La Coruña, Spanien
Da wir jetzt im absoluten Genießer-Modus sind, machen wir morgens langsam. Wir schlafen aus, frühstücken in aller Ruhe und irgendwie verfliegt der Vormittag am Boot in Windeseile.
Gestern besuchte uns ein ganzes Grüppchen anderer Segler, alle aus Deutschland und wie wir unterwegs in Richtung Süden. Die einen wollen weiter ins Mittelmeer, die anderen eventuell auch in die Karibik. Es gab also viel zu erzählen und so quatschten wir eine ganze Weile. Es ist immer wieder nett, mit anderen Seglern ins Gespräch zu kommen, denn letztenendes haben doch alle ein gemeinsames Interesse.
Unsere Krassy hatte seit der Überfahrt über die Biskaya eine ordentliche Salzkruste, denn am Wind kommt immer viel Wasser übers Deck. Egal was man anfasste, immer klebten anschließend die Hände vom Salz. Da brauchte jemand dringend mal eine Dusche…
Wir spülten die Krassy also mit etwas Frischwasser ab. Normalerweise versuchen wir das zu vermeiden, denn gerade in Gebieten in denen Wasser knapp ist, ist es ein unnötiger Luxus sein Boot zu waschen und wenn möglich, kann man auch einfach den nächsten Regenschauer abwarten. Zumindest den Ankerkasten müssen wir aber entsalzen, denn sonst rosten uns die Gasflaschen weg und das wäre – sagen wir mal – suboptimal.
So langsam wollten wir nun aber los und noch ein wenig durch die Stadt stromern. Es machte sich auch mal wieder etwas Hunger breit und so beschlossen wir uns eine nette Tapasbar zu suchen und einen Happen zu essen. Lange suchen muss man hier übrigens nicht, denn Tapas bekommt man wirklich an jeder Ecke!
Bei unseren letzten Besuchen hatten wir eine kleine Tapasbar entdeckt, die ein wenig außerhalb vom Stadtkern lag und in der man keine Touristen antraf. Hier wurde ausschließlich Spanisch gesprochen (damals noch mit Händen und Füßen) und die Tapas waren nicht nur großartig, sondern auch unschlagbar günstig.
Diesen kleinen Laden wollten wir wiederfinden, auch wenn wir skeptisch waren, ob der noch existierte. In La Coruña war gerade Siesta – wir sind ja jetzt in Spanien, da ist Nachmittags alles zu – und so liefen wir erst mal eine ganze Weile durch die Stadt. Wir hatten beide noch eine grobe Erinnerung, wo der Laden war, suchten aber doch eine ganze Zeit lang danach. Tatsächlich fanden wir das kleine Lokal wieder, allerdings war es mittlerweile tatsächlich keine Tapasbar mehr, sondern ein Café.
Wir fanden trotzdem eine angemessene Alternative, einen winzigen Laden in dem eine freundliche Dame uns auf Spanisch erklärte, welche Tapas sie noch da hätte. Wir bestellten, freuten uns einen Keks darüber, dass unsere Bestellung verstanden wurde und genossen eine sehr leckere Portion Tapas mit spanischer Kartoffeltortilla, Chorizo, einem abgefahrenen Thunfisch-Eier-Salat, gebratenen Kartoffelscheiben und Brot. Dazu gab es für jeden von uns ein alkoholfreies Estrella Galizia vom Fass und unsere Rechnung belief sich auf nicht mal 12€. Unglaublich!
Genau diese Läden lieben wir. Hier sind die Möbel ein bisschen zusammengewürfelt, alles ist einfach gehalten, die Serviettenspender sind aus alten Kakaodosen selbst gebastelt und zu Essen gibt es, was die Küche noch da hat. Das macht viel mehr Spaß als im Restaurant von der Karte zu bestellen.
Wieso sprechen wir eigentlich plötzlich Spanisch? Tja, Duolingo sei Dank. In den letzten 3 Jahren lernten wir beide fleißig mit der Sprachlern-App. Niederländisch und Spanisch standen bei uns beiden auf dem Plan, wir gönnten uns aber auch den Spaß mal ein paar andere Sprachen auszuprobieren. Besonders lustig war dabei übrigens Klingonisch…
Ich habe irgendwann aufgehört mit der App zu lernen, aber Christian ist immer noch fleißig dabei jeden Tag zumindest eine Lektion zu machen. Er freut sich schon seit Monaten darauf endlich zu testen, ob es auch was gebracht hat und in Ermangelung echter Spanier quatschte er statt dessen mich jeden Abend in der neu erlernten Sprache voll. Christian ist ein Phänomen, denn wenn er mal ein Wort nicht kennt, dann denkt er sich eben einfach eins aus. Seine Trefferquote ist dabei gar nich mal so schlecht, aber gelegentlich greift er auch ins Klo…
Ich hab ihm übrigens verboten Französisch zu lernen, denn ich hab Angst, dass er mir dabei alle möglichen unsinnigen Phrasen einpflanzt und das bisschen Französisch das ich noch kann dabei völlig ruiniert…
Jetzt können wir aber endlich unsere Spanisch-Kenntnisse testen und stellen fest: wir kommen ganz gut klar. Zumindest für den Alltag um in einem Geschäft mit den Verkäufern umzugehen, im Restaurant etwas zu Essen zu bestellen oder für kurze Austausche mit den Einheimischen reicht es aus. Verstehen ist wie üblich leichter als Sprechen, aber Christian geht voll in die Offensive und nutzt jede Gelegenheit zum Üben.
Mich plappert er übrigens immer noch jeden Abend auf Spanisch voll, aber nach so langer Zeit hab ich mich langsam fast daran gewöhnt…










Mittlerweile war die Siesta vorbei und die Geschäfte öffneten wieder. Wir bummelten ein wenig durch die Läden, kauften ein bisschen ein und verbrachten einige Zeit in alten Buchläden, die meist aus durcheinander aufgestapelten, gebrauchten Büchern bestanden. Ich bin ein Riesen-Fan von Harry Potter, schon von Beginn an und habe die Bücher nicht nur auf Deutsch und Englisch gelesen, sondern auch auf Französisch und Niederländisch. Daraus ergab sich irgendwann eine kleine Sammelleidenschaft. Wann immer ich in einem fremdsprachigen Land bin kaufe ich mir dort den ersten Band der Reihe in der Landessprache. Spanisch hab ich noch nicht und ganz besonders scharf bin ich auf eine Ausgabe auf Gallego, dem galizischen Dialekt. Die gibt es nämlich, aber die Bücher sind rar. Allein in Spanien gibt es 4 Übersetzungen der Buchrreihe in lokale Dialekte: Asturisch, Baskisch, Galizisch und Katalanisch.
Gefunden haben wir das Buch noch nicht, aber vielleicht hab ich ja noch Glück, denn wir bleiben ja noch ein wenig länger in Galizien.
Es wurde langsam spät und wir wollten noch ein paar Lebensmittel einkaufen. Mitten im Ort gibt es einen großen Supermarkt, in dessen Obergeschoss vormittags auch ein großer Markt stattfindet. Der Markt war schon geschlossen, aber auch der Supermarkt hatte alles was wir brauchten. Wir kauften also Oliven, Käse, iberischen Schinken, Chorizo, frische Pimientos und was man eben sonst noch so braucht für einen schönen Tapas-Abend.
Zurück an Bord gab es ein kleines Tapas-Festessen! Die Chancen stehen gut, dass wir uns in den nächsten Wochen hauptsächlich von Tapas ernähren werden. Gibt schlimmeres…
Der Abend klang aus mit einem längst überfälligen Video-Telefonat mit guten Freunden aus der Heimat und so können wir getrost sagen: es war mal wieder ein rundum perfekter Tag!
Es gibt doch bestimmt auch spanische Shanties, um die Laune der Crew Mitglieder zu heben.
Hm, bring hier mal besser niemanden auf falsche Gedanken 😉 Gesungen wird hier schon genug… 🙂