Pinienfrisch am Ende der Welt

Muros, Spanien

Endlich sind wir in die wunderbare Welt der spanischen Rías eingetaucht. Gestern früh starteten wir zeitig in großer Flottille aus dem Hafen von La Coruña und machten uns in einer Gruppe aus 7 oder 8 Booten gemeinsam auf den Weg. Einige hatten eine kleine Bucht bei Laxe als Ziel auserkoren, andere, wie wir, wollten weiter nach Süden in die Bucht von Camariñas. 

Auf den ersten Meilen lief bei uns allen der Motor mit und ging uns gehörig auf den Geist, denn die von hinten heranrollenden Wellen ließen unser in weiser Voraussicht hochgezogenes Großsegel immer wieder laut krachend schlagen. Zum Glück mussten wir das schlagende Segel und den dröhnenden Motor nur eine kurze Zeit lang ertragen, denn wie versprochen drehte der Wind mehr und mehr auf. Wir baumten unsere große Genua aus und fierten das Großsegel so weit wie möglich, sodass wir mit ganz klassischer Schmetterlingsbesegelung und Wind von hinten dahinrauschten. Tatsächlich hatte es die Krassy etwas eilig, denn obwohl wir lange nicht die ersten waren, die morgens den Hafen verlassen hatten, holten wir fast alle anderen Boote ein. Unsere alte Rennziege hat es auch vor dem Wind noch drauf! 

Es war ein ausgesprochen schöner Segeltag! Wieder wurden wir von Delfinen besucht, wir schleppten – leider erfolglos – unsere Angel hinter uns her und die Sonne schien. Naja, zumindest bis zum Mittag, denn ab da setzte ein uns wohl bekannter Effekt ein: die Sonne zog nach Süden (wie sie es gegen Mittag eben so zu tun pflegt) und unser ebenfalls nach Süden gerichteter Kurs mit weit aufgeworfenen Segeln sorgte dafür, dass diese einen Schatten warfen, der ziemlich genau die Größe und Form der Krassy hatte. Es wurde frisch und der von hinten ins Cockpit wehende Wind tat sein übriges dazu. Diesen Effekt kannten wir schon, denn auf unserer letzten Reise hatte er uns auf unserem Weg nach Portugal schon gehörig schlottern lassen… Da erwartet uns noch einiges. 

Bei Camariñas entschieden wir diesmal nicht in den Hafen zu fahren. Dort hatten wir auf unserer letzten Reise einen spektakulären Anleger bei wahnsinnig viel Wind hingelegt, der uns gut und gerne die Krassy hätte zerlegen können, wenn wir nicht beim ersten Versuch in die Box gekommen wären. 

Diesmal wollten wir ankern und das war absolut die richtige Entscheidung. Als wir in der wunderschönen Ankerbucht ankamen duftete es nicht nur eindringlich nach Pinienwald, wir waren auch fast allein dort. Nur 2 oder 3 Boote lagen schon dort und so konnten wir uns einen schönen Platz aussuchen, an dem unser Anker direkt hielt. Es war geschützt und sonnig und die Kulisse mit den satt-grünen Hügel um uns herum war traumhaft schön. 

Kurz nach unserer Ankunft kam aber natürlich die Invasion unserer kleinen Flottille. Alle hatten unterwegs entschieden weiterzufahren, denn der Segeltag war einfach zu herrlich. Bald war die kleine Bucht gut besucht, aber das freute uns sehr, denn wir kannten uns ja bereits fast alle. Schnell wurden die Dinghies bereit gemacht und wir statteten uns gegenseitig Besuche ab und flitzen mit unseren Schlauchbooten durch das ruhige Wasser. Eigentlich wollten ein paar der Jungs auch noch ein kleinen Dinghy-Rennen veranstalten, aber dafür war dann irgendwie doch keine Zeit mehr… 

Zum Abendessen waren wir auf der Anna eingeladen und wurden dort von Ludger und Simone mit leckeren Nudeln und tollen Gesprächen verwöhnt. Gianni und Johanna von der Mondial kamen später auch noch dazu und so verbrachten wir mal wieder einen großartigen Abend unter Seglern. 

Heute sollte es weiter gehen und während einige schon sehr früh Anker auf gingen blieben wir noch ein wenig länger in der schönen Bucht. Früh morgens ist der Wind schwach, also machten wir gemütlich. Die ersten Stunden segelten wir zusammen mit Anna bei perfekten Bedingungen bis zum Kap Finisterre, dem Ende der Welt. Anstatt mit wilder See und Sturm, wie man sich ein Weltende vorstellten würde, empfing uns dieses jedoch mit Flaute. Der Wind schlief komplett ein und die Crew der Anna entschied sich, hinter dem Kap in eine Ankerbucht zu gehen. Wir fuhren, etwas grummelnd, denn der Motor musste wieder mithelfen, weiter bis in die Ría von Muros, wo wir mit der Mondial verabredet sind. Heute waren wir die letzten in der Flotte, aber das macht nichts, denn ab jetzt wollen wir Tempo rausnehmen und uns in den Rías ganz viel Zeit nehmen. 

Es ist hier so unfassbar schön, dass es eine Sünde wäre weiterzuhetzen.

Nachdem unser Anker gefallen war entschieden wir ganz spontan noch eine Runde schwimmen zu gehen. Die Luft war warm und das Wasser glasklar, auch wenn wir wussten, dass es eiskalt sein würde. Aber wenn man erst mal drin ist – dann ist es immer noch eiskalt! 

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