Illa de Ons, Spanien
Als wir nach dem langen Tag in Santiago de Compostela gerade hundemüde ins Bett fallen wollten, öffnete just die örtliche Disco ihre Pforten und drehte dabei die Musik so richtig schön auf. Da dieses Etablissement offenbar über eine Terrasse verfügte, die gleichzeitig als Dancefloor diente, wurde der gesamte Hafen einfach mit beschallt. Nicht nur war die Musik sehr laut, sie war auch furchtbar schlecht. Volksmusik mit spanischen Texten und das die ganze Nacht lang, ein Traum…
Erst um 6 Uhr morgens war endlich Ruhe und entsprechend müde und spät krochen wir aus unserer Koje.
Ich drehte noch mit Simone eine Runde durch den Ort. Ein bisschen Zeit nur unter uns Mädels war echt schön! Christian und Ludger fachsimpelten derweil ein wenig über Bootstechnik und so waren wir beide am Vormittag gut beschäftigt.
Wir wollten an diesem Tag aber auf jeden Fall noch weiter zur Illa de Ons, einer der Illas Atlánticas, einem geschützten Naturreservat, das man nur mit einer entsprechenden Erlaubnis befahren darf. Wir hatten uns diese Erlaubnis schon vor einer Weile online ausstellen lassen. Zum Ankern brauchten wir eine weitere Genehmigung, die wir am Vortag ebenfalls online beantragt hatten.
Mit der Anna haben wir uns für Montag Abend in Vigo verabredet, denn Dienstag früh reist Simone leider schon wieder ab, denn auf sie wartet in Deutschland die Arbeit. Ohne ein Abschiedsessen lassen wir sie allerdings nicht einfach gehen!
In dickstem Nebel machten wir die Leinen los und der Hafenmeister wünschte uns noch „Viel Glück!“. Mit unserem Radar und Plotter war die Ausfahrt aus der Ría kein Problem, aber zeitweise konnten wir wirklich kaum etwas sehen. Der Nebel hielt sich hartnäckig und da nichtmal ein Hauch Wind wehte, lag die feuchte Wolke den ganzen Tag über der See.
Wir wollten an der Illa de Ons ankern. Hier gibt es zwar auch einige Bojen vor dem winzigen Ort, aber für die sollen – soweit wir das herausfinden konnten – unverschämte Preise abgerufen werden.
Unser Anker fiel also auf ca. 10 Meter Wassertiefe vor einem idyllischen kleinen Sandstrand und wir hatten die ganz Bucht für uns allein. Christian düste gleich mit dem Dinghy los um schon mal zu schauen, wo wir am nächsten Morgen anlanden könnten und den Rest des Abends machten wir es uns auf der Krassy gemütlich und genossen die friedliche Stimmung in der Bucht. Kurz nach unserer Ankunft besuchte uns auch gleich eine Gruppe kleiner Wale.
Der Nebel blieb, wurde mal dichter und löste sich dann wieder etwas auf um uns dann gleich wieder einzuhüllen. Von der Insel tauchten immer mal wieder Bruchstücke auf und später am Abend fuhr ein anderes Segelboot sogar noch beinahe die Krassy über den Haufen.
Nach der bunten, aufgedrehten Stimmung in Santiago de Compostela bot uns die Illa de Ons ein absolutes Kontrastprogramm.






Als wir heute etwas später als sonst aufwachten (wir hatten ja etwas Schlaf nachzuholen…), war der Nebel größtenteils gelichtet und die Sonne blinzelte uns entgegen. Hier und da lagen aber noch dekorative Nebelschwaden an der Küste und hüllten die kleine Insel in eine einmalige Stimmung.
Wir packten eine Tasche, zogen die Wanderschuhe an und fuhren mit unserem Dinghy zu der Mole, die Christian am Vorabend bereits ausgekundschaftet hatte. Es war Niedrigwasser, also mussten wir erst mal eine ziemlich muschelbewachsene Treppe hochsteigen, unser kleiner Krassimir war aber gut vertäut und so machten wir uns auf zu unserer Wanderung.
Auf der Illa de Ons gibt es verschiedene Wanderwege und wir wollten zuerst den südlichen Rundweg erkunden. Auf dieser Insel gibt es eine lange Liste an Regeln zu beachten und so sind hier beispielsweise keine Hunde erlaubt. Auch Drohnen darf man nur mit Sondergenehmigung fliegen lassen und es wird streng darauf geachtet, dass hier niemand invasive Arten einschleppt. Es gab 2008 auf der Insel noch 5 permanente Einwohner, wie viele es heute noch sind konnte ich leider nicht herausfinden, aber die Zahl könnte durchaus noch immer aktuell sein. Zwar kommen gefühlt im Minutentakt Katamaran-Fähren vom Festland an, die Touristen absetzen, aber trotzdem ist es auf der Insel unglaublich ruhig.
Wir wanderten durch die wunderschöne und heilsam ruhige Landschaft und genossen nicht nur das Wandern selbst, sondern auch die abwechslungsreiche Umgebung. Immer mal wieder zogen Nebelschwaden auf, die uns spektakulär schöne Ausblicke boten und neben uns am Wegesrand hörten wir den ein oder anderen Gecko im Gebüsch weghüpfen. Gelegentlich bekamen wir auch kleine Einblicke in die artenreiche Fauna der Insel. Vögel, Geckos, Schmetterlinge, Grashüpfer und riesige Libellen kreuzten unseren Weg. Außerdem müssen entweder eine besondere Ziegenart oder irgendwelche sehr verdauungsfreudigen Riesenkaninchen auf der Insel beheimatet sein, denn wir liefen durch unzählige riesige Haufen aus Köteln. So viel kann kein Kaninchen der Welt scheißen, daher tippe ich eher auf die Ziegen, aber ich werde das mal recherchieren…























Der südliche Rundweg endete wieder im Ort und so beschlossen wir in dem gut besuchten Restaurant mit Blick auf unser Dinghy ein Päuschen zu machen. Wir stärkten uns mit einem Bocadillo, einem belegten Brötchen. Der Name ist hier übrigens etwas irreführend, denn die „Brötchen“ haben etwa die Größe eines gewöhnlichen Brotlaibes. Da das Brot zum Glück federleicht ist, schafft man die riesenhaft anmutende Portion nach so einer Wanderung aber ohne Probleme.
Nach unserer Stärkung machten wir uns gleich wieder auf auch noch den nördlichen Rundweg zu bezwingen und der hatte es in sich! Es ging steiler bergauf als zuvor, denn dieser Weg führte an dem hübschen kleinen Strand vorbei, an dem die Krassy immer noch friedlich vor Anker lag. Von dort aus ging es dann rauf zur Nordspitze und die Nachmittagssonne brannte dabei gnadenlos auf uns herab und verbrannte uns die Nacken. Der kühlende Nebel hatte sich inzwischen vollständig verzogen und so schwitzten wir beim Aufstieg ganz ordentlich, wurden aber wieder mit spektakulären Ausblicken belohnt.













Wir sind heute einmal komplett um die kleine Insel herumgewandert und hatten dabei eine tolle Zeit. Diese Wanderung spielt auf jeden Fall in der oberen Liga mit und gehört zu den schönsten, die wir bisher gemacht haben. Selbst die Aufstiege machten mir erstaunlich wenig aus und dass, obwohl ich die letzten 3 Jahre bewegungslos im Home Office verbracht und dabei jegliche Kondition eingebüßt habe. Und wer mich besser kennt, der weiß, dass ich normalerweise fluche wie ein sehr wütender Rohrspatz, wenn man mich zwingt bergauf zu laufen…

Zurück am Boot waren wir verschwitzt und aufgeheizt und entschieden so, dass wir trotz des eisig kalten Wasser noch mal eine Runde schwimmen wollten. Junge, Junge, das war eine sehr irrationale Entscheidung! Wir hatten in der Zwischenzeit einen Nachbarn bekommen, ein Boot aus England, dem wir unterwegs in den Rías schon ein oder zwei mal begegnet sind. Die hatten sicher viel Spaß, denn wir quiekten laut vernehmlich, als wir im Wasser waren. Himmel, war das kalt! Ich schaffte es nur von der Badeleiter aus für ein paar Sekunden wie ein ertrinkender Hund im Kreis zu paddeln und hatte schon das Gefühl mir ein paar Erfrierungen eingefangen zu haben. Christian ist deutlich härter im Nehmen und putzte sogar noch den Rumpf der Krassy mit einer Bürste ab. Frisch geduscht mussten wir uns beide anschließend erst mal wieder aufwärmen und so sitzt Christian jetzt mit Handschuhen und in seine Bettdecke gewickelt im Cockpit und ist doch tatsächlich vorhin eingenickt. Das nenn ich mal Tiefenentspannung.
Sehr schöne Bilder und Berichte – wir sind bei euch <3 <3 <3
Vielen lieben Dank! ☺️