Fort Bay, Saba
Normalerweise ist es ein bisschen schwierig Saba anzulaufen, da das winzige Eiland keinen Hafen hat und die wenigen Ankerbuchten nur sehr schlecht vor dem Schwell geschützt sind. Mit anderen Worten, hier kann es mitunter sehr ungemütlich werden! Wir hatten aber Glück und ein großes Tiefdruckgebiet über Nordamerika sorgt aktuell hier bei uns für ungewöhnlich schwachen Wind und somit auch wenig Schwell. Ganz untypisch war es sogar in der südlich gelegenen Fort Bay deutlich ruhiger, als in den eigentlich besser geschützten Buchten weiter im Norden.
Saba gehört zum niederländischen Königreich und ist somit offiziell holländisches Staatsgebiet. Aber das hat Christian ja in seinem letzten Beitrag schon ausführlich erklärt. Die Insel ist so klein, dass man bei Google Maps schon ordentlich reinzoomen muss, um sie auf der Karte zu finden, aber das was ihr an Größe fehlt, macht Saba mit Schönheit und vor allem mit Herzlichkeit wieder wett.
Nach unserer kurzen Überfahrt von Statia steuerten wir erst mal Fort Bay an. Hier gibt es zwei Bojen, an denen man festmachen kann und ansonsten ist nur ein relativ kleiner Ankerbereich ausgewiesen. Rund um Saba befindet sich nämlich ein groß angelegtes Naturschutzgebiet, das insbesondere auch die riesige Saba-Bank, ein flaches Seegebiet, das als Kinderstube für etliche Tierarten gilt, mit einschließt. Ist keine Boje frei, soll man eigentlich zuerst mal an einer der nördlicher gelegenen Buchten schauen, denn dort gibt es deutlich mehr Bojen für Sportboote, allerdings ist hier der Weg in den Ort auch deutlich weiter, sodass man hier schon mal 2 Seemeilen im Dinghy hinter sich bringen muss.
Christian war sich schon absolut sicher, dass wir hier keine Boje mehr bekommen würden, aber gerade als wir auf Fort Bay zu fuhren, legte doch tatsächlich jemand ab. Wir beeilten uns die frei gewordene Boje einzufangen und freuten uns diebisch, dass wir hier nicht ankern mussten. So wie der Wind und Schwell vorhergesagt waren, wollten wir außerdem ohnehin in Fort Bay bleiben.
Hier in Saba müssen alle Passagiere bei der Einklarierung anwesend sein, also fuhren wir zusammen mit Krassimir in die kleine Bucht hinein und machten dort am gut gesicherten Dinghy-Steg fest. Die Einklarierung lief mal wieder reibungslos und die Beamten waren ausgesprochen freundlich. Zusätzlich zu Zoll, Einwanderung und Hafenbehörde muss man auf Saba auch noch bei der Parkverwaltung vorstellig werden und eine kleine Gebühr für den Nationalpark und die Bojen bezahlen. Hier erkundigten wir uns dann auch gleich, welche Wanderwege wir wohl am folgenden Tag nehmen könnten. Insgeheim hatte ich ja schon nachgeschaut und nach der anstrengenden Wanderung auf die Spitze des Quill eine nette kleine Wanderung um den hiesigen Berg, den Mount Scenery, herum ausgewählt. Alles mit wenig Steigung und dafür schöner Landschaft, ganz nach meinem Geschmack also. Die nette Dame der Parkverwaltung wies uns dann aber darauf hin, dass wir, wenn wir schon mal hier wären, auch unsere Ärsche hoch kriegen und zum Mount Scenery hoch laufen sollten (sie benutzte tatsächlich diese Worte, wenn auch mit einem Augenzwinkern).
Wir nahmen also eine Wanderkarte mit und versprachen uns die Sache noch mal zu überlegen.
Da der Tag noch jung war, stand für uns aber erst mal wieder die obligatorische Erkundung des Ortes an. Zudem brauchten wir mal wieder Bargeld, denn auf Saba zahlt man nicht mehr mit Ostkaribischen, sondern mit US-Dollars und irgendwie schienen auf der ganzen Insel die Kartenlesegeräte ausgefallen zu sein… Unser eh schon kleiner Bargeldvorrat war also bereits für die ganzen Gebühren beim Einklarieren drauf gegangen.
Auf Saba gibt es im Wesentlichen zwei Hauptorte, The Bottom und Windwardside. The Bottom war für uns der nahegelegene Ort, nur eben die Straße rauf und ein Fußmarsch von ca. 20 Minuten. Klingt jetzt nicht so wild, die Straße hat aber eine Steigung von über 20% und hier ist nicht mal ein Hauch von Schatten zu finden. Das wollte ich mir auf keinen Fall antun und da wir schon mitbekommen hatten, dass Trampen auf der Insel nicht ganz unüblich ist, hielten wir den Daumen raus. Die Sabanesen machen übrigens kaum mal einen Schritt zu Fuß, hier wird jeder Meter mit dem Auto gefahren und wenn man die steilen Straßen sieht, dann kann man das durchaus gut verstehen…
An dieser Stelle noch ein kleiner Fun Fact zu Saba, der vielleicht dem ein oder anderen ein Schmunzeln abringen könnte. Bis Anfang der 1990er Jahr trug der „Führerscheintourismus“ zu einem erheblichen Teil der Wirtschaft Sabas bei, denn da es hier nur eine einzige Straße und keinerlei Ampeln gibt, konnte man auch mit wenig Können hier seinen Führerschein erwerben. Pro Woche reisten also etwa 60 Niederländer nach Saba um hier ihren Führerschein zu machen. Vielleicht kennt ihr ja noch den alten Witz: Was passiert, wenn ein Holländer drei mal durch die Führerscheinprüfung fällt? – Er bekommt ein gelbes Nummernschild! Ab jetzt werdet ihr wahrscheinlich bei gelben Nummernschildern auch an Saba denken…
Es dauerte nicht lange und schon hielt ein alter Pritschenwagen neben uns an. Und auf der Ladefläche saßen bereits ein paar bekannte Gesichter: Lee und Wendi von der Segelyacht Furthur aus den USA, die wir schon auf Statia am Kraterrand des Quill kennengelernt hatten (ihr werdet nicht glauben, wie viele Bekanntschaften man auf Berggipfeln schließen kann!). Wir schwangen uns also ebenfalls schnell auf die Ladefläche und schon bretterte der Pritschenwagen klappernd die unverschämt steile Straße hinauf. Oben angekommen fanden wir zum Glück gleich einen funktionierenden Geldautomaten, drehten dann eine Runde durch den netten kleinen Ort und ließen uns für ein frühes Abendessen auf der Terrasse eines kleinen Restaurants nieder. Wieso ein so hoch gelegener Ort ausgerechnet „The Bottom“ heißt ist uns ein Rätsel, aber das Örtchen ist wirklich schön und kaum überraschend scheint hier jeder jeden zu kennen. Kein Wunder bei nicht mal 2000 Einwohnern auf dem kleinen Eiland!
Den Rückweg zur Krassy traten wir zu Fuß an und die Steigung hatte es ganz schön in sich, aber immerhin entdeckten wir auf dem Weg auf einem Parkplatz an der Straße gleich eine ganze Gruppe Riesenkaninchen, die hier ganz gemütlich im Schatten der LKWs Gras mümmelten. Ich liebe Riesenkaninchen! Dementsprechend schwer fiel es mir also mich hier wieder loszureißen und Saba hatte jetzt ein für alle Mal bei mir einen Stein im Brett!















Am folgenden Morgen standen wir früh auf, zogen unsere Wanderschuhe an und packten einen Rucksack mit viel Wasser und Proviant für den Tag. Wir ließen Krassimir wieder am Dinghy-Dock zurück, hier war es gut geschützt und es lagen bereits einige Dinghies hier vertäut.
Im Büro der Parkverwaltung rief man für uns ein Taxi, auch wenn die Dame vom Vortag etwas enttäuscht von unserer Entscheidung war, doch den „einfachen“ Weg wandern zu wollen.
Rodney, unser Taxifahrer holte uns kurze Zeit später ab und fuhr uns über die gut ausgebaute, aber weiterhin steile Straße zur Rückseite der Insel, wo der Sandy Cruz Trail beginnt, ein schöner Weg, der um den Berg herum zurück nach The Bottom führt. Rodney ist Amerikaner, lebt aber mit seiner Familie schon seit über 20 Jahren auf der Insel, wo er und seine Frau ursprünglich als Tauchlehrer arbeiteten, dann aber eine sehr erfolgreiche Bäckerei eröffneten.
Als Rodney uns am Trailhead abgesetzt und wieder weg gefahren war, fiel mir ein leuchtend gelbes Schild auf, das verkündete, der Sandy Cruz Trail sei donnerstags für die Öffentlich geschlossen. Ein kurzer Blick auf mein Telefon verriet mir: es war Donnerstag! Konnte nur ein Fehler sein, weder die Frau von der Parkverwaltung noch Rodney hatten irgendwas davon gesagt, dass der Weg heute gesperrt wäre und die hätten es doch wissen müssen! Außerdem standen wir jetzt hier und mussten ja irgendwie zurück nach The Bottom kommen. Wir entschieden also, dass wir im Zweifelsfall das Schild übersehen hätten und stiefelten los.
Tatsächlich war der Weg ziemlich schön, aber weit kamen wir nicht. Schon nach etwa 10 Minuten kam uns ein Parkranger entgegen, der uns dann auch noch mal informierte, dass der Sandy Cruz Trail heute geschlossen sei. Hier werde gejagt, da könnten wir nicht durch, aber wir könnten den anderen Weg nehmen. Anderer Weg? Na gut, dann müssten wir wenigstens nicht ganz abbrechen. Auf meine Frage, wohin der andere Weg denn führte, meinte der gute Mann nur „Na über den Gipfel.“. Toll, also doch ganz nach oben!
Gut informiert wie ich war, wusste ich bereits, dass es zum Gipfel des Mount Scenery zwei Wege gibt, den offiziellen Mt. Scenery Trail, den hier auf der Insel fast jeder nimmt und der sagenhafte 1067 Stufen den Berg hinauf führt und den Elfin Forest Trail auf der Rückseite des Berges, der als besonders anstrengend gekennzeichnet war. Letzterer war besagter „anderer Weg“.
Naja, wir wollten wandern, also bogen wir etwas unwillig vor der Absperrung ab, die der freundliche Ranger gerade angebracht hatte und begannen den Aufstieg. Anstrengend war für diesen Weg eine echte Untertreibung! Es ging hier ca. 400 Höhenmeter rauf und zwar richtig steil. Der Name Elfin Forest (Elbenwald), traf es tatsächlich ziemlich gut, denn wir stapften durch eine unfassbar schöne Umgebung, in der man ständig damit rechnete, dass Legolas gleich mit seinem Bogen lautlos aus dem Gebüsch springt. Etwa auf halber Strecke war dankbarerweise eine Bank aufgestellt. Welches arme Schwein die hier hoch schleppen musste, will ich mir nicht vorstellen, aber wir freuten uns riesig, denn die Aussicht von hier oben war unbezahlbar! Nicht nur blickten wir auf die umliegenden, saftig grünen Hügel und die Weite des Atlantiks, unter uns lag auch der legendäre Flughafen von Saba. Dieser Flughafen ist vor allem deshalb so besonders, weil er die kürzeste, kommerziell genutzte Start- und Landebahn der Welt hat. Um Saba anfliegen zu dürfen, müssen Piloten eine Sonderlizenz besitzen, da das Starten und Landen hier ziemlich gefährlich ist.













Nach einer kurzen Erholungspause stapften wir weiter. Der Regenwald um uns herum war unbeschreiblich schön, riesige Blätter, Ranken und mit Moos bewachsene Bäume rangten sich rund um den schmalen Pfad. Mit Wandern allein war es hier nicht getan, wir mussten gelegentlich auch ein wenig klettern und stellenweise war der Weg auch ganz schön matschig, aber irgendwann erreichten wir dann endlich das Plateau auf 800 Metern über dem Meeresspiegel. Jetzt ging es noch durch einen Bananenhain mit riesigen Bäumen und über eine matschige Fläche hinweg, bis wir den eigentlichen Mt. Scenery Trail kreuzten. Ab hier hatten wir die Wahl nun direkt in den Ort abzusteigen oder noch die letzten 80 Höhenmeter zum Gipfel hinter uns zu bringen. Ich glaube es ist nicht schwer zu erraten, wie wir uns entschieden. Selbstverständlich gingen wir hoch!
Die letzten Meter hatten es in sich, denn hier mussten wir uns einige hohe Stufen hoch kämpfen. Unterwegs überholte uns ein junger Feuerwehrmann aus Bonaire, der nicht mal zu schwitzen schien und wie eine Gazelle an uns vorbei hüpfte, während wir sprichwörtlich in unserem eigenen Saft standen. Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so geschwitzt wie an diesem Tag!
Da der Mount Scenery gleich zwei Gipfelpunkte hat, erklommen wir erst den einen und dann den anderen. Auf 877 Höhenmetern war es an diesem Vormittag noch ein wenig diesig, sodass unsere Aussicht sich zunächst auf den Vermessungspunkt beschränkte, der jedoch mit einer Hinweistafel versehen war, die uns mitteilte, dass wir den höchsten Punkt des Königreichs der Niederlande erreicht hätten. Ich finde, das klingt völlig absurd und lässt die Strapazen des Aufstiegs irgendwie ganz schön lächerlich wirken…





















Auf dem zweiten Gipfel war die Sicht etwas klarer und wir konnten auf Windwardside hinunter schauen. Ein spektakulärer Ausblick! Als wir uns gerade auf einem großen Felsen niedergelassen hatten um ein bisschen Kraft für den Abstieg zu tanken, kam ein junger Mann mit großen Schritten auf uns zu. Den kannten wir doch! Richtig, aus Mindelo. Dort hatten Felix und Wiebke aus München mit ihrer Babet am Steg gegenüber von uns gelegen und wir waren schon kurz ins Gespräch gekommen. Felix trafen wir nun hier oben auf dem Gipfel von Saba wieder, kleine Welt!
Wir plauderten eine ganze Weile und luden die beiden dann für den Abend auf einen Drink auf die Krassy ein.
Um nun zurück nach The Bottom und dann zur Krassy zu kommen hatten wir auch schon einen Plan. Wir wollten den Mt. Scenery Trail runter nach Windwardside laufen, dort noch den Ort erkunden und dann über einen weiteren kleinen und sehr flachen Wanderweg nach The Bottom laufen. Ganz schön viel Lauferei, aber der Aufstieg lag ja schon hinter uns und runter geht immer. Womit wir nicht gerechnet hatten, war der Mt. Scenery Trail. Dieser Weg war gelinde gesagt scheiße! Die unregelmäßigen und viel zu hohen Stufen waren selbst auf dem Weg runter so anstrengend, dass uns der Abstieg möglicherweise schlimmeren Muskelkater bescheren würde als der Aufstieg durch den Elbenwald. Sogar Christian gab zu, dass er den Weg hier hoch wahrscheinlich abgebrochen hätte. Das war kein Wanderweg, das war pure Quälerei! Ein Glück hatten wir den schönen Weg rauf genommen, denn auch wenn unser Aufstieg wahnsinnig steil war, er war allemal besser als die verfluchten Treppen.
Windwardside hingegen entpuppte sich mal wieder als kleines Juwel. Friedlich liegen hier die weißen Häuschen mit roten Dächern am Fuß des Berges und neben der Bäckerei von Rodney‘s Frau fanden wir ein kleines Restaurant und ein paar schöne Geschäfte. Auf Saba gibt es alles, was man so braucht, aber mehr eben auch nicht. Hier zu leben heißt mit dem klar zu kommen, was da ist und irgendwie scheinen die Leute das auf Saba perfekt zu meistern.
Frisch gestärkt machten wir uns auf den Rückweg über den letzten Wanderweg für heute, den Crispeen Trail. Dieser führte uns zunächst wieder ein Stück den Berg hinauf und hier bekamen wir den Beweis dafür, dass es tatsächlich kein bisschen Spaß machte die elende Treppe hochzusteigen. Zum Glück bog unser Weg schon nach kurzer Zeit ab und wir liefen auf einem relativ ebenen Pfad durch die Landschaft.
Gerade als wir an einigen Bananenbäumen vorbei gekommen waren, sah ich vor uns auf dem Weg einen älteren Herren in einem Plastikstuhl sitzen. Neben ihm standen zwei weitere Stühle und nachdem er sich als Reid Barnes vorgestellt hatte, bat er uns, uns doch kurz zu setzen. Reid hat sein ganzes Leben auf Saba verbracht und erzählte uns hier auf dem Wanderweg seine Geschichte. Die Bananenbäume, sowie die anderen umliegenden Avocado-, Mango- und Brotfruchtbäume gehörten alle Reid, genau wie die kleine Holzhütte, die direkt am Weg lag. Reid‘s Eltern waren aus Irland nach Saba gekommen und er hatte – offenbar ganz ungewöhnlich für Saba – als Weißer eine Farbige geheiratet und zeigte uns nun stolz Bilder seiner vielen Enkelkinder. Irgendwann erzählte uns Reid dann auch vom Tod seines Sohnes im vergangenen Jahr und nahm uns mit in sein Haus um uns auch von ihm Bilder zu zeigen. Er war mächtig stolz gewesen auf seinen ältesten Sohn, einen baumstarken jungen Feuerwehrmann, der bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war. Wir verbrachten bestimmt eine Stunde bei Reid und lernten einiges über das Leben auf Saba und die Geschichte dieses interessanten Menschen bevor es für uns Zeit wurde weiter zu ziehen.

















Die letzten Meter von The Bottom hinunter zum Hafen waren dann noch mal ganz schön anstrengend. Langsam freuten wir uns darauf endlich auf der Krassy die schweren Schuhe ausziehen zu können und die Beine hochzulegen. Aber das sollte noch warten müssen. Schon als wir die Straße hinter kamen sahen wir, dass sich in der gut geschützten Bucht ein heftiger Schwell aufgebaut hatte, der sich in großen Wellen am Ufer brach. Oh je, Krassimir! Als wir zum Dinghy-Steg eilten sahen wir bereits ein paar Leute, die dabei waren ein Dinghy auf einem Trailer zu reparieren und von Krassimir war im Wasser erst mal nichts zu sehen. Wir entdeckten ihn dann aber auf dem Steg, offenbar hatte ihn jemand aus dem Wasser gehoben und an Land gelegt. Alle anderen Dinghies waren verschwunden. Reichlich aufgeregt beobachteten wir kurz die heftigen Wellen und fragten uns, wie zur Hölle wir hier wieder weg kommen sollten. Erst mal musste aber Krassimir aus der Gefahrenzone geholt werden, denn er bekam mit jeder Welle eine ordentliche Dusche ab und war schon ziemlich gut voll gelaufen.
Wie sich herausstellte, hatte ein junger Parkwächter von Saba alle Dinghies gerettet und war nun dabei dasjenige zu reparieren, an dem wir gerade vorbei gekommen waren. Die anderen Dinghies hatte er auf die andere Seite des Hafenbeckens gebracht, wo kein Schwell war, nur Krassimir war an Land gehoben worden. Wir bedankten uns ganz herzlich und stellten fest: wir hatten Legolas doch noch gefunden, denn der junge Parkwächter sah tatsächlich genau so aus wie der Elb aus Herr der Ringe!
Zwischen zwei Wellen huschten wir schnell auf den Weg und brachten als erstes den Außenborder in Sicherheit. Ob der noch starten würde wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, denn wir konnten nicht erkennen, ob unser Dinghy zwischenzeitlich abgesoffen war oder nicht und wie viel Schaden die überkommenden Wellen möglicherweise angerichtet hatten. Als nächstes holten wir Krassimir und trugen ihn ums Hafenbecken herum zur geschützten Seite. Ein paar junge Mädchen sahen uns und packten sofort mit an und als wir auch noch den Außenborder geholt hatten, kamen noch ein paar starke Jungs dazu, die uns halfen unser kleines Dinghy über einen steinigen Mini-Strand zurück ins Wasser zu setzen und den schweren Außerborder von der Pier herunterzureichen. Der Motor sprang sofort an, allerdings blinkte ein uns unbekanntes rotes Licht auf. Das war beunruhigend, denn zuvor hatte hier nichts geleuchtet und wir wussten nicht recht, was das Licht bedeuten könnte. Es half nichts, wir mussten erst mal zurück zum Boot. Mittlerweile hatte sich an der Pier eine kleine Gruppe Menschen angesammelt, die alle mit uns mitfieberten. Ein paar Fischerleute, die mit ihrem Boot ebenfalls dort lagen, wurden gebeten uns doch zu begleiten, falls unser Motor doch auf halbem Weg verrecken sollte und so tuckerten wir ganz vorsichtig aus der Bucht heraus. Der Motor hielt durch und zum Glück war das Problem mit einem Schluck Öl gelöst und die Lampe ging wieder aus. Unter der Abdeckung war der Motor trocken und wir waren uns inzwischen sicher, dass unser Dinghy nicht abgesoffen war. Im Vergleich zu anderen hatten wir also sehr viel Glück gehabt, denn andere waren mit platten Schläuchen oder sogar kaputten Außerbordern aus der Situation heraus gegangen. Der Schwell war offenbar ganz plötzlich aufgetreten, denn den Tag über war es noch völlig windstill gewesen. Trotzdem, so viel Aufregung hatten wir für den Abend nicht mehr eingeplant und jetzt waren wir endgültig erledigt. Um den Schweiß des Tages abzuwaschen schwammen wir noch schnell eine Runde ums Boot und kurz danach kamen Felix und Wiebke vorbei, mit denen wir einen wirklich netten Abend verbrachten. Als wir am folgenden Tag nach Sint Maarten segelten erreichte uns übrigens noch eine E-Mail von Lee und Wendi. Die beiden hatten nicht so viel Glück gehabt wie wir, denn ihr Außenborder hatte den Schwell nicht überstanden…
So, das war jetzt viel Lesestoff und vielleicht ist dem ein oder anderen schon aufgefallen, dass wir mittlerweile nicht mehr auf Saba sind, sondern bereits in Sint Maarten in der Simpson Bay Lagoon liegen. Da wir aber in den letzten Tagen kein stabiles Internet hatten, hängen wir mit dem Schreiben etwas hinterher. Also wundert euch nicht, wenn wir jetzt ausnahmsweise etwas zeitversetzt berichten.