Englischer Kanal, Großbritannien
Jetzt habt ihr mal ein paar Tage nichts von uns gehört. Das liegt daran, dass bei uns nicht viel los war. Wir haben ein wenig mit uns gerungen, was die Planung für die nächsten Tage angeht. Das Wetter ist momentan etwas instabil, denn es ziehen so einige Tiefdruckgebiete über Island und die nördlicheren Breiten und bringen uns dabei nicht nur viel Wind, sondern auch sehr kalte Luft.
Während also in der Heimat noch mal der Sommer aufgeblüht ist, frieren wir uns gerade den Allerwertesten ab… Von wegen Barfußroute!
Die Kälte, der Regen und auch die Unentschlossenheit über unsere weitere Route drückte in den letzten Tagen ein wenig auf die Stimmung. Mal wieder kam bei uns der Eindruck auf festzuhängen. Nach ein paar Tagen am selben Ort, egal wie schön es dort ist, passiert uns das oft.
Aber was war eigentlich der Plan? Wir wollten sehr, sehr gerne auf die Isles of Scilly, die südwestlich vorgelagerte Inselgruppe. Hier soll es wunderschön sein, denn der Golfstrom sorgt auf diesen Inseln nicht nur für ein unvergleichliches Klima, hier gibt es auch türkisblaues Wasser, viele verschiedene Tiere, darunter jede Menge Seehunde und sogar die niedlichen Puffins, und eine außergewöhnliche Fauna. Die Inselgruppe soll eine Reise auf jeden Fall wert sein und wir waren natürlich Feuer und Flamme. Um die Inseln zu besuchen bräuchten wir unser altes Dinghy, denn dort gibt es keine klassischen Häfen. Hier wird geankert oder an Bojen festgemacht. Durch den Tidenhub wird es stellenweise so flach, dass man bei Ebbe sogar zwischen den Inseln zu Fuß hin und her laufen kann.
Wir beobachteten also die Wettervorhersagen und die wurden immer düsterer. Die Scillies zu erreichen wäre kein Problem und einen Tag lang hätten wir auch ganz gutes Wetter, aber dann sollte der Wind aufdrehen und zwar nicht zu knapp. Die einzige Windrichtung bei der das Haupt-Bojenfeld völlig ungeschützt ist, ist Nordwestwind. Wollt ihr raten, welche Windrichtung vorhergesagt war? Genau. Natürlich könnte man in geschütztere, kleinere Buchten gehen, müssten dann aber trotzdem bei sehr viel Wind und Welle mit dem Dinghy anlanden.
Schweren Herzens gaben wir den Plan auf die Scilly Islands zu besuchen. Zusätzlich zum Wind war auch noch Regen vorhergesagt und so schien es, dass es wohl einfach nicht sein sollte.
Statt dessen sind wir jetzt auf dem Weg nach Frankreich, denn heute ist der Wind genau richtig dafür, nicht zu stark und aus der richtigen Richtung. Es verspricht eine ruhige, aber eiskalte Überfahrt zu werden. Die herbstlichen Temperaturen gehen uns langsam gehörig auf die Nerven und so wollen wir jetzt endlich weiter in Richtung Süden kommen, in der Hoffnung, dass es dort etwas wärmer wird. Momentan bringt ein Luftstrom, der direkt von Spitzbergen nach Südeuropa weht eisige Kälte mit sich. Danach erwartet uns der portugiesische Norder, der uns schon auf unserer letzten Reise ordentlich runtergekühlt hatte und erst ab Lissabon scheint es erkennbar warm zu werden.
Gestern war der Tag völlig verregnet. Wir entschieden uns also endlich mal das „National Maritime Museum“ zu besuchen, das direkt in Sichtweite unseres Liegeplatzes lag. Das Museum erzählt einiges über die Seefahrt, besonders in Cornwall, und in der Ausstellung findet man viele verschiedene Arten von kleinen Booten, die alle eine Geschichte erzählen. Es gibt eine Bootsbauwerkstatt, bei der man live beim Bau eines Schiffes zusehen kann (war gestern allerdings nicht in Betrieb) und ein Becken, auf dem man selbst kleine Segelboote steuern kann.
Im Untergeschoss konnte man eine Art Gezeitenbecken bewundern bei dem man durch eine dicke Glasscheibe die Unterwasserwelt des Hafens beobachten kann, natürlich ergänzt um jede Menge spannende Informationen zu diesem Thema.











Man erfährt einiges über den Handel per Schiff zwischen Spanien und Großbritannien, die großen Weltumsegler wie Dame Ellen McArthur, die von Falmouth aus auf ihre Einhand-Weltumsegelung mit der Rekordzeit von nur ca. 77 Tagen gestartet ist und kann ein verrücktes kleines Boot bewundern, das mit nur 1,68 Meter, das kleinste Segelboot ist, mit dem jemals der Atlantik überquert worden ist.
Aktuell gibt es zudem noch eine nett gemachte Sonderausstellung über Piraten, die über das Goldene Zeitalter der Piraterie erzählt und dabei auch kritisch hinterfragt, ob denn wirklich alles so golden war.
Jetzt segelt die Krassy endlich wieder und ausnahmsweise scheint sogar ein bisschen die Sonne. Wir sind gerade erst losgefahren und wurden schon ein paar Mal von Delfinen besucht. Hier ist gut was los, neben mehreren Delfinschulen kann man sogar stellenweise beobachten, wie die Möwen und einige größere Fische, vielleicht Thunfische unter der Wasseroberfläche auf die Jagd gehen.
Unser Ziel ist erst mal Camaret-sur-Mer und dann schauen wir mal, wann sich ein gutes Wetterfenster für die Biskaya-Querung ergibt. Aber eins nach dem anderen.
Moin,
heute Nacht seid ihr wieder kurzzeitig auf dem AIS aufgetaucht, nachdem eure letzte Position als vor Anker liegend vor Falmouth angezeigt wurde. Hatte mich schon gewundert warum ihr den schönen Wind nicht nutzt. Scheinbar aber habt ihr ihn doch genutzt um dem kalten Wetter zu entkommen.
Gute Fahrt!
Henning
Moin,
vielen Dank! Die Überfahrt war ein bisschen spontan und für AIS waren wir zu weit von der Küste entfernt. Wollten mal testen, ob ihr es merkt 😉
England war richtig toll, aber langsam wurde es uns da zu frisch. Hier in Spanien ist es noch ein wenig sommerlicher.
Viele liebe Grüße!
Dann erholt euch nun erstmal bei einem kalten Bier von der Fahrt.
Hatte erwartet, dass euer AIS um Brest herum empfangen wird, aber nix. Hattet ihr bestimmt extra aus um euch nicht zu verraten 😉
PS: Christian sieht man im Hafen immer nur Bier trinken – sehr sympathisch 🙂
Stimmt 😂 das kann er besonders gut!