Washington D.C., USA
Für unseren Road Trip hatten wir eigentlich nur einen Zeitplan, wir wollten spätestens um 13 Uhr in Portsmouth losfahren um pünktlich am Abend im Hotel eingecheckt zu sein, denn für diesen Abend hatten wir etwas ganz besonderes vor. Wir hatten Karten für ein Konzert von Metallica!
Nach Washington sollte die Fahrt ca. 3 Stunden dauern, mit einem Stopp für ein kurzes Mittagessen sollte es also reichen um pünktlich anzukommen und dann einigermaßen gemütlich zum Stadion in der Nähe unseres Hotels zu laufen. Aber es kam natürlich anders, denn uns ereilte eine Verzögerung, die wir schon seit längerer Zeit nicht mehr kennen: Amazon. Wir hatten ein paar Sachen in die Marina bestellt und der Tracker sagte uns, dass der Fahrer gegen Mittag ankommen sollte. Zeit genug um das Paket abzuholen und dann loszufahren. Naja, aber wer kennt das nicht?! Der kleine Punkt auf der Karte bewegte sich immer langsamer, je näher er kam und so zog sich die Zeit in die Länge. 13 Uhr war schon um und das Paket war noch immer nicht angekommen… Irgendwann beschlossen wir jetzt einfach loszufahren und auf das Päckchen zu pfeifen. Als wir an dem direkt um die Ecke vom Parkplatz stehenden Lieferwagen von Amazon vorbei kamen, stieg ich aus und tatsächlich drückte mir der freundliche Fahrer mein Paket direkt in die Hand. Alles klar, eine Sorge weniger! Metallica, wir kommen!
Die Fahrt zog sich dann auch länger hin als gedacht und so kamen wir im Hotel an, als gerade die erste Vorband zu spielen begann… Egal, die kannten wir eh nicht.
An der Rezeption erwartete uns dann allerdings eine sehr unangenehme Überraschung. booking.com hatte kurz vor unserer Abfahrt in Portsmouth eine Nachricht geschickt, dass ich meine Kreditkarte für die Buchung bestätigen sollte. Das tat ich und erhielt daraufhin eine Meldung, die neuen Daten seien erfolgreich hinterlegt. Irgendwo in meinem Bauch hatte ich aber schon die Befürchtung, dass hier nicht alles ganz richtig ablief. Und im Hotel kam dann die Bestätigung: Booking hatte meine Zimmerreservierung einfach gecancelt! An der Rezeption drückte man uns ein paar Kekse in die Hand und teilte uns dann mit, dass wir leider keine Reservierung mehr hätten. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, was in einem Hotel direkt am Stadion kurz vor einem Metallica-Konzert los ist, also war ich entsprechend angenervt. Die nette Dame an der Rezeption bot uns das letzte freie Zimmer an, das sie noch hatte und wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war der Preis dafür um einiges höher, als das, was ich ursprünglich reserviert hatte. Wir hatten allerdings weder die Zeit noch die Nerven uns jetzt auf die Schnelle noch ein anderes Hotel zu suchen, spät dran waren wir ja ohnehin schon und wahrscheinlich wäre sowieso im Umkreis von einigen Kilometern alles ausgebucht. Wir nahmen also das teurere Zimmer und bekamen immerhin als Entschädigung ein kostenloses Frühstück für den nächsten Morgen dazu.
Deutlich gestresster als uns lieb war, huschten wir nach diesem Drama nur schnell in unser Zimmer, legten unsere Sachen ab und machten uns auf den Weg. Es war den ganzen Tag über schon regnerisch gewesen und jetzt freuten wir uns endlich in einer überhitzten Konzerthalle auf unseren Rangplätzen ein frisch gezapftes Bier zu trinken und die größte Band der Welt zu sehen. Aber auch hier kam es anders… Zum Stadion sollte der Fußweg eine knappe Stunde dauern und so riefen wir uns ein Uber, das erstaunlicherweise gar nicht allzu lange auf sich warten ließ. Kaum unterwegs standen wir allerdings auch schon im Stau und mittlerweile war die erste Vorband schon fast durch… Kurz vorm Stadion stiegen wir aus dem Uber aus und liefen den Rest der Strecke, was deutlich schneller ging als den Stau auszusitzen. Erst als das riesige Stadion in Sicht kam ging uns auf, dass das hier keine Konzerthalle war, sondern ein OpenAir-Konzert! Natürlich hat so ein Football-Stadion kein Dach, hier würde es also reinregnen! Gut, dass wir unsere Jacken dabei hatten…
Aus dem Bier wurde dann übrigens auch nichts. Es gab zwar im Stadion an jeder Ecke Essens- und Getränkestände, aber die einheitlichen Preise, die hier abgerufen wurden, hauten uns fast aus den Socken: für ein DOSENbier sollten hier geschmeidige 20 Dollar bezahlt werden, plus Steuern, versteht sich. Was für eine Frechheit! Kein Bier der Welt kann so gut schmecken, dass es diesen Preis wert ist. Widerwillig kauften wir uns eine Flasche Wasser, die ebenfalls unverschämt teuer war. Die sonst in den USA omnipräsenten Wasserspenden hatte man übrigens in kapitalistischer Voraussicht abgestellt.
Unser Abend fing also mehr als unentspannt an, aber als Metallica dann die Bühne betrat, war das Konzert wie immer großartig! Ich höre schon seit vielen Jahren Metallica und war mit meinem Bruder, der ein wirklich großer Fan ist, schon auf einige Konzerten, unter anderem in Berlin, Hamburg und in den Niederlanden. Ich glaube mein erstes Metallica-Konzert habe ich vor fast 20 Jahren besucht. Mein Bruder und ich fuhren damals aus unserer Heimat in NRW mit meinem kleinen Golf nach Berlin. Meinen Führerschein hatte ich zu der Zeit noch nicht allzu lange und das war wahrscheinlich mein erste richtig große Fahrt. Die Karten für das Konzert hatte mein Bruder über den Metallica-Fanclub für unfassbare 10 Euro pro Karte gekauft und mit diesem Konzert wurde nicht nur das neue Album vorgestellt, sondern auch die große O2-Arena in Berlin eröffnet. Die Band spielte so lange, dass wir irgendwann kaum noch stehen konnten, aber es war ein unvergessliches Erlebnis! Für solchen Luxus wie Hotelzimmer hatten wir damals übrigens kein Geld, also fuhren wir nach dem Konzert mitten in der Nacht noch über drei Stunden zurück nach Hause. Wie jung wir damals noch waren… und unglaublich, dass uns damals der ganze Abend inklusive Konzerttickets und Benzingeld für die Fahrt wahrscheinlich das gekostet hat, was wir heute für 3 Biere bezahlt hätten…
Für Christian war es das erste Konzert von Metallica, aber die Band nahm ihn und alle anderen, die sie an diesem Abend zum ersten Mal live erlebten, herzlich in die „Metallica-Family“ auf. James, Lars, Kirk und Rob spielten Songs von ihrem aktuellen Album 72 Seasons und – zu meiner besonderen Freude – auch viele alte Klassiker der Band, darunter natürlich Fuel, Sad But True, Master of Puppets, Enter Sandman und ihr bekanntes Nothing Else Matters. Die Herren sind deutlich gealtert, aber ihre Musik beherrschen sie noch immer meisterhaft! Metallica ist ein bisschen wie Star Wars, das Publikum reicht von denjenigen, die damals in den 70er Jahren noch die Erstaustrahlung im Kino gesehen haben bis in die heutige Jugend. Kaum eine Band hat so ein breit gefächertes Publikum und gewinnt nach so langer Zeit immer noch Fans dazu.


















Das Stadion war trotz des offenen Dachs übrigens ziemlich beeindruckend und da zum Glück pünktlich zum Start des Auftritts der Band der Regen aufhörte, war es angenehm an der frischen Luft zu sein, auch ohne Bier. Was ich diesmal allerdings zum ersten Mal erlebte war, dass es keine einzige Zugabe gab. Auf früheren Konzerten dauerten die Zugaben manchmal so lange, dass man irgendwann als Zuschauer schon keine Lust mehr hatte, aber an diesem Abend war das anders. Wir vermuten allerdings, dass es hauptsächlich an den Fans lag. Das Publikum in Washington war erstaunlich statisch. Vielleicht lag es an den hohen Bierpreisen, aber normalerweise rocken die Leute vor der Bühne deutlich mehr mit. Noch bevor der letzte Song zuende war, strömten die ersten Leute schon zu den Ausgängen, vermutlich um als erstes den riesigen Parkplatz zu verlassen und nicht im Stau zu stehen. Aber wäre ich auf der Bühne gewesen hätte ich wahrscheinlich auch keine Zugabe für ein halbes Publikum mehr gespielt… Schade, aber nicht ganz überraschend.
Nach dem Konzert entschieden wir den Rückweg zum Hotel zu Fuß anzutreten, denn im Verkehrschaos ein Uber zu ergattern wäre ohnehin aussichtslos gewesen. Die Nacht war mittlerweile übrigens so kalt geworden, wie ein Herbsttag in Norddeutschland. Sowas sind wir nach den heißen Monaten in Südeuropa und der Karibik wirklich nicht mehr gewohnt. Nach dem anstrengen Tag und dem langen Abend fielen wir dann hundemüde ins Bett bis der Wecker uns früh am nächsten Morgen zum Hotelfrühstück schickte…
Nach dem Konzert wollten wir natürlich die Hauptstadt erkunden und so verließen wir nach einem ausgiebigen Frühstück unser Luxuszimmer und fuhren weiter zu einem deutlich günstigeren Hotel im Speckgürtel von Washington. Hier stellten wir unser Auto ab und fuhren mal wieder mit einem Uber in die Stadt.
Washington D.C. ist eine der schönsten Städte in Amerika. Hier ist nicht nur der Regierungssitz, sondern auch eine ganze Reihe großartiger und vor allem kostenlos zugänglicher Museen. Die Stadt ist ausgesprochen sauber, toll gepflegt und mit den riesigen Parks und wunderschönen alten Gebäuden ein echtes Juwel. Will man Washington erkunden, dann gibt es ein paar Dinge, die man nicht verpassen darf: das Weiße Haus, das Kapitol, das Washington Monument und der Reflecting Pool mit dem Lincoln Memorial stehen dabei natürlich ganz weit oben auf der Liste.
























Für uns stand aber als erstes das Smithsonian National Air and Space Museum auf dem Plan. Ich war vor vielen Jahren schon mal hier und war damals schon ziemlich begeistert. Diesmal war leider ein großer Teil des Museums wegen Renovierung geschlossen, also konnten wir nur einen Teil der Ausstellung sehen, für den wir allerdings auch fast den ganzen Nachmittag brauchten. Da uns der lange Abend und die kurze Nacht noch in den Knochen steckten, schleppten wir uns ein wenig zombiehaft durch die beeindruckende Ausstellung, aber nach einem großen Becher Kaffee waren wir wieder voll hergestellt.












In Washington wimmelt es von Schulklassen, denn wie es scheint macht jeder amerikanische Schüler früher oder später einen Schulausflug in die Hauptstadt. Anders als in Deutschland tragen die Kinder dabei immer T-Shirts oder Kappen mit einem Logo ihrer Schule oder einem aufgedruckten Slogan ihrer Reise. Man kann also immer direkt erkennen, wo die Kinder hingehören. Wenn ich so an meine eigenen Klassenfahrten denke – da war das anders…
Für die Hauptstadt nahmen wir uns zwei volle Tage Zeit, denn wie gesagt gibt es hier einiges zu entdecken. Neben den großen Sehenswürdigkeiten besuchten wir heute noch das National Museum of Natural History mit einer umfassenden Ausstellung über Naturkunde. Hier gibt es nicht nur jede Menge ausgestopfte oder nachgebaute Tiere aus der ganzen Welt sowie deren Skelette, man kann auch Fossilien und Edelsteine – darunter den berühmte Hope-Diamanten – bewundern und so einiges über anthropologische Themen lernen. In der Abteilung mit den Dinosauriern mussten wir beide feststellen, dass wir die ganzen Namen der verschiedenen Dino-Arten vergessen haben. Was man als Kind noch aus dem Stand runterbeten konnte, war jetzt wie weggeblasen. Wer von euch ohne nachzuschlagen noch weiß, wie die großen, pflanzenfressenden Dinos mit den langen Hälsen heißen, der kriegt 10 Punkte!














Eine Stadt wie Washington zu erkunden geht ganz schön in die Beine. Nachdem wir in den letzten Tagen insgesamt fast 60.000 Schritte gemacht haben, freuen wir uns darauf morgen wieder ein paar Stunden lang im Auto zu sitzen. Da geht es dann für uns weiter in die nächste Großstadt und vielleicht könnt ihr euch ja schon denken welche das sein könnte.
Du liebe Güte, ihr seid schon in DC! Die Zeit rennt wirklich…. Das Museum wäre auch für mich der Hit,die Paläontologie hat mich schon immer interessiert, besonders beeindruckend sind die Apathosaurier (früher Brontosaurier), die größten Lebewesen, die je gelebt haben. Friedliche Pflanzenfresser von 40 Tonnen, leider strohdoof, da kaum Hirn🦕. Hach, endlich konnte ich mal wieder klugscheißen. Grüßt uns den Big Apple!
Liebe Grüße von Armin und Anja
Damit hast du auf jeden Fall unsere Frage richtig beantwortet! Das waren genau die Dinos, deren Name uns einfach nicht mehr einfallen wollte… Das Museum ist in jedem Fall wirklich sehenswert!
Toll, auf dem Metallica Konzert wäre ich auch gerne gewesen. Wir spielen übrigens mit unserer Oldie Band auf Marco’s Geburtstagsfeier und natürlich auch „Nothing else matter“. Ja die vielen Museen in Washington habe ich auch schon gesehen. Das Beste ist natürlich das Space Museum.
Euch noch viel Spass weiterhin..
Brigitte und Peter
Hallo Peter,
vielen Dank! Metallica ist immer wieder ein Highlight, aber leider mittlerweile auch ein teurer Spaß…
Das Air and Space Museum ist wirklich toll! An einigen Stellen merkt man leider, dass es auch ein wenig in die Jahre gekommen ist, da ist das Kennedy Space Center in Florida teilweise deutlich aktueller, was die Technik angeht. Ein Besuch lohnt sich aber auf jeden Fall sehr!