsächlich für zwei Dinge berühmt: Sherry und Flamenco. Christian wollte gern eine der vielen Bodegas besichtigen, in der der Sherry hergestellt wird, ich wollte gern eine Flamenco-Show sehen. Da die Bodegas leider nur tagsüber ihre Touren anboten, blieb uns nur übrig, in einer Bar ein paar Sherry-Sorten zu probieren.
Ganz zufällig gab es eine Bar, oder genauer gesagt ein Tabanco, wie die Andalusier diese Etablissements nennen, in der nicht nur verschiedene Sherries angeboten wurden, sondern wo man auch eine kleine Flamenco-Show würde bewundern können. Vor der Tür gab es schon eine kleine Schlange, als wir zufällig 5 Minuten vor Beginn der Show dort ankamen. Der Laden war winzig und gepackt voll, denn die meisten Leute hatten hier offenbar schon im Voraus einen Platz reserviert, aber wir stellten uns an die Bar, bestellten Sherry und Tapas und konnten die Show in einem riesigen Spiegel über der Bar beobachten. Die junge Tänzerin tanzte mit voller Inbrunst während hinter ihr auf der Bühne einer Gitarre spielte und ein anderer im typisch jammernden Tonfall dazu sang. Schön, so eine Show mal gesehen zu haben, vor allem in einer gemütlichen Bar mit toller Atmosphäre, guten Drinks und leckeren Tapas!











Nach der Show zogen wir weiter, liefen die von unserer Rezeptionistin vorgeschlagene Route ab und erkundeten so den wirklich gemütlichen Ort. Nach einem kleinen Abendessen auf einer hübschen Plaza merkten wir, wie sehr uns der Abstieg vom Affenfelsen in den Knochen lag und auch in dieser Nacht schlummerten wir wieder tief und fest in unserem großzügigen Hotelzimmer.
Es war ein ereignisreicher und schöner Tag, an den wir uns sicher noch lange erinnern werden. Gibraltar war kein Highlight, aber wir freuen uns mal dort gewesen zu sein. Andalusien hingegen hat sich einen kleinen Platz in unseren Herzen erobert!
Hallo ihr beiden, wieder eine unnachahmliche britische Gedenktafel : Lissy und Philipp standen nicht nur, sie blickten auch. Gut, dass wir das jetzt auch wissen. Gut zu wissen auch, dass man Gibraltar nicht zwingend besuchen muss, dafür aber auf jeden Fall Cadiz. Wieder mal tolle Bilder! Die Flamenco Tänzerin hat die Smoky Eyes auf ein neues Level gehoben, hatte sie überhaupt Augen??
Liebe Grüße von Anja und Armin
Hallo ihr lieben, die Gedenktafel fanden wir auch wieder super! Davon gab es übrigens so einige in Gibraltar…
Die Tänzerin war schon ziemlich eindrucksvoll, ihr Gesichtsausdruck fast noch mehr als ihr Tanz. Das war echte Leidenschaft! Ganz viele liebe Grüße von uns beiden!