Lanzarote, Spanien
Für Montag, den zweiten Tag auf Lanzarote mit Mietwagen, haben wir uns die Hauptstadt Arrecife vorgenommen. Nicht unbedingt, weil die Stadt so schön sein soll (das ist sie nicht), sondern vielmehr wegen der exzellenten Bootsausrüster. Mittlerweile hatten wir eine ganz beachtliche Einkaufsliste zusammengestellt, die, bevor es auf die Kapverden mit nur überschaubarer Infrastruktur weitergeht, abgefrühstückt werden wollte.
So wollten wir z.b. die gebrochene Talje vom Baumniederholer erneuern, die angekaute Dirk sollte ersetzt werden, wir wollten eine neue (und stärkere) Lenzpumpe haben, dann wollten wir einen fliegenden Wasserfilter haben, mit dem wir in Gegenden mit zweifelhafter Trinkwasserqualität das Wasser, was wir in unseren Tank füllen, vorfiltern können. Und das ist nur ein Teil der Liste. Der Ausrüster beim Yachthafen erwies sich als Reinfall, aber auf der anderen Seite des Hafenbeckens haben wir gleich mehrere riesige Läden gefunden, die so etwas wie eine Kombination aus Baumarkt (bzw. Ferretereia) und Bootsausrüster darstellen. Nach der einen oder anderen Stunde des Stöberns und einigen mittelhohen Zahlungen waren die wichtigsten Punkte abgehakt, und wir konnten uns etwas zu essen fangen.
Bereits bei unserer Ankunft in der Hafengegend fiel uns ein leckerer Grill-Geruch auf, der aus einem recht unscheinbaren und schmucklosen Gebäude zu kommen schien. Nach unserer Einkaufs-Orgie gingen wir dem Geruch einmal auf den Grund, und fanden quasi im Hinterzimmer und Hinterhof eines Fischgeschäfts ein Restaurant vor, das vor allem bei Einheimischen hoch im Kurs stand. Hier kam der Fisch direkt vom Kutter auf den Grill, und wir hatten den Eindruck, dass unter den Gästen auch ein paar Fischer zugegen waren. Wir gönnten uns eine Parrillada, eine Fisch-Grillplatte, die kulinarisch wohl echt zu den bisherigen Highlights dieser Reise zählen kann. Ein echter Glücksgriff!
Wir drehten noch eine Runde durch die eher schmucklose und unattraktive Innenstadt, besuchten noch kurz ein größeres generisches Einkaufszentrum (das sich genau so gut in jeder anderen europäischen Stadt befinden könnte) und kehrten dann müde zur Krassy zurück.



Dienstag sollte mal wieder ein touristisches Programm anstehen! Der Vulkanismus ist ja nun einmal DAS Thema auf Lanzarote, also sollte der Timanfaya Nationalpark nicht ausgelassen werden. Der Timanfaya erstreckt sich über ein großes Gebiet im Westen der Insel und umfasst eine spektakuläre Landschaft, die von den letzten großen Vulkanausbrüchen auf der Insel im 18. Jahrhundert geprägt ist, in deren Zuge gut ein Viertel der Inselfläche umgestaltet wurde. Wir beschlossen, den „Standard-Ausflug“ zu machen, der in dieser Form wahrscheinlich schon seit 50 Jahren angeboten wird. Dieser besteht im wesentlichen aus einer Bustour durch den Park und einer anschließenden Demonstration der immer noch vorhandenen vulkanischen Aktivität.
Die Bustour dauerte ca. 30-40 Minuten, und wurde von einer dreisprachigen Audio-Spur begleitet. So bekamen wir die Vielfalt der vulkanischen Landschaft zu Gesicht und erfuhren auch ein paar nette Fun-Facts über die Entstehung der Insel. Die verschiedenen Facetten der Landschaft waren echt sehenswert. Hier Hügel bedeckt mit feiner vulkanischer Asche, dort riesige Felder mit Tuffgestein so weit das Auge reicht, dann Lavaströme, die aussehen als wären sie gerade gestern erstarrt, und plötzlich Gebiete, die weitgehend mit Sukkulenten und Flechten bewachsen sind. Die Fotos (aufgenommen aus dem fahrenden Bus) sollten euch einen ganz guten Eindruck vermitteln.












Nach dem Ende der Bustour wurden wir zu ein paar Löchern im Boden geführt, in denen trockenes Gehölz in Flammen aufging oder hineingegossenes Wasser eruptionsartig wieder herausgeschossen wurde. Der Lanzarote-Klassiker schlechthin ist natürlich das Vulkan-Hähnchen, gegrillt über einem (bestimmt Schadstoff-freiem) Vulkanschlot, das direkt nebenan im Mirador-Restaurant genossen werden kann (was wir natürlich auch taten).






Mit vollem Magen und vielen Eindrücken im Kopf machten wir uns über die lanzarotische Weinstraße zurück auf den Heimweg. Die Weinstraße heißt in Wirklichkeit LZ-30 und führt durch das Weinanbaugebiet der Insel. Abgefahren genug, dass auf der trockensten Insel der Kanaren überhaupt etwas wächst, wird hier tatsächlich Wein angebaut. Klassische Anbautechnik funktioniert hier wohl nicht, so haben sich die Winzer seit der Gründung des ersten Weinguts El Grifo im Jahr 1775 einiges einfallen lassen, um die Weinreben zum Gedeihen zu bringen. Jeder einzelne Weinstock steht in einer eigens gegrabenen Mulde, die von einem halbrunden Mäuerchen umgeben ist. Die Mulde und das hier verwendete Vulkangestein (Lapilli) sorgt wohl dafür, dass sich gerade nachts Feuchtigkeit absetzen kann, die in der Mulde zum Weinstock sickert. Das Mäuerchen schützt die empfindliche Pflanze gegen Austrocknen durch den Passatwind. Der Automatisierungsgrad bei dieser Anbautechnik liegt quasi bei Null, was sich auch in den sportlichen Preisen der Weinflaschen widerspiegelt, die im Supermarkt bei 15€ beginnen.
Wir machten Halt bei dem einen oder anderen Weingut, und verschafften uns einen kleinen Eindruck über den Weinanbau auf der Insel. Eine Verkostung fiel aus, weil wir ja mit dem Auto unterwegs waren. Außerdem fühlten wir uns unter all den schicken Wein-Snobs, die die Verköstigungs-Räumlichkeiten besiedelten, ein wenig fehl am Platz. So holten wir uns am Abend eine Flasche Lanzarote-Wein des mittleren Preis-Segments aus dem Supermarkt, mit dem wir die vulkanischen Eindrücke des Tages herunter spülten. Ein toller Wein, vor allem, wenn man daran denkt, mit welchem Aufwand er entstanden ist!





Den Mittwoch nutzen wir noch, um ein paar Dinge an Bord zu regeln. Wir bauten unsere neue Lenzpumpe ein, und schauten befriedigt dabei zu, wie sie die Bilge, die wir mit ein paar Eimern Wasser gefüllt hatten, in Rekordzeit leer pumpte. Dann baute ich noch einen zweiten Solar-Laderegler ein, den wir mit einem unserer fliegenden Solar-Panels nutzen wollten. Wir haben nämlich neben unseren 300W fest verbauten Panels ein kleineres (37W) und ein größeres (55W) Solarpanel dabei, die wir bei Bedarf in die Sonne stellen können, um zusätzlich Strom zu erzeugen. Dafür nutzen wir recht simple Laderegler, die einfach in eine 12V-Steckdose gestöpselt werden können, und auf diesem Wege ins System einspeisen.
Das kleine Panel funktioniert auch, allerdings hatten wir den Eindruck, dass das große Panel überhaupt keinen Strom erzeugte. Das lässt sich auch einfach testen. Halte das Panel in die Sonne, und beobachte am Batterie-Monitor, dass der Ladestrom etwas ansteigt (bzw. der Entladestrom etwas sinkt). Nun sind diese fliegenden Laderegler einfach nicht so gut, und die Kabel zu den Batterien sind recht lang und recht dünn. Keine guten Voraussetzungen also für eine gute Ausbeute. Also entstand die Idee, unseren alten Laderegler, den wir noch an Bord liegen hatten, fest zu verbauen, und das 55W-Panel dort per Steckverbindung anzuschließen. Das Ergebnis: Nüscht. Ganz offensichtlich ist das Panel defekt. Mist. Also wieder ein neuer Punkt für die Ausrüster-Liste.
Wir haben in den letzten Monaten festgestellt, dass wir im Hafen und am Ankerplatz sehr gut mit unseren fest verbauten 300W Panels zurecht kommen. Auf See allerdings reicht das nicht. Durch die Segel und die Bewegungen des Bootes entstehen immer wieder Abschattungen, und darüber hinaus haben wir im Fahrt-Betrieb ja auch mehr Verbraucher laufen (Navigations-Elektronik, Positionslaternen, Funk). Die fliegenden Panels sind also schon notwendig, wenn wir nicht alle paar Tage den Motor zum Batterien laden anschmeißen wollen. Das Problem will also noch gelöst werden, bevor es zu den Kapverden weiter geht.
So tröpfelte der Mittwoch mit Boots-Arbeiten dahin, wir gönnten uns noch einen schönen Barraquito in der „One“ Bar am Hafen und waren bereit, Lanzarote am Donnerstag mit Kurs auf Fuerteventura zu verlassen. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.