39° 28,3‘ N, 009° 23,8‘ W
Vor der Küste Portugals
Diesen Satz hat unser lieber Ludger jeden Abend gesagt, wenn wir uns alle in unsere Betten verabschiedet haben. Und er hatte jedes Mal recht damit, denn wir hatten alle zusammen eine tolle Zeit! Jetzt haben sich nach ein paar letzten schönen Tagen in Baiona unsere Wege vorerst getrennt. Ludger hatte für uns noch mal ein großartiges Abendessen mit perfekt gegrilltem Entrecôte zubereitet und am Abend vor unserer Abreise Richtung Süden waren wir noch mal zusammen in einem richtig netten Restaurant essen.
Baiona hat uns noch ein paar ordentliche Regentage beschert, die den Abschied von Galizien ein wenig leichter machten. Der Regen wollte zwei Tage lang einfach nicht aufhören und man spürte jetzt sehr deutlich, dass der Herbst auch in Nordspanien angekommen ist. Für uns hieß das Flucht nach Süden, denn wir sind auf der Suche nach der Barfußroute. Ludger bleibt noch etwas im Norden, denn er erwartet noch Besuch.








Wir hatten sehr viel abgewägt, was wir machen wollen. Die Option in Baiona aus dem Wasser zu gehen wäre gut gewesen, allerdings war auch hier der Termin sehr spät angesetzt und ein Blick auf die Wettervorhersagen ließ uns mit der eindeutigen Entscheidung zurück, den Krantermin nicht wahrzunehmen. Nicht nur würden sich der Regen und der Nebel hartnäckig halten, es sollte auch ein starker Südwind einsetzen und dann würden wir festhängen. Die Strecken zwischen den Häfen in Portugal sind lang, hier würden wir mit Wind von vorne keinen Blumentopf gewinnen, weder unter Motor noch unter Segeln. Wir wollten also unbedingt die kleine Windlücke nutzen, die sich vor dem Südwind noch auftat und so entschieden wir in einem kleinen Gewaltmarsch von Baiona aus möglichst bis Lissabon durchzufahren. Es sollte eine reine Motoretappe werden, was uns zwar etwas nervte, aber diesmal ging es nicht anders.
Gestern früh klingelte also der Wecker, wir tankten noch mal auf und machten uns für das erste Stück zusammen mit der Anna auf den Weg. Wirklich schade, dass wir Ludger wahrscheinlich frühestens auf unserem Rückweg wieder treffen werden, aber so ist das leider beim Segeln. Trotzdem, Ludger, it was a great pleasure!
Da es immer noch neblig und feucht war und ein fast durchgehender Nieselregen in alle Ritzen kroch entschied Christian, der Sohn des legendären Kuchenbuden-Peter und manchmal ganz der Papa, dass wir für diese Etappe die Kuchenbude aufstellen. Zu segeln gab es eh nichts und so saßen wir gut geschützt, trocken und warm in unserem kleinen Zelt während die Krassy unter Motor nach Süden schaukelte.
Unsere Fahrt ist spektakulär ereignislos. Motoren ist einfach nur langweilig, also saßen wir rum, hielten Ausschau nach Fischerfähnchen, lasen und dösten. Abends hatten wir so wenig zu tun, dass wir einfach Pizza backten. So wurde es auch durch den laufenden Motor und den Backofen kuschelig warm in unserer Kuchenbude. Auf dieser Etappe hörten wir bereits von vielen, die furchtbar nervös auf die Reise gegangen waren. Zu dicht an Land wimmelt es von Fischerfähnchen und der Nebel ist hier zu dieser Zeit und vor allem bei dem feuchten Wetter sehr dicht. Dafür ist man vermeintlich sicherer vor den Orcas. Weiter draußen sind nicht mehr so viele Fähnchen im Wasser und der Nebel ist hier auch deutlich weniger. Wir entschieden uns also dazu weiter draußen zu fahren und verbrachten so eine sehr ruhige Nacht auf See. Schon tagsüber hatten wir unzählige Delfine gesehen, die uns auch mal wieder über längere Strecken begleiteten und sich an der leicht vibrierenden Krassy den Bauch kraulen ließen. Nachts ging es dann richtig los. Fast die gesamte Fahrt über plitschten und platschten die Delfine neben uns her und tollten wie verrückt durchs Wasser als wollten sie uns Geleitschutz geben. Wir sahen dabei in der stockfinsteren Nacht immer nur die durch das fluoreszierende Plankton beleuchteten Umrisse der Tiere. Ein unglaublicher Anblick!










Wir sind uns nicht ganz sicher, aber wir glauben, dass wir nicht nur Delfine gesehen haben, sondern auch einen Mondfisch, der sich an der Wasseroberfläche aufwärmte. Wir sahen im Vorbeifahren relativ dicht neben dem Boot nämlich ein paar Flossen aus dem Wasser winken. Mondfische sind die schwersten Knochenfische, die es gibt und sie können bis zu 3,30 m lang werden. Meist bleiben sie aber kleiner, wie auch der den wir vermeintlich sahen. Diese Fische halten sich gern in großen Wassertiefen auf, kommen dann aber an die Oberfläche und liegen dort einfach flach im Wasser wie ein Deutscher auf Malle. Bei meiner Recherche über diese sonderbaren Fische fand ich heraus, dass sie gar nicht so selten vorkommen wie man denkt. Man findet sie fast überall auf der Welt, vom südlichen Pazifik bis hoch in den Skagerrak. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass wir tatsächlich so einen Fisch gesehen haben.
Von Baiona aus passierten wir Viana do Castelo (wo Ludger abbog), Povoa de Varzim, Porto, was uns beiden leid tut, Figuera da Foz, Nazaré und Peniche. Die meisten dieser Orte hatten wir schon auf unserer letzten Reise besucht und begeistern konnten uns nur Viana und Porto. Wir sind also nicht allzu traurig, das nördliche Portugal diesmal ausgelassen zu haben. So gewinnen wir Zeit uns den Süden intensiver anzusehen und kommen vor allem schneller dort hin, wo die Sonne scheint.
Über dem großen Unterwasser-Canyon vor Nazaré packten wir mal wieder die Angel mit einem unserer neuen Köder aus. Dort müsste man eigentlich wegen der stark abfallenden Wassertiefen was fangen können. Tja, leider waren wir unter Motor eben doch recht schnell unterwegs und so kam der Köder immer wieder hoch an die Wasseroberfläche. Es dauerte nicht lange, da kreisten schon die Möven über unserem Köder. Auf diese Weise haben wir auf unserer letzten Reise mitten auf dem Atlantik mal versehentlich einen Seevogel geangelt. Das wollten wir möglichst nicht wiederholen, also zogen wir hektisch unsere Angel wieder zurück an Bord und gaben den Versuch auf. Wird schon noch ein paar Gelegenheiten zum Angel geben…
Noch sind wir unterwegs und wägen ab, ob wir eine Nacht in Peniche zum ausruhen einlegen oder ein paar Stunden weiter bis nach Cascais oder Oeiras direkt vor Lissabon weiterfahren. Es sieht aber eher nach Weiterfahren aus. Wo auch immer wir ankommen, schon jetzt merken wir, dass es deutlich freundlicher und wärmer geworden ist.