Friesisches Idyll mit einem Hauch Schweinekacke

Leeuwarden, Niederlande

Nach einem gemütlichen Abend und einer sehr erholsamen Nacht starteten wir heute ganz entspannt in den Tag, frühstückten und machten uns dann auf den Weg in die Kanäle. Unsere Route führte uns heute erst mal durch das Lauwersmeer, ein kleines Binnengewässer, das direkt in die Staande Mast Route übergeht. Falls euch das nichts sagt, die Staande Mast Route ist ein Netz aus Kanälen, das quer durch die Niederlande führt und für Segelboote mit stehendem Mast durchgehend befahrbar ist (wie der Name schon sagt). Unterwegs gibt es zwar jede Menge Brücken, doch die können alle aufgeklappt oder geschwenkt werden, damit auch die hohen Masten problemlos hindurchfahren können. 

Auf dem Lauwersmeer konnte die Krassy mal wieder richtig segeln! Wie eine kleine Jolle wechselte sie zwischen Am- und Halbwindkursen und zeigte mal so richtig was sie kann. Den ein oder anderen Segler ließ die Krassy dabei ganz cool links liegen. 

Um aus dem Lauwersmeer in die Kanäle einzusteigen muss man zunächst mal wieder eine Schleuse passieren. Hier mussten wir kurz warten, konnten dann aber direkt weiterfahren. In den Kanälen ist es zwar grundsätzlich möglich zu segeln, da man aber ständig vor Brücken kurz warten muss und heute der Wind die meiste Zeit direkt von vorn kam hatten wir vor der Schleuse unsere Segel schon wieder eingepackt. Für das lange Motoren entschädigt einen die wunderschöne Strecke bei der man unzählige hübsche Häuser mit liebevoll gepflegten Gärten, grüne Wiesen mit Kühen und Schafen und pittoreske kleine Ortschaften passiert. Jeder, wirklich jeder, grüßt hier freundlich die vorbeifahrenden Boote. Wir kamen aus dem Winken kaum noch heraus. 

Der Kanal ist meist nur ca. 2 Meter tief und wenn einem ein dickes Plattbodenschiff entgegen kommt ist es auch schon mal ein wenig eng. Trotzdem ist diese Route immer wieder ein Erlebnis! 

Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass wir bisher genau die gleiche Route genommen haben wie schon auf unserer letzten Reise. Das liegt nur daran, dass diese Route mehr oder weniger die logische Wahl ist. Die Staande Mast Route kostet relativ viel Zeit und wir kennen die meisten Orte in Friesland beide sehr gut, denn wir sind hier seglerisch aufgewachsen. Auch mit der Krassy haben wir schon mehr als einmal die Staande Mast Route befahren. Wir freuen uns sehr darauf neue Orte kennenzulernen, aber manchmal sind die altbekannten Pfade auch ganz schön. Sicher könnte man hier in Friesland noch einiges entdecken, aber die Orte, die wir bisher besucht haben ergeben sich ein wenig aus den üblichen Tagesetappen.  

Heute haben wir auf jeden Fall ein paar neue Erkenntnisse erlangt: 

  1. die Niederlande sind wunderschön, allerdings riecht es fast überall nach Schweinekacke! Es gibt hier endlos viele Schweinefarmen und der widerliche Duft breitet sich wie eine miefender Teppich über dem flachen Land aus. Irgendwie ist uns das die letzten Male nicht so extrem aufgefallen.  
  2. Die Niederlande sind wunderbar fortschrittlich! Seit unserem letzten Besuch 2021 wurde eine neue App eingeführt mit der man direkt eine Brückenöffnung anfordern kann, sobald man in die Nähe einer Brücke gelangt. Das spart wahnsinnig viel Zeit und ist super bequem. Früher musste man vor jeder Brücke einen Brückenwart anfunken oder anrufen, da ist die neue App eine echte Zeitersparnis und Erleichterung. Mit einer Registrierung und einem Premium-Abo kann man sogar sein Boot als AIS-Kontakt hinterlegen und die Annährung an die Brücke wird automatisch erkannt. Das haben wir allerdings nicht ausprobiert. 
  3. Christian braucht ganz dringend mal ein Digital Detox, er hat nämlich heute versucht in eine Papierseekarte reinzuzoomen… 

Hier in Leeuwarden ist es wie immer ziemlich voll. Aktuell sind in den Niederlanden Ferien und so liegen die Boote in diesem hübschen Städtchen mal wieder dicht an dicht zu beiden Seiten des Kanals. 

Wir wollten eigentlich nicht mitten im Getümmel festmachen und standen bereits vor der Brücke, die uns etwas weiter aus dem historischen Ortskern herausführen sollte. Um vor der Brücke nicht abzudriften und das Boot auf engem Raum möglichst stabil auf der Stelle zu halten musste ich immer mal wieder etwas Gas vor oder zurück geben. Darin hab ich mittlerweile viel Übung, dieser Kanal lehrt einen wahrlich sein Boot unter Kontrolle zu halten. Jetzt aber rumpelte auf einmal die Schraube als ich rückwärts einkuppelte. Wir beide wurden erst mal blass, alterten spontan um zehn Jahre und versuchten dann Ruhe zu bewahren. Ein paar Versuche brachten das gleiche Ergebnis, ich drehte also mit Hilfe des Bugstrahlruders die Krassy um und fuhr ein Stück zurück in den Kanal, wo dieser eine Biegung macht und wir etwas mehr Platz hatten. Wir entschieden spontan ins Päckchen an ein anderes Boot zu gehen, suchten uns ein passendes aus und fuhren langsam darauf zu. Hier ist das Päckchenliegen üblich, also alles kein Problem. Natürlich musste ich die Krassy aufstoppen und dafür wieder den Rückwärtsgang einlegen. Jetzt war plötzlich wieder alles gut. Hallelujah! Wahrscheinlich hatte sich irgendein Kraut im Propeller verfangen und er hatte sich im Rückwärtsgang nicht richtig aufgefaltet. Wie gesagt, es ist hier recht flach und man weiß nie so recht, was hier so alles herumschwimmt… zum Glück war die Aufregung umsonst, wir bleiben aber über Nacht hier und fahren dann morgen früh weiter Richtung Lemmer. Hoffentlich ohne rumpelnden Rückwärtsgang! 

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2 thoughts on “Friesisches Idyll mit einem Hauch Schweinekacke

  1. Hi ihr Zwei
    Das liest sich wie ein Krimi. Ihr solltet mal ein Buch verfassen.
    Schleusen sind immer für Überraschungen gut. Aber bei Euch ist ja alles gut gegangen und hoffentlich ist nach Eurem Lachabfall kein Lachkater entstanden.
    Ich drücke ganz doll die Daumen, daß die Schraube nur Gras gefangen hatte.
    Viel Spaß weiterhin und wir folgen dem Block.
    Eure Charismaten

    1. Hallo ihr lieben,
      Freut uns sehr, dass es euch gefällt! Es bleibt bestimmt noch spannend…
      Der Kater ist zum Glück ausgeblieben, im Lachen sind wir ja gut trainiert 💪🏼
      Der Propeller ist zum Glück wieder frei, war nur ein kurzer Schreck.
      Viele liebe Grüße!

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