Lanzarote, Spanien
In den letzten Tagen war es wahnsinnig heiß und da wir bisher eher gemäßigte Temperaturen auf unserer Reise hatten, mussten wir uns ein wenig akklimatisieren. Tatsächlich hatten wir das letzte Mal in Scheveningen so ein warmes Wetter… Wir gingen es ruhig an und ließen uns vom Ferienflair in unserer Marina anstecken. Hier macht man Urlaub und das können wir auch!
Wir spazierten also entlang der nett angelegten Küstenpromenade in den nächsten Ort, bummelten durch die Läden mit Bade- und Sommerkleidung und ließen uns hier und da nieder um ein kühles Getränk zu genießen.
Da zu unserem Liegeplatz in der Marina doch tatsächlich auch der Zugang zu einem Pool gehört beschlossen wir gestern der Hitze zu entfliehen und ein Ründchen schwimmen zu gehen. Wir packten eine Tasche, liefen zum Pool herüber und belegten mit unseren Handtüchern zwei Sonnenliegen (wir sind immer noch Deutsche!). Der Pool war herrlich kühl und überraschenderweise nicht mit Chlor- sondern mit Salzwasser gefüllt. Für ein paar Stunden fühlten wir uns wie echte Hotel-Urlauber, lagen im Halbschatten auf unseren Liegen und genossen es einfach mal ein paar Stunden lesen zu können und ein wenig die Leute zu beobachten.
Anschließend holten wir noch unseren großen Wäschesack aus dem Boot und während die Waschmaschinen der Marina ihren Dienst taten, setzten wir uns in ein nettes kleines Café und ließen es uns gut tun.
Heute war dafür wieder Programm angesagt. Wir haben uns für ein paar Tage ein Auto gemietet und das holten wir heute Mittag an der Mietwagenstation ab. Die gesamte Abwicklung mit der Mietwagenfirma lief diesmal auf Spanisch und das klappte hervorragend! Wir haben festgestellt, dass wir immer dann am besten klarkommen, wenn man uns nicht direkt auf Englisch oder Deutsch antwortet. Wir werden mittlerweile gut verstanden und auch wir verstehen meistens was man von uns will. Was will man mehr?!
Wir bekamen diesmal einen kleinen weißen Seat, der zum Glück auch mit einer Klimaanlage ausgestattet ist, denn auch heute ist die Luft immer noch brütend heiß. Unser kleines Auto ist sogar eine Art Lanzarote-Sonderedition, denn es ist im Stil von César Manrique bemalt (oder besser beklebt) und trägt sogar die Unterschrift des berühmten Künstlers. An Manrique kommt man hier auf Lanzarote einfach nicht vorbei. Und falls ihr euch jetzt fragt, wer das eigentlich ist, dann hol ich euch mal schnell ab.
César Manrique ist 1919 auf Lanzarote geboren. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für Kunst, studierte in Madrid an der Kunstakademie und ging dann 1965 nach New York. Hier traf er die Kunst-Größen seiner Zeit, darunter Jackson Pollock und Andy Warhol, die auch Manrique inspirierten. Er stellte seine Kunst in New York aus, bereiste die Welt und stieg in die A-Riege der Künstler auf.
Als César Manrique 1968 endgültig nach Lanzarote zurückkehrte war er bereits einer der Vorreiter der avantgardistischen Kunst. Für seine Heimat Lanzarote sollte er aber viel mehr als nur ein Künstler werden, denn Manrique machte es sich zur Lebensaufgabe seine Heimatinsel in den schönsten Ort der Erde zu verwandeln. Sein Werk wie sein Leben waren von Beginn an eng mit der Natur verbunden und so kämpfte Manrique dafür die einmalige Natur Lanzarotes zu erhalten. Insbesondere waren ihm der aufkommende Massentourismus und die damit verbundenen Bettenburgen entlang der Küsten ein Dorn im Auge.
Der zu dieser Zeit amtierende Präsident der Insel war zufällig ein alter Freund Manriques aus Kindertagen und so konnte er diesen überzeugen einige Regulierungen für die Insel durchzusetzen um deren Ursprünglichkeit zu erhalten. So sorgte Manrique unter anderem dafür, dass auf der gesamten Insel kein Gebäude errichtet werden durfte, das höher als die höchste Palme der Insel war. Bei zwei Stockwerken ist hier Schluss.
Bis heute scheinen sich die Bauherren hier an diesen Grundsatz zu halten, selbst in Arrecife, der Hauptstadt, scheint es nur sehr wenige Ausnahmen von der Regel zu sein.
Die Häuser sind zudem auf Lanzarote fast alle im gleichen Stil gehalten und weiß getüncht, was einen auffallenden Kontrast zur kargen Vulkanlandschaft mit schwarzem Sand und Geröll bildet. Ursprünglich waren die Häuser der Fischer an der Küste mit blauen und die der Bauern im Land mit grün lackierten Fensterrahmen versehen. Mittlerweile haben sich die Farben etwas vermischt, aber die meisten Häuser haben noch immer Fenster und Türen in diesen Farben gestrichen.
César Manrique hat jedoch nicht nur für flache Architektur gekämpft, er hat die Insel, sowie auch die anderen kanarischen Inseln, auch mit zahlreichen Kunstwerken geschmückt. Hier reden wir nicht von Bildern auf Leinwänden, sondern von Architektur im großen Stil. Viele der Aussichtspunkte und jede Menge Windspiele entstammen Manriques Schaffen. Besonders bekannt ist hier auf Lanzarote sein ehemaliges Wohnhaus, das er auf einem Grundstück errichtete, das sich auf einem alten Lavafeld befindet. Das Haus sollte nicht einfach nur ein Wohnhaus werden, sondern auch Künstlern einen Ort der Inspiration und des Austausches bieten. Während des Baus fand man unter dem Grundstück einige Lava-Blasen. Die erkaltete Lava hatte hier eine Art Höhlensystem gebildet, das Manrique meisterhaft in die Konstruktion seines Hauses einband. Ganz im Stil der 70er gehalten wurden die Höhlen zu offenen Wohnräumen. Hier ragen Palmen und Monstera-Pflanzen mit ihren schmuckhaften, riesigen Blättern aus den Wänden und durch Öffnungen in der Decke. Die Räume sind mit Sitzbänken und dem typischen Dekor dieser Zeit je in einer anderen Farbe gehalten und man kann sich bildlich vorstellen, wie hier vor 50 Jahren junge Künstler zusammenkamen um über ihr Schaffen zu diskutieren. Das Haus von César Manrique ist heute eine Art Museum und ihr habt bestimmt jetzt schon erraten, dass wir es uns heute angesehen haben. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan vom Stil Manriques, aber sein Einfluss auf Lanzarote ist unbestreitbar und hoffentlich auch in Zukunft unauslöschlich. Wie gesagt, an César Manrique kommt man auf Lanzarote nicht vorbei. Sein Andenken wird hier noch heute hochgehalten und wenn man sich mit diesem Mann ein wenig beschäftigt, dann kann man gut verstehen, welchen unschätzbaren Dienst er der Natur, Kultur und Gesellschaft Lanzarotes erwiesen hat. Vor allem im Vergleich zu den vom Tourismus buchstäblich überrannten Nachbarinseln hat es Lanzarote dank Manriques lebenslangem Einsatz geschafft den Massentourismus im Zaum zu halten.






















Gestorben ist César Manrique übrigens 1992 bei einem selbst verschuldeten Verkehrsunfall und das nur 45 Meter von seinem Wohnhaus entfernt. Die Unfallstelle wird heute durch einen großen Kreisverkehr gekennzeichnet, auf dem ein riesiges Windspiel des Künstlers steht.
Wir nutzten den Tag heute um uns ein Paar Sehenswürdigkeiten auf Lanzarote anzusehen. Neben der Fundación César Manrique besuchten wir eine Saline im Süden der Insel, machten einen Stopp in dem kleinen Ort Teguise und fuhren rauf bis zum berühmten Mirador del Río an der Nordspitze Lanzarotes. Hier kamen wir leider etwas zu spät an und konnten den Aussichtspunkt selbst nicht mehr besuchen – übrigens ebenfalls ein Bauwerk aus der Feder Manriques. Statt dessen hielten wir ein Stück die schmale Straße hinunter an und konnten zumindest von dort aus die bombastische Aussicht auf die kleine Insel La Graciosa bewundern. In den schwindelnden Höhen des Aussichtspunktes war der Wind übrigens so unerwartet stark, dass wir kaum die Autotüren aufgedrückt bekamen. Als ich meine Tür aufgestemmt und ich mich aus dem Auto gewunden hatte, hatte ich dann noch einen unfreiwilligen Marilyn-Monroe-Moment… Mein bevorzugtes Outfit sind normalerweise Jeans und Hoodie, vorzugsweise in schwarz, aber wie gesagt ist es hier aktuell ziemlich heiß. Heute trug ich also, etwas ungewohnt, ein leichtes Sommerkleidchen, dass im Wind direkt hochwehte und sich um mich wickelte. Ich wunderte mich noch kurz, warum mich ein älterer Herr auf dem Parkplatz so anglotzte und merkte erst dann, dass ich nicht mehr ganz schicklich angezogen war. Ganz schön peinlich…
















Von der Nordspitze aus machten wir uns langsam wieder auf den Weg zurück zur Marina und hielten unterwegs nur um noch ein paar Lebensmittel einzukaufen. Die Supermärkte um die Marina herum sind allesamt sehr teuer und sehr schlecht bestückt. Arrecife ließen wir heute allerdings aus, denn dort wollen wir morgen hin und uns nicht nur die Stadt ansehen, sondern hoffentlich auch noch ein paar Erledigungen machen. Wir sind gespannt, was uns dort erwartet, denn Lanzarote zeigte sich uns heute schon mal von seiner interessanten Seite.
Wer mich besser kennt weiß, dass ich seit unserer letzten Reise kein allzu großer Fan der kanarischen Inseln bin. Damals besuchten wir die westlichen Inseln und insbesondere Gran Canaria hat bei mir nicht nur wegen der vielen Bettenburgen, sondern auch wegen der großen Kakerlaken-Population einen bleibenden und sehr negativen Eindruck hinterlassen. Lanzarote hingegen hat mich bisher sehr positiv überrascht. Kakerlaken haben wir hier bisher kaum gesehen (ein wichtiger Faktor für Segler!) und auch landschaftlich und kulturell ist die Insel wahnsinnig spannend. Die vulkanischen Hügel mit ihrem schwarzen Geröll und die schroffe, karge Landschaft sind beeindruckend. Der Kontrast aus schwarzem Lavagestein, weißen Häusern und den satt grünen Palmen und Kakteen, die hier überall aus der trockenen Erde wachsen, ist schon ziemlich besonders. Schön kann man die Insel gar nicht unbedingt nennen, aber auf jeden Fall ist sie interessant und lässt einen gelegentlich glauben, man sei nicht auf einem atlantischen Eiland gelandet, sondern irgendwo auf der Oberfläche des Mondes.
Moin an die Kunstbeflissenen,
ist schon etwas her seit meinem letzten Besuch auf Lanzarote, aber die Schilderung samt der tollen Bilder ließen alte Erinnerungen wieder hochkommen. Wenn Ihr noch Proviant fassen wollt, vielleicht ein Tipp (falls nicht bereits bekannt): fußläufig vom Jachthafen in Puerto del Rosario gibt es ein ziemlich großes Einkaufszentrum samt entsprechendem Supermarkt. Nur bunkern solltet Ihr dort nicht: Treibstoff ist auf Fuerte erheblich teurer als auf Lanzarote oder gar Gran Canaria.
Gruß aus dem nebligem Cuxhaven – wir warten seit einer Woche auf die Erleuchtung von oben …
Jürgen
Moin Jürgen,
danke für den Tipp, wir sind tatsächlich in Puerto del Rosario untergekommen und haben das Einkaufszentrum samt Hiper-Dino auch schon ausgecheckt! Hier werden wir uns definitiv mit Vorräten eindecken.
Jetzt erstmal versuchen, die Insel zu erkunden. Wie wir gehört haben, ist es wohl fast unmöglich, kurzfristig einen Mietwagen zu bekommen. Wir werden sehen.
Liebe Grüße nach Cux!
Hallo ihr zwei,
ja, Lanzarote ist, gegenüber der anderen Inseln, ziemlich einzigartig. Wir waren vor ca. 50 Jahren dort und wohnten in Puerto del Carmen. Zu der Zeit hatte es noch keine großen Baustellen für Ferienwohnungen und Hotels gegeben.
Die Steilküste von Mirado del Rio war noch eine Baustelle. Der Blick von da auf die Insel Garciosa war grandios.
Auch der Nationalpark Timafaya spektakulär, mit dem Lavagrill. Der grüne See, Kamelreiten und abgelegen traumhafte Strände im Süden der Insel der nur mit einem Auto zu erreichen waren. Wir hatten damals einen Käfer Cabrio als Mietwagen, übrigens der einzige auf der Insel.
Lang, lang ist es her. Leider sind wir nie wieder nach Lanzarote gekommen.
Wir beneiden euch um die Wärme. Wir müssen am Wochenende bei Minusgraden in der Nacht das Beiboot abbauen und das Boot Winterfertig machen. Da läuft die Heizung wieder Tag und Nacht.
Alles Gut für Euch weiterhin.
Hey ihr beiden,
das sind ja mal schöne Erinnerungen! Freut uns, wenn wir dazu beigetragen haben, die wieder zu wecken 🙂
Das witzige ist ja, dass sich die Haupt-Sehenswürdigkeiten in der Zeit fast gar nicht verändert haben. Wir haben auch vom Lava-Grill gegessen, haben Kamel- (oder Dromedar?) Reiter gesehen und so weiter. Nur den grünen See haben wir verpasst.
Vielleicht ist es nach 50 Jahren mal wieder Zeit für eine Wiederholung!
LG von Fuerteventura!