Eastbourne, Großbritannien
An unserem heutigen Hafentag waren wir ausnahmsweise mal getrennt beschäftigt. Es war viel zu tun und so teilten wir uns auf um alles erledigt zu bekommen.
Gleich nach dem Frühstück fing Christian an die Krassy einmal komplett auseinander zu nehmen. Er wollte – oder besser gesagt musste – eine neue GPS-Antenne einbauen. Klingt einfach, ist es aber keineswegs. Dieses kleine Projektchen war noch liegengeblieben, denn es gehörte zu der langen Liste an Dingen, die wir eigentlich noch vor der Reise hatten erledigen wollen. Jetzt war Zeit dafür.
Warum eigentlich eine neue Antenne? Unsere alte Antenne war genau das: alt. Verrückterweise führte das dazu, dass die Daten an unserer Funke nicht mehr stimmten. Statt ein aktuelles Datum zu senden, schickte die Funke immer ein Datum aus 2007. Theoretisch nicht schlimm, aber im Notfall wäre das irgendwie ungünstig. Noch dazu hatte Christian den Eindruck, dass unser AIS nicht so ganz richtig arbeitete, denn unter anderem zeigte Marine Traffic unsere Position immer in Nordrichtung, statt in unserer eigentlichen Fahrtrichtung. Das könnte zwar auch andere Gründe haben, aber Christian vermutete dahinter die olle Antenne. Als Zwischenlösung hatte er vor einiger Zeit eine billige GPS-Maus eingebaut, die aber auch nur so mäßig gut funktionierte.
Alle Materialien für dieses Unterfangen waren da, eine neue Antenne, alle Kabel und Anschlüsse, es konnte los gehen. Dumm war nur, dass die Kabel wieder mal quer durch das halbe Boot verlegt werden mussten und so explodierte innerhalb von Minuten eine Chaosbombe auf der Krassy. Der gesamte Inhalt der Achterkabine und aller Schränke im Achterschiff ergoss sich im Salon, Werkzeuge, Kabelbinder, Kautschukband und andere Utensilien bedeckten jede freie Fläche. In der Achterkabine war der Himmel zur Hälfte abgelöst.
Da man bei solchen Projekten meistens in irgendeinem sehr engen Schrank arbeiten muss kann man diese Dinge kaum zu zweit erledigen.
Ich habe mittlerweile gelernt nicht mehr allzu oft zu fragen, ob ich helfen kann, denn der Frustfaktor ist bei solchen Projekten meist recht hoch und so bekomme ich in der Regel eine ruppige Zurückweisung.





Ich hatte heute eh ein paar andere Dinge auf meiner Liste. Allen voran musste dringend mal unsere Wäsche gewaschen werden. In den letzten zwei Wochen hatte sich ein stattlicher Berg miefiger Klamotten angesammelt und da wir heute die Zeit und eine gut ausgestattete Marina hatten war es die perfekte Gelegenheit.
Mit zwei großen Beuteln voll Schmutzwäsche stiefelte ich also los. Die Maschinen nahmen natürlich nur Münzen und obwohl ich von meiner letzten Reise nach Großbritannien noch britische Pfund übrig hatte reichte es natürlich nicht. Ich musste Geld wechseln. Die freundlich Dame im Hafenbüro wollte mich gleich wieder wegschicken. Sorry, aber mit Bargeld habe man hier leider gar nichts zu schaffen. Als sie mir gerade erklären wollte, dass ich zum 15 Minuten entfernten Supermarkt laufen müsste erwärmte sich offenbar ihr Herz und sie überlegte es sich noch mal anders. Nachdem sie einen Beutel mit Kleingeld aus irgendeiner Schublade gekramt hatte bekam ich eine Handvoll Münzen im Tausch gegen eine 10-Pfund-Note. Perfekt!
Ich hatte genug Kleingeld um nicht nur die Waschmaschine ans Laufen zu bekommen, sondern konnte zum Glück auch einen Teil der Klamotten in den Trockner werfen. Feine Sache so ein Wäschetrockner, so viel Luxus haben wir nicht mal zuhause…
Die guten T-Shirts bekamen eine Freilufttrocknung und während Christian unten werkelte hängte ich also unsere Klamotten an der Reling auf und legte einen Haufen Socken aus dem Trockner zusammen.
Als nächstes musste ich dringend unsere Vorräte aufstocken, denn in unseren Schränken und Gemüsenetzen herrschte mittlerweile schon wieder gähnende Leere. In der Nähe des Hafens gibt es einen riesigen Supermarkt und noch dazu eine Art kleines Einkaufszentrum mit verschiedenen Geschäften. Wir sind hier zwar ein ganzes Stück außerhalb der eigentlichen Stadt, aber der Bereich rund um den Hafen wurde vor einigen Jahren mit luxuriösen Apartments, Restaurants und eben jenem Einkaufszentrum ausgebaut. Es war ein kleiner Fußmarsch dort hin, aber das kam mir ganz gelegen, denn ein bisschen Bewegung war mir heute eh ganz recht.
Ich liebe es in fremden Ländern die Supermärkte zu erkunden. Dieser hier hatte das Kaliber eines Walmart in den USA und beanspruchte entsprechend viel von meiner Zeit. Die Regalreihen waren endlos und voll mit interessanten Produkten. Ich kaufte jede Menge Obst und Gemüse, ein paar Konserven und natürlich ein bisschen von der guten Galaxy-Schokolade und ein großes Stück Blue Stilton für Christian. Meine Begrenzung war die Kraft in meinen Armen, denn natürlich musste ich meine Einkäufe auch wieder zurück zum Boot tragen.
Was mich ein bisschen erschreckte war die riesige Menge an Fertiggerichten, die man hier bekommt. Süßigkeiten, Chips und Softdrinks machten neben den in Plastik verpackten Mikrowellenessen gefühlt ein Drittel des Ladens aus.
Zurück an Bord war Christian immer noch fleißig am werkeln und machte dabei einen deutlich entspannteren Eindruck als sonst. Aus den Eingeweiden der Krassy wehte nur ganz gelegentlich mal ein Fluch zu mir hoch. Man merkt langsam den Urlaub…
Ich verstaute alle Einkäufe und half Christian dann dabei auch den Inhalt der Achterkabine wieder zurück an seinen Platz zu befördern. Das Verlegen der Kabel und Rumgeracke in den schwer zugänglichen und engen Schränken hatte Christian ganz schön geschlaucht. Noch dazu hatten wir seit dem Frühstück beide kaum etwas gegessen.
Als die Krassy wieder aufgeräumt war stiefelten wir zusammen noch mal zu dem großen Supermarkt, denn auch Christian wollte sich jetzt noch mal ein bisschen die Beine vertreten und sonst gibt es hier nicht viel zu sehen. Wie ein müder Zombie schleppte er sich durch die Regalreihen, denn jetzt hatten Unterzuckerung und Erschöpfung eingeschlagen. Schleunigst suchten wir uns am Hafen ein nettes türkisches Restaurant aus und ließen uns dort ein großartiges Abendessen schmecken. So ein Hafentag kann ganz erholsam sein, manchmal ist er aber auch anstrengender als ein Tag auf See…
Cooles T-Shirt, Christian! Hat die neue Antenne das gewünschte Ergebnis gebracht?
Liebe Grüße von Armin und Anja.
Danke 😊
Leider noch nicht… Christian ist noch dran, irgendwie hakt es noch mit dem AIS 🙄
Viele liebe Grüße!