Genießen lernen

Ensenada de Palmeiras, Ría de Arousa, Spanien

Von unserer wunderschönen Ankerbucht aus hüpften wir gestern nach dem Frühstück in unser Dinghy und düsten zum nahegelegenen Strand. Wir waren dort beinahe ganz allein und so waren die Bedingungen perfekt um endlich mal unsere neue Drohne zu testen. Kurz vor Abfahrt gekauft, hatten wir das gute Stück orginalverpackt im Boot verstaut und waren dann lange Zeit nicht dazu gekommen, sie auszuprobieren. Erst in Falmouth, als wir planten vielleicht noch auf die Scilly-Islands zu fahren, schalteten wir sie zum ersten Mal ein und wühlten uns zunächst durch die Formalitäten mit Versicherung, Registrierung etc. Danach wanderte die Drohne zurück in ihr Staufach, denn auf die Scillies fuhren wir ja dann doch nicht. 

Jetzt, an diesem einsamen Strand starteten wir die Drohne ganz vorsichtig und übten erst mal, wie sie auf die Steuerung reagierte. Eigentlich ist die Bedienung echt einfach, aber irgendwie auch nicht. Ein bisschen Übung braucht man auf jeden Fall und so flogen wir erst mal nur in Sichtweite und auch nur über Land. Langsam wagten wir uns dann auch aufs Wasser hinaus, aber wir wollen noch ein paar Mal üben, bevor wir hier zu wagemutig werden und das Teil gleich zu Anfang der Reise im Ozean versenken… 

Ein paar nette Bilder konnten wir schon mal machen, leider nicht so viel wie erhofft, denn der interne Speicher war schnell voll und wir hatten noch keine Speicherkarte eingelegt… 

Nachdem wir mit Krassimir eine Runde durch die Bucht gedreht hatten und am Ankerplatz noch ein wenig die Sonne genießen konnten ging der Anker auf und wir machten uns auf den kurzen Weg zur Marina in Muros. Das war wohl unsere bisher kürzeste Überfahrt, denn sie war nur knapp 2 Meilen lang. 

Im Hafen tankten wir für einen Spottpreis Diesel auf und dann wartete auch schon die Anna auf uns am Liegeplatz. Neben uns lag auch noch eine kleine Rassy 29 aus Finnland, die wir ebenfalls in La Coruña bereits getroffen hatten. Wir machten aus, abends gemeinsam essen zu gehen und bis dahin verbrachten wir den Tag mit einer ausgiebigen Dusche in den rustikalen Sanitäranlagen, einem Stadtbummel und einem ausgiebigen Einkauf im lokalen Supermarkt. 

Muros stellte sich mal wieder als ein kleines Juwel heraus! Ging man hinter die erste Häuserreihe tauchte man ein in ein Gewirr aus kleinen Gassen mit uralten Sandsteinhäuschen. Die gepflasterten Straßen wanden sich rauf und runter und durch enge kleine Gässchen konnte man zwischen den Hausreihen hin und her huschen. Das Abendlicht tat sein übriges zur Stimmung und so schlichen wir eine ganze Weile durch den wirklich hübschen Ort. Muros ist übrigens auch ein Pilgerort und so fanden wir immer wieder die gelben Pfeile, die den Pilgern den Weg weisen. Dieser Ort liegt übrigens schon hinter Santiago de Compostela, dem eigentlichen Ziel der Pilgerreise, aber diejenigen Pilger, die noch nicht bekommen konnten, ziehen weiter bis nach Finisterre. Nimmt man die zusätzlichen 90 km auf sich, kommt man eben auch durch das wunderschöne Muros. 

Abends hatte Ludger von der Anna für uns alle einen Tisch in einem sehr schicken Restaurant reserviert uns so zogen wir gemeinsam mit dem finnischen Pärchen los und verbrachten wieder mal einen richtig tollen Abend zusammen. Das Essen war hervorragend und so schlemmten wir von Iberischem Schinken, butterweichem Pulpo, knackigem Salat und verschiedenen Muscheln, die direkt in der Bucht gezüchtet werden. 

Heute früh sind die beiden Finnen für eine Woche in die Heimat geflogen, während wir nach dem Frühstück noch mal los gingen um im Ort frischen Fisch einzukaufen. Zusammen mit Ludger und Simone von der Anna wollten wir weiter segeln in die nächste Ría um dort noch das schöne Wetter für ein paar Tage vor Anker zu nutzen. Und da die Gelegenheit, dabei den Grill anzuwerfen, günstig war, brauchten wir auch was zum Grillen. 

Eigentlich wollten wir Thunfisch kaufen, bekamen aber statt dessen frische Lachssteaks (die offenbar auch hier gefangen werden) und einen ganzen Sack voll Riesengarnelen. Eine ganze Menge Fisch für 4 Personen und wir zahlten dafür gerade mal 30€. Heute Abend wird wieder mal geschlemmt! 

Frisch geduscht, mit leeren Mülleimern, vollen Tanks und vollem Kühlschrank legten wir also ab und setzten Kurs aus der Ría de Muros heraus. So einen schönen Segeltag hatten wir bisher wahrscheinlich noch nie, auch wenn die Latte wirklich hoch liegt. Ohne Welle und mit 4 Windstärken zogen wir wieder mal dahin. Unser kleines dickes Dinghy zockelte fröhlich an seiner neuen, knallgelben Schwimmleine hinter uns her und machte dabei erstaunlich viel Lärm. 

Die Sonne schien und der Wind war angenehm warm auf der Haut. Wir wollten mal wieder gar nicht ankommen! Um in die Ría einzufahren mussten wir eine Durchfahrt mit spektakulären Felsformationen durchqueren, die aussehen, als hätten die Spanier sie in den schwedischen Schären geklaut. 

Ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, dass wir hier in so spektakulär schöner Landschaft unterwegs sind, am guten Essen oder an der großartigen Gesellschaft, aber ich merke immer mehr wie wichtig es ist und wie gut es tut, endlich mal wieder richtig zu genießen. In den letzten zwei Jahren vor unserer Reise nervte mich fast alles, die Arbeit, Bremen, die Langeweile. Ich wurde träge und wir beide verlernten es ein wenig die kleinen Dinge wertzuschätzen. Jetzt ist es, als wären unsere Sinne wieder aufgewacht und wir lernen langsam wieder ein gutes Essen, ein schönes Gespräch, die frische Luft und die Sonne und viele kleine Banalitäten zu genießen. Es ist kaum zu fassen wie gut es tut aus dem Alltag auszubrechen und die Welt zu entdecken. Wir können wirklich dankbar sein, dass wir dieses Privileg schon zum zweiten Mal genießen können. 

Jetzt liegen wir im Abendlicht vor Anker und es wird langsam Zeit den Grill anzuwerfen. In diesem Sinne, vergesst nicht das Leben in vollen Zügen zu genießen, es ist das einzige, das ihr habt! 

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3 thoughts on “Genießen lernen

  1. Hi ihr Zwei
    Ihr schreibt genau das, was ein großes Problem geworden ist. Man ist nur im Stress und kann die kleinen, schönen Dinge des Lebens nicht mehr genießen . Ich würde auch gerne die Zeit zurück drehen wollen und genau das machen, was ihr gerade erlebt. Ich bin ein großer Fan Eures Blogs.👍😎
    Und irgendwie nehmt ihr uns ja Dank der tollen Fotos und den Schilderungen mit auf Euer Abenteuer. Danke🥰

  2. Wir können uns Elke nur anschließen. Armin ist deswegen ja auch aus der Tretmühle ausgestiegen, man hat eben nur das eine Leben. Ich habe mir meine kleine, irre Nische gesucht und spiele mit meinem Chor in einem leicht verrückten Musical mit. Zum Glück kann ich keine Bilder hochladen. Hungrig auf eure nächsten Blogs sind
    Armin und Anja

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