Sturm und Gedränge

Oeiras, Portugal

In den letzten Tagen habt ihr mal nicht so viel von uns gehört. Aber keine Sorge, wir sind noch da! 

Oeiras ist für uns der Ausgangspunkt für Ausflüge nach Lissabon gewesen. Man ist von hier aus mit der Bahn für einen schmalen Taler und in einer knappen Stunde mitten in der Großstadt. Die Züge fahren von Cascais aus alle 20 Minuten in die Stadt und so können wir ganz bequem in Oeiras zusteigen. 

Wir waren zweimal in Lissabon. Am ersten Tag machten wir die große Erkundungstour und liefen dabei kreuz und quer durch die Stadt, besuchten ein paar Hotspots und ließen uns ansonsten einfach treiben. Die Stadt selbst ist wunderschön mit ihren Pflasterstraßen und den in die Hügel gebauten alten Häusern. Überall findet man kleine Parks oder wunderschön angelegte Plätze und sogar die alte Kabelbahn ist noch in Betrieb und so kann man mit den antiken Straßenbahnen durch die Stadt zockeln. Viele Häuser haben Fassaden aus den traditionellen portugiesischen Kacheln und natürlich verleiht der an der allgegenwärtige Fluss Tejo der Stadt ein ganz besonderes Flair. 

Aber. Ja, es gibt ein aber. Lissabon ist so überlaufen von Touristen, dass es kaum auszuhalten ist. Schon bei unserem letzten Besuch vor 7 Jahren ist uns das aufgestoßen und es ist seit dem kein bisschen besser geworden. Egal wo man hingeht, alles, wirklich alles ist auf Tourismus ausgelegt. Statt Portugiesisch hört man fast überall nur amerikanisches Englisch oder Deutsch, aber die Touristen strömen aus der ganzen Welt in die portugiesische Hauptstadt. Anders als noch in Spanien, wo wir immer erst mal versuchten uns in der Landessprache zu verständigen, kann man hier einfach gleich auf Englisch losplappern. Das widerstrebt uns zwar ein bisschen, macht uns aber auch das Leben etwas leichter, denn Portugiesisch ist wirklich schwer zu verstehen. 

An einigen Orten hat der Tourismus absurde Züge angenommen. Im Stadtteil Belém beispielsweise gibt es eine Bäckerei, die laut der einschlägigen Reiseführer die originalen Pastel de Nata, die berühmten kleinen Puddingteilchen, verkaufen soll. Wir kamen dort eher zufällig vorbei und sahen eine Schlange, die schier endlos die Straße hinauf reichte. Pastel de Nata gibt es hier an jeder Ecke! So gut kann es gar nicht sein, dass wir uns dafür so lange anstellen würden.

Jeder Park verlangt Eintritt und sogar der berühmte Aufzug, der den Baixa de Lisboa, die Unterstadt, mit dem Bairro Alto, der Oberstadt verbindet, kostet für eine Fahrt stolze 6€. Dabei gehört der Fahrstuhl offiziell zu den ÖPNV, denn er wurde ursprünglich errichtet um der älteren Bevölkerung den mühsamen Weg auf den Hügel zu erleichtern. Mit unserer Tageskarte für die Bahn konnten wir also kostenlos mit dem Aufzug fahren. 

Ein Restaurant zu finden, das keine Speisekarte mit Bildern der Gerichte hatte, war fast unmöglich und nachdem wir am ersten Tag schon etliche Kilometer in den Beinen hatten, entschieden wir wieder zurück nach Oeiras zu fahren. 

Der schnellste Weg zurück war dabei tatsächlich die alte Tramlinie mit den antiken Kabelbahnen. Wir quetschten uns also in die alte Bahn und beobachteten fasziniert, wie fast alle Fahrgäste mit ihren Handys aus den offenen Fenstern gelehnt die Fahrt filmten. Schaute man dabei mal auf die Displays war schnell klar, dass sich wahrscheinlich kein vernünftiger Mensch diese Videos jemals wieder ansehen würde… 

Am nächsten Tag durfte ich mal so richtig schön ausschlafen, denn Christian war morgens damit beschäftigt meinen Geburtstagskuchen zu backen. Als der Kuchen abgekühlt und glasiert war durfte ich aus der Koje kriechen und wurde mit einem wunderschön gedeckten Geburtstagstisch empfangen. Es gab dieses Jahr einen Himbeer-Joghurt-Kuchen, der wieder super lecker schmeckte! 

Wir frühstückten ganz gemütlich und wollten uns dann noch mal auf den Weg nach Lissabon machen. Unsere Freunde von der Larossa und Carinya waren von Cascais aus ebenfalls unterwegs in die Stadt und so verabredeten wir uns zunächst auf einen Kaffee. 

Wir trafen uns draußen vor dem berühmten Time Out Market, einer riesigen Halle mit einer Art Food Court in dem man alle möglichen – sehr teuren – Speisen bekommt. In der Halle war es so laut und wuselig, dass wir schnell die Flucht ergriffen hatten und uns statt dessen draußen einen kleinen Cafétisch suchten. 

Wir spazierten anschließend alle gemeinsam in die Stadt wo ich mir noch ein kleines Geburtstagsgeschenk machte und als sich Leonie und Martin mit ihrer kleinen Tochter irgendwann verabschiedeten, zogen wir zusammen mit Nicole und Gerrit von der Carinya noch weiter. 

Diesmal umgingen wir so weit es möglich war die Touri-Hotspots und nach etwas längerer Suche fanden wir hoch auf einem Hügel in Alfama ein richtig nettes Restaurant. Wir bestellten alles mögliche von der Karte und schnabulierten uns so durch den Nachmittag. Als es langsam dunkel wurde machten wir uns auf den Rückweg zu unseren Booten. Es war ein richtig toller Geburtstag! 

In der folgenden Nacht prophezeite uns die Wettervorhersage Übles. Ein kleiner Hurrikan war im Anmarsch und sollte hauptsächlich die galizische Küste weiter im Norden treffen. Wir sollten nur die unteren Ausläufer mit Böen bis zu 8 Windstärken abbekommen, während für Galizien bis zu 10 oder 11 Windstärken vorausgesagt waren. Mit dem Wind sollte aber vor allem ein heftiger Schwell mit Wellen von über 8 m Höhe vom Atlantik heranrollen. 

Bei uns war die Nacht erstaunlich ruhig. Der Wind blies zwar ordentlich, aber wir lagen so gut geschützt im Hafen, dass wir ziemlich gut schlafen konnten. Aus dem Norden hörten wir am nächsten Morgen, dass es zwar ordentlich zur Sache ging, aber alles in allem auch gut erträglich war. Gut zu hören, auch wenn einige Häfen entlang der Küste aktuell wegen des Schwells noch gesperrt sind. 

Da wir wegen des Wetters eh einen Hafentag eingeplant hatten blieben wir also in Oeiras. Statt wie erwartet Regen und Sturm bekamen wir sogar einen schönen sonnigen Tag, den Christian für eine Laufrunde und ich für einen Gang zum Supermarkt nutzten. Die Portugiesen sind unfassbar sportlich. An der Promenade, die fast den gesamten Tejo entlang bis nach Lissabon reicht sieht man Tag und Nacht Läufer jeden Alters, die ausnahmslos topfit sind. Hier wird nicht schwer geatmet, dafür werden gern die Muskelpakete beim Laufen ohne T-Shirt präsentiert. Klar, dass Christian da mitmachen wollte…

Gestern allerdings dominierten nicht die Läufer die Promenade, sondern die Surfer. Der nächtliche Sturm hatte eine beeindruckende Brandung mitgebracht, die die Wellenreiter in Scharen anlockte. Überall im Wasser warteten die in Neopren-Anzüge gehüllten Surfer auf die heranbrechenden Wellen und ritten diese mit beeindruckendem Können aus. Ungefährlich war das sicher nicht, den ein oder anderen sah man auch mit den Wellen auf die Steine rauschen und hier und da humpelten die Surfer mit ihren Boards unter dem Arm über die Promenade. Neben den Surfern war auch eine ganz Reihe Fotografen mit professionellem Equipment am Start. Hier war richtig was los! 

Unser Abend endete mit einem sehr leckeren Essen auf der Krassy und einem ausgiebigen Telefonat mit Freunden aus der Heimat.

Für uns geht es nachher weiter, denn wir werden uns heute noch tiefer den Tejo hinauf in einen anderen Hafen verholen. Der Grund dafür ist, dass wir am Freitag unseren Krantermin in einer Werft auf der anderen Seite des Flusses haben. Wir müssen dort bei Hochwasser kranen, also recht früh morgens, und so sind wir schon mal in der Nähe, wenn es am Freitag losgehen soll. Wir bleiben über das Wochenende auf dem Trockenen und haben dann ausreichend Zeit unser Seeventil auszutauschen. Aktuell sieht es wind-mäßig für die Weiterfahrt nach Süden eh nicht gut aus, also passt uns die gut genutzte Pause sehr gut. 

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2 thoughts on “Sturm und Gedränge

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe Steffi! Den genauen Tag kann ich nur raten, aber unsere Wünsche kommen von Herzen! 😘😘
    Hoffentlich klappt alles mit dem kranen und dem neuen Ventil, so dass die Karibik wieder ein bisschen näher rückt. Wir sind immer wieder beeindruckt von euren Fotos, ich werde mir mein paar Perspektiven abgucken, das gibt den Bildern noch den letzten Pfiff.
    Liebe Grüße von Anja und Armin aus dem stürmischen Bremen (das Wetter war heute unterirdisch)

    1. Vielen lieben Dank euch beiden! ☺️ Der genaue Tag war der 8. Oktober. Dank der Arbeiten in der Werft bin ich leider erst jetzt dazu gekommen euch zu antworten. Bisher hat alles gut geklappt, aber das könnt ihr gleich nachlesen 😅
      Ganz viele liebe Grüße zurück nach Bremen! 🥰

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