Islas Cies, Spanien
Unser erster Gang am Freitag ging, ganz entgegen unserer Natur, früh um neun und vor dem Frühstück zum Hafenbüro. Immerhin wollten wir zeitig klären, ob und wann wir in diesem Hafen für unsere kleine Reparatur aus dem Wasser gehen können.
Das hörte sich dann auch ganz vielversprechend an, die Preise sind fair, wir könnten auf dem aufgebockten Boot schlafen und auch unsere Arbeiten selbst durchführen (bei Werftbetrieben nicht unbedingt selbstverständlich). Uns wurde Dienstag in Aussicht gestellt, das müsse aber noch einmal intern geklärt werden.
Nach dem Frühstück wurden wir erneut vorstellig, und uns wurde ein Herauskranen am Donnerstag angeboten. Das hieße, dass wir frühestens am folgenden Montag wieder zurück ins Wasser gehen könnten, für uns dann doch alles etwas spät. Der Kahn säuft jetzt nicht gerade ab, also versuchen wir weiterhin, eine kurzfristige Kranmöglichkeit zu finden, im Idealfall noch bevor wir europäisches Festland verlassen.



Wir konnten den Blick also wieder nach vorne richten, und unsere nächsten Erkundungen in Angriff nehmen. Wir haben uns nämlich einen anderen Teil des galizischen Atlantik-Nationalparks vorgenommen: Die Illas Cies. Die Cies-Inseln sind hier das ganz große Ding, und vor allem in Vigo sind Werbetafeln, die zu Tagesausflügen einladen, allgegenwärtig. Seit der britische Guardian den zentralen Strand auf der Insel 2007 zum schönsten Strand der Welt gewählt hat, läuft die Marketing-Maschine auf Hochtouren.
Den Strand wollten wir natürlich auch besuchen, und danach den Rest der Insel wandernd erkunden. Die Anker-Erlaubnis für den Nationalpark ist, sofern man die Befahrens-Erlaubnis schon hat, mit ein paar Klicks organisiert, und so machten wir uns zusammen mit Ludgers Anna auf den Weg zu den Cies, eine Strecke von gerade mal 9 Meilen trotz einiger Kreuzschläge.
Der Ankerplatz vor dem Strand ist sehr geräumig, ein paar Boote waren schon da, und der Grund ist optimal sandig. Wir legten uns also dazu und genossen erstmal den Blick auf die schroffe Insel und das türkisblaue Wasser. Am Fähranleger war es durch die kommenden und gehenden Fähren zunächst etwas trubelig, zum Abend hin entleerte sich die Insel aber zunehmend. Wir machten also Krassimir startklar, sammelten Ludger ein und landeten am Fähranleger an, um eine Runde über den nunmehr fast menschenleeren Strand zu drehen und danach noch einen Drink in der einzigen Gastronomie am Platz zu nehmen.








Und man muss schon sagen: Der Strand ist tatsächlich spektakulär schön. Der Sand ist super-weich und hat nur wenige störende Muscheln oder Steine, und die Wasserfarbe ist toll. Einziger Wermutstropfen ist die arktische Wassertemperatur von derzeit ca. 16°C, die nicht gerade zum Planschen einlädt. Das Restaurant am Fähranleger lässt aber erahnen, was hier in der Hochsaison so abgeht. Es erinnerte uns stark an die Gastronomie, wie man sie auch an der Bergstation größerer Gletscher vorfindet. Von Naturpark-Idylle kann dann wohl keine Rede sein. Für uns kein Problem, denn erstens ist hier die Saison quasi vorbei, und zweitens bestellten wir unseren Drink kurz bevor die letzte Fähre ablegte und das Restaurant dicht machte. So hatten wir tatsächlich ein wenig das Gefühl, auf einer einsamen Insel zu sitzen.

Auf dem Rückweg zu unseren Booten machten wir noch einen Abstecher zur „Moana“, dem Boot von Laura und Arne. Mit den beiden hatten wir uns auf Zuruf für die Cies verabredet , als sie gerade aus dem Hafen in Vigo ausfuhren, während wir reinkamen. Die beiden sind auf Weltumsegelung, betreiben einen für die Seglerszene doch recht großen Insta-Kanal, und planen, wenn alles gut läuft, die nächsten 15 Jahre am Boot zu leben und zu arbeiten. Wir wurden herzlich in Empfang genommen, und schnell vergingen ein paar nette Stunden, bis uns irgendwann der Hunger nach Hause trieb.
Für den Samstag hatten wir uns eine kleine Wanderung vorgenommen. Die Cies-Inseln warten mit ein paar Routen auf, die durch unterschiedliche Ecken der Insel führen, einige ebenerdiger, andere mit größeren Anstiegen. Getreu dem Motto: „Wo wir sind, ist vorne und oben“ waren Ludger und ich uns schnell einig, dass wir zum Leuchtturm hoch wollten, dem höchsten Punkt der Insel. Wer Steffi ein wenig kennt weiß, dass sie es nicht so pralle findet, stumpf einen Berg hochzukraxeln, aber sie leistete dann doch nur halbherzig Widerstand und zog mit.
Die Route war dann auch wirklich ganz schön, führte ein Stück an der Küste entlang, durch einen bewaldeteren Teil der Insel und schlängelte sich dann an der schroffen Südseite den Berg empor. Die letzten paar Höhenmeter ging es dann in Serpentinen bergauf. Insgesamt war der Weg sehr breit und befestigt, und zeugt von den Menschenmassen, die hier in der Hochsaison wohl hochpilgern. Was das Wandern angeht, hat uns die weniger überlaufene Insel Ons tatsächlich deutlich besser gefallen.













Während Ludger und ich die tolle Aussicht genossen, grummelte Steffi in sich hinein und brauchte ein paar Minuten, um sich in der himalayischen Höhenluft (immerhin 178m) zu akklimatisieren. Wir konnten hier übrigens tatsächlich ein Privatflugzeug von oben betrachten, was zumindest für uns ein nicht ganz alltäglicher Anblick war. Der Weg hinunter war der gleiche wie herauf, leider gibt es hier keine Rundwege. Nach ein paar Drinks und Stärkungen ging es zurück zu den Booten, denn wir wollten uns noch einmal verholen.
Obwohl wunderschön, war unser Ankerplatz doch etwas rollig, was ein wenig genervt hat. Ludger stand noch in Kontakt mit den beiden Finnen, mit denen wir in Muros zusammen Essen waren. Die wollten zu uns kommen, haben sich dann aber für einen Ankerplatz vor der südlichen Insel entschieden, weil es dort eben weniger rollig war. Wir beschlossen also, ihnen dorthin zu folgen, und es wäre ja auch schön, die beiden mal wieder zu sehen. So machten wir wieder einmal eine gewaltige Etappe von einer Seemeile, und ließen, nach einem schnellen Abendessen, den Tag zusammen an Bord der Anna ausklingen.


Heute verholen wir uns noch nach Baiona. Die Stadt soll ganz hübsch sein, wir müssen dringend einkaufen und Wäsche waschen, und auch dort soll es wohl die Möglichkeit geben, mit dem Boot aus dem Wasser zu gehen. Wir sind gespannt!